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In der Magdeburger Altstadt, am Prämonstratenserberg, wird ein neues Bauprojekt geplant. Bildrechte: Duong Schrader Architektur/Vui Duong

Am PrämonstratenserbergNeues Bauprojekt in der Magdeburger Altstadt geplant

14. Juli 2021, 19:06 Uhr

Ein Bauvorhaben sorgt in Magdeburg für Aufsehen. Am Prämonstratenserberg sollen Gebäude mit historischen Fassaden entstehen und alte Straßenzüge wiederhergestellt werden. Über die Bebauung der Grünfläche war jahrelang ohne Einigung diskutiert worden. Doch der neue Vorschlag könnte sich durchsetzen. Donnerstag entscheidet der Stadtrat.

"Wo geht es denn hier zur Innenstadt?" – diese Frage hört man immer wieder von Touristen, die Magdeburg bereisen und eigentlich schon mittendrin stehen. Die Magdeburger Altstadt ist als Folge der heftigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht für jeden als solche erkennbar. Doch schon bald könnte sie einen Teil ihrer historischen Fassaden und Straßenzüge zurückbekommen. Entsprechende Entwürfe für das Gelände des Prämonstratenserberges liegen im Rathaus vor.

Konkret vorgesehen ist eine Bebauung des Geländes hinter dem Alleecenter, zwischen der "Wobau-Welle" und dem Schleinufer. Die beiden Bauherren, Wobau Magdeburg und Upwind Holding, möchten dort Häuser als Wohnraum und zur gewerblichen Nutzung entstehen lassen. Das Besondere an dem Vorschlag: Statt großer Häuserblöcke sollen kleinteilige Gebäude mit historischen Zügen entstehen, die der Altstadt eine besondere Note geben könnten.

Historische Fassaden, alte Straßenzüge und Erhalt der alten Stadtmauer geplant

Die geplanten Bauwerke sollen an das alte Magdeburger Stadtbild angepasst werden. So sollen einige Häuser die Fassaden wichtiger Magdeburger Gebäude, wie etwa dem Geburtshaus von Otto von Guericke, bekommen und die alten Straßenzüge in dem Areal rekonstruiert werden. Auch die Reste der alten Stadtmauer sollen laut ersten Entwürfen in die neue Bebauung integriert werden.

Angeschoben wurde die Idee unter anderem vom ehemaligen Magdeburger Oberbürgermeister Willi Polte. Nach dem Krieg sei die Priorität gewesen, Wohnraum zu schaffen und später den politischen Bauidealen der Sowjetunion zu entsprechen. Doch heute gäbe es tolle neue Möglichkeiten zur Stadtgestaltung, so Polte.

Die Idee ist es, die Fläche einerseits nutzbar zu machen, andererseits Magdeburg einen Teil seines ursprünglichen Gesichtes wiederzugeben und so Elemente des modernen Magdeburgs mit seinen geschichtlichen Facetten zu verbinden. Die Hoffnung ist, dass die Innenstadt so lebenswert gestaltet werden kann und gleichzeitig ein Stück Magdeburger Identität ausdrückt.

Entscheidung im Stadtrat steht an

Am Donnerstag wird der Stadtrat entscheiden, wie es mit den Entwürfen weitergehen soll. Die Entscheidung ist ein sogenannter "Fortführungsbeschluss", in dem entschieden wird, ob die Bauherren aus den ersten Entwürfen einen konkreten Bebauungsplan entwickeln sollen. Dieser würde dann unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern und anderen Interessenten diskutiert und entwickelt und später noch einmal dem Stadtrat zur endgültigen Entscheidung vorgelegt.

Die Chancen, dass der Fortführungsbeschluss zugunsten der Entwürfe entschieden wird, stehen gut. Sie haben schon positive Bewertungen vom Umwelt- und Bauausschuss erhalten und auch die Stadtratsfraktionen äußerten sich im Vorfeld vermehrt positiv.

Stimmen der Fraktionen

CDU, SPD und AfD äußerten sich im Vorfeld zustimmend zu den Entwürfen. Sie begrüßten das Entstehen eines "lebendigen Wohnkomplexes", die "Wiederherstellung alter Gebäude" und äußerten, dass die vorgeschlagene Bebauung gut zur Innenstadt und zu Dom und Johanniskirche passe. Die SPD unterstrich, dass eine "möglichst grüne" Ausführung der Pläne wünschenswert sei.

Mirko Stage (Future, die Grünen) der als Ausschussvorsitzender für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr tätig ist, sieht in dem Bauprojekt eine "Chance, die Brüche und Risse in der Gestaltung der Magdeburger Innenstadt, die sich durch Krieg und Zerstörung einerseits und durch Wiederaufbau andererseits ergeben haben, zusammenzuführen."

Kritik kam vor allem von den Fraktionen "Grüne/Future" und "Die Linke". Während die Grünen sich wünschen, dass das Bauprojekt noch stärker begrünt und noch etwas innenstadtdienlicher werden soll, sprachen Anke Jäger und René Hempel aus der Fraktion Die Linke sogar davon, dass sie die Entstehung eines "barocken Disneylands" ablehnten. Sie kritisierten, dass die Pläne zu wenig niedrigpreisigen Wohnraum enthielten. Teile der Fraktion sind dafür, die Fläche als Grünfläche zu belassen.

Positive Signale aus der Bevölkerung

Peter Lackner, Geschäftsführer der Wobau, berichtet, dass bereits Interesse von Gewerbetreibenden und Bürgerinnen und Bürgern für das Projekt bekundet worden sei. Bei früheren Plänen, die eine Bebauung mit höheren Häusern und Wohnblöcken vorgesehen hatten, sei eine starke Ablehnung von vielen Seiten spürbar gewesen, an der diese letztlich auch scheiterten. Jetzt blickt er hoffnungsvoll auf die Entscheidung im Stadtrat und hofft auf schnelle Verfahren, sodass eventuell schon in vier Jahren mit dem Bau begonnen werden könne.

Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den AutorLeonard Schubert arbeitet seit Februar 2020 für MDR SACHSEN-ANHALT. Seine Interessensschwerpunkte sind Politik, Umwelt und Gesellschaft. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er beim Charles Coleman Verlag, für das Outdoormagazin Walden und beim ZDF.

Nebenher arbeitet er an seinem Masterabschluss in Friedens- und Konfliktforschung. Über den Umweg Leipzig kam der gebürtige Kölner 2016 nach Magdeburg, wo er besonders gern im Stadtpark unterwegs ist. In seiner Freizeit steht er mit großer Leidenschaft auf den Poetryslambühnen Sachsen-Anhalts oder sitzt mit einem Eisbärbier am Lagerfeuer, irgendwo in Skandinavien.

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MDR/Leonard Schubert

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT | 16. Juli 2021 | 15:00 Uhr

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