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Barry Morgan und seine Familie haben drei Jahre lang in Südafrika gelebt. Dann sind sie in die Altmark gezogen, nach Tangermünde. Bildrechte: Barry Morgan

Sachsen-Anhalt statt SimbabweWarum ein Weltenbummler aus Simbabwe in die Altmark gezogen istvon Carina Emig, MDR SACHSEN-ANHALT

04. Januar 2024, 10:38 Uhr

Der in Simbabwe geborene Barry Morgan hat schon in verschiedenen Ländern gelebt. Vor einem Jahr ist er mit seiner Familie nach Tangermünde gezogen. Was er an der Altmark schätzt.

Das Wohnzimmer des Weltenbummlers Barry Morgan am Stadtrand von Tangermünde ist voller Mitbringsel von all den Orten, die er schon bereist hat. "Von überall, wo ich war, habe ich etwas mitgebracht. Das hier sind Pfeil und Bogen aus Papua-Neuguinea, Borneo, dem kenianischen Maasai Mara oder von den San aus Südafrika."

Barry Morgans Arbeitsplatz ist das heimische Wohnzimmer in Tangermünde. Bildrechte: MDR/Carina Emig

Die Erinnerungsstücke aus aller Welt inspirieren Morgan für seine Arbeit. Als UX-Designer kreiert er Apps, vom Arbeitsplatz in seinem Wohnzimmer in Tangermünde aus. Nebenbei drückt der Mann aus Simbabwe mit britischen Wurzeln drei Stunden am Tag die Online-Schulbank. Barrys Ziel: besser Deutsch sprechen. "Wir sind jetzt seit einem Jahr hier und ich habe mir viel Mühe gegeben, Leute kennenzulernen, Anschluss zu finden. Zum Beispiel spiele ich jetzt donnerstags immer Fußball oder bin im Ruderverein, um noch besser in die Sprache einzutauchen."

Aus Simbabwe einmal um (fast) die ganze Welt

Barry Morgan ist zwar in Simbabwe geboren, lebt aber zunächst auf Papua-Neuguinea, wo seine Eltern eine Kaffee-Plantage führen. Bereits mit neun Jahren schickt ihn die Familie aufs Internat nach England, wo er nach dem Schulabschluss Produkt-Design studiert und dort seine Frau Benita, eine Altmärkerin, kennenlernt.

Bildrechte: Barry Morgan

2003 packt Barry Morgan aber erstmal die Reiselust. Zwei Jahre bereist er, ohne Benita, die Welt. Los geht es für ihn in den USA. Im Anschluss erkundet er mit dem Boot den Pazifik. So führt ihn seine Weltreise unter anderem nach Borneo, Tonga und zu den Cook Islands. Dann wechselt Barry als Angestellter auf eine Luxusjacht und reist so weiter nach Neuseeland, wo er sich einen ausgedienten Krankenwagen zulegt, den er zum Camper umbaut. Ein Jahr lebt er in Neuseeland, reist und arbeitet.

"Die Reiselust habe ich von meinen Eltern", sagt Barry Morgan. "Auch sie liebten es, andere Kulturen und Orte kennenzulernen. Als ich aufwuchs, gingen wir mindestens einmal im Jahr auf Reisen." Heute leben seine Eltern auf Zypern und besuchen Morgan und seine Familie regelmäßig in Tangermünde.

Verlobung in der Mongolei, Hochzeit in Tangermünde

Selbst am anderen Ende der Welt geht Barry seine Benita nicht aus dem Kopf. Auch die ist gerne weltweit unterwegs. So verloben sich die beiden 2009 in der Mongolei, heiraten ein Jahr später in Tangermünde.

Zu diesem Zeitpunkt leben und arbeiten beide in Dubai – insgesamt verbringen sie zwölf Jahre dort, auch ihre Kinder Aaliyah und Kallen werden in Dubai geboren. 2019 zieht die Familie nochmal drei Jahre um, nach Südafrika. 2022 kommen die Morgans schließlich ins altmärkische Tangermünde.

Weite der Altmark erinnert an Afrika

Barry Morgan fühlt sich als Afrikaner, wohnte dort mit seiner Familie mitten im südafrikanischen Nichts. Davon zeugen viele Fotos sowie seine eigene Kunst, bislang ausschließlich mit afrikanischen Motiven.

"In der Tat denke ich darüber nach, demnächst Kunst mit Tangermünder Motiven wie dem Turm und dem Schloss zu produzieren, weil das toll aussehen würde." Tangermünde habe historisch viel zu bieten. Auch die weite Tangermünder Landschaft mag Barry, weil sie ihn an Afrika erinnert und weil seine Frau von dort stammt.

Tangermünde hat historisch viel zu bieten.

Barry Morgan

Weitgereist, andere Herangehensweisen, neue Denkweisen: "Es passiert gerade viel in der Region. Um sich weiterzuentwickeln wird die große, weite Welt auch nach Tangermünde und in die Altmark kommen. Dafür braucht es Menschen wie meinen Mann, denn er bereichert die Region unheimlich", sagt Benita Morgan.

Barry Morgan arbeitet auch als Fotograf. Bildrechte: Barry Morgan

Barry Morgan über die Altmark: "Die Menschen hier sind einfach echt"

Barry selbst vermisst ein bisschen den "Wild, Wild West Style", wie er es nennt. In Deutschland gebe es Regeln für alles. Man könne nicht einfach losziehen und zum Beispiel bauen, was man wolle, wie in Afrika. Man brauche Genehmigungen für alles. Zugleich gebe es auch viele Momente, in denen er genau diese Regeln schätze. Beide Lebensweisen hätten eben ihre Vor- und Nachteile.

Das mag ich an dieser Gegend, dass die Menschen einfach echt sind.

Barry Morgan

Aber Barry Morgan gefällt an Tangermünde noch mehr: "Jetzt, wo ich älter werde, mag ich Platz und Weite, wenig Leute und finde kleinere Städte einfach authentischer, weil man die Menschen leichter kennenlernt." In Großstädten bekomme man oft nicht mal ein Hallo. "Das mag ich hier an dieser Gegend, dass die Menschen einfach echt sind."

Letztlich fühle er sich dort zu Hause, wo seine Familie ist. Und packt Barry Morgan doch die Reiselust, dann zieht er eben los – von Tangermünde aus. 

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MDR (Carina Emig, Lucas Riemer) | Erstmals veröffentlicht am 03.01.2024

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 03. Januar 2024 | 19:00 Uhr

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