Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

"Westlöffel & Ostkaffe"Quedlinburg ehrt Künstler Moritz Götze zum 60. Geburtstag mit Ausstellung

19. Mai 2024, 04:01 Uhr

Moritz Götze ist vor allem für seine Emaille-Kunst bekannt, die an Fassaden in Leipzig, Erfurt und Dresden zu sehen ist. Im Juli wird der aus Halle stammende Künstler 60 Jahre alt. Aus diesem Anlass feiert ihn seine Heimat Sachsen-Anhalt mit einer besonderen Ausstellung. Im Feininger Museum Quedlinburg werden Götzes Pop-Art-Karikaturen gezeigt. Die farbenfrohe Schau mit dem Titel "Westlöffel & Ostkaffe" erzählt aus dem Leben des Künstlers und was ihn aktuell umtreibt.

Schon im Innenhof des Museums Lyonel Feininger in Quedlinburg ist ein Moritz-Götze-Werk zu sehen: "Zeit raubt Schönheit" – geschaffen aus Emaille, dem wichtigsten Material des Künstlers. Ein blonder Junge blickt mit großen, wachen Augen auf seinen Kosmos: auf Bücher, Blumen, Alte Meister, Laptop und auf Käfer, Bohrmaschine, Bilder, Klebeband, auf eine Teetasse. Auch ein Bild, gemalt vom Enkel Moritz Götzes, hat der Künstler auf der Emaille verewigt – als Inspiration seiner Arbeitswelt. 

Ich wollte immer Museumsdirektor werden, dadurch habe ich so einen Hang zum Sammeln.

Moritz Götze

Das Emaille-Kunstwerk "Zeit raubt Schönheit" von Moritz Götze ist im Innenhof des Museums Lyonel Feininger in Quedlinburg zu sehen. Bildrechte: MDR/Blanka Weber

Künstler statt Museumsdirektor

Er habe eigentlich Museumsdirektor werden wollen, da er sich für Geschichte interessiere, sagt Moritz Götze. "Dadurch habe ich so einen Hang zum Sammeln." Im Sommer, am 26. Juli, wird Moritz Götze 60 Jahre alt. Er wurde 1964 in Halle in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Museumsdirektor ist er nicht geworden – dafür einer der bekanntesten zeitgenössischen Künstler aus Sachsen-Anhalt.

Künstlerfamilie: Moritz Götze (rechts) steht mit seinen Eltern Wasja und Inge (Mitte) sowie seiner Frau Grita (links) in seinem Atelier in der Saalestadt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch

Adina Christine Rösch, die Direktorin des Museums Lyonel Feininger, ist begeistert, Götze und seine Ausstellung nach Quedlinburg bekommen zu haben: "Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, es ist sehr kleinteilig – viele versteckte Objekte, verschiedene Botschaften – chiffriert, mal nicht chiffriert." Man könne sich wirklich lange an einem einzelnen Blatt oder Gemälde aufhalten.

Und so zeigt Rösch in den Räumen ihres Quedlinburger Museums die Kunst von Götze gleich 60 Mal. Darunter befindet sich zum Beispiel ein Bild, das er im Alter von zwölf Jahren malte. Auch kann man in der Schau seine ersten Drucke sehen, die Götzes Durchbruch als Künstler waren. Und man entdeckt, dass er seine frühen Grafiken zunächst mit viel olivgrün gestaltet hatte – erst später wurden klare Farben und prickelnde Pastelle sein Markenzeichen.

Moritz Götze und Museumsdirektorin Dr. Adina Christine Rösch vor der Emaillemalerei des Künstlers mit dem Titel "Zeit raubt Schönheit" Bildrechte: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Foto: Ray Behringer

Geprägt von Pop-Art

Dass er vor allem die Primärfarben rot, blau gelb verwendet, führt der Künstler selbst auf seine Prägung aus Kindertagen zurück. "Wahrscheinlich hat das auch damit zu tun, dass ich aus einem künstlerischen Pop-Art-Elternhaus komme, wo die Bilder meiner Eltern immer sehr farbig, sehr primärfarbig waren."

"Pegasus (nach Schinkel)", Moritz Götze, 2019 Bildrechte: VG Bild-Kunst Bonn, 2024

Seine Kunst ist nie depressiv, immer einladend und eher fröhlich, heiter, beschwingt – dem Leben zugewandt. Botschaften gibt es in den Bildern nicht, Geschichten schon. Doch jeder soll diese für sich interpretieren. Vorgeben möchte Götze nichts. Museumschefin Rösch hebt seine vielen verschiedenen Einflüsse hervor: "Man erkennt natürlich einzelne Elemente des Pop-Art, Comic-Elemente, viele verschiedene Vorbilder – gerade auch in den Historienbildern, die von Moritz Götze adaptiert wurden."

Die ganze Kunstgeschichte und Kulturgeschichte ist wie ein großer Steinbruch.

Moritz Götze

Werkschau aus Leben und Geschichte

"Westlöffel & Ostkaffe" steht als Überschrift über der Werkschau des Museums Lyonel Feininger. Der Titel ist einer Grafik aus den späten Achtzigern entlehnt. Und weil Geschichte für Götze besonders wichtig ist, darf diese in seinem Atelier nicht fehlen. Er umgibt sich mit zahlreichen historischen Gegenständen. Auch das zeigt die Ausstellung in Quedlinburg: An den Wänden hängen die Bilder, aber in der Mitte des Raumes steht eine riesige Glasvitrine mit des Künstlers Welt – Bücher, Blätter, Kaffeetasse, Utensilien und wertvolle Unikate auf 1,80 mal 1,80 Metern.

"Westlöffel & Ostkaffee" Bilder der Werkschau von Moritz Götze

"Westlöffel & Ostkaffee", Moritz Götze, 1988 Bildrechte: VG Bild-Kunst Bonn, 2024
"Die Insel", Moritz Götze, 2008 Bildrechte: VG Bild-Kunst Bonn, 2024
"Tisch des Zeichners", Moritz Götze, 2010 Bildrechte: VG Bild-Kunst Bonn, 2024
"Verführung", Moritz Götze, 2011 Bildrechte: VG Bild-Kunst Bonn, 2024
"Kosmischer Staub", Moritz Götze, 2015 Bildrechte: VG Bild-Kunst Bonn, 2024
"Rote Stühle", Moritz Götze, 2002 Bildrechte: VG Bild-Kunst Bonn, 2024
"Pegasus (nach Schinkel)", Moritz Götze, 2019 Bildrechte: VG Bild-Kunst Bonn, 2024
"Cook's Sauerkraut", Moritz Götze, 2023 Bildrechte: VG Bild-Kunst Bonn, 2024
Der Besucherandrang zur Ausstellungseröffnung von "Westlöffel & Ostkaffe" im Museum Lyonel Feininger in Quedlinburg war groß. Bildrechte: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Foto: Ray Behringer

"So sieht das dann bei mir im Atelier aus", kommentiert Götze die Vitrine. Viele Sachen lägen ganz selbstverständlich herum und würden irgendwo hängen, "in museologischer Hinsicht sehr unkonventionell." Gegenstände könne er gar nicht genug um sich haben. Manch wertvolles Blatt werde dann auch mal mit Reißzwecken an die Wand gepinnt.

"Letztendlich ist die ganze Kunstgeschichte und Kulturgeschichte wie ein großer Steinbruch, aus dem ich meine Ideen schöpfe", so Götze. Das kippe er dann alles in eine Kiste und dann habe er sozusagen ein neues Bild fertig.

Das Museum in Quedlinburg zeigt diese besondere Moritz-Götze-Schau auch wegen der Verbindung zum Namensgeber des Hauses: Lyonel Feininger begann seine künstlerische Karriere als Karikaturist. Bildrechte: Rebekka Prell

Moritz Götze ist bekannt für Emaille-Kunst

Seine riesigen Wandbilder aus Emaille, für die er mittlerweile bekannt ist, sieht man heute an Fassaden in Erfurt, Dresden, Leipzig, Berlin oder auch in seiner Heimatstadt Halle. Seit 20 Jahren gestaltet er die Schlosskirche St. Aegidien in Bernburg aus. Im Mai wird dort der nächste Abschnitt fertig. Vieles mache er gleichzeitig, so Götze – Emaille, Malerei, Grafik und Kunst am Bau, inklusive Wettbewerben. 

Auch die Einladung zur Ausstellung in Quedlinburg hat er angenommen, wo sein Schaffen nun bis Ende August im Museum Lyonel Feininger zu sehen sein wird. Genau an Götzes 60. Geburtstag ist dann eine Sommerparty im Hof geplant – direkt am neuen Emaille-Bild des Haues. Dort kann dann jeder für sich entscheiden, ob Zeit wirklich die Schönheit raubt.

Moritz Götze hat auch den Emaille-Schmuck im nördlichen Seitenschiff der Schlosskirche St. Aegidien in Bernburg gefertigt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch

Weitere Informationen zur Ausstellung

"Westlöffel & Ostkaffe"

vom 19. Mai bis 26. August 2024

im Museum Lyonel Feininger
Schloßberg 11, 06484 Quedlinburg

Öffnungszeiten:
Mi.–Mo. und Feiertage: 10–18 Uhr
Di.: geschlossen

Eintrittspreise:
9 Euro, ermäßigt 6 Euro

Link zur Ausstellung

Der Besucherandrang zur Ausstellungseröffnung von "Westlöffel & Ostkaffe" im Museum Lyonel Feininger in Quedlinburg war groß. Bildrechte: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Foto: Ray Behringer

Quellen: MDR KULTUR (Blanka Weber), Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Museum Lyonel Feininger Quedlinburg
Redaktionelle Bearbeitung: bh

Mehr zum Thema

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 18. Mai 2024 | 12:15 Uhr