Soziale NotLand sichert Tafeln Unterstützung zu
Immer mehr Bedürftige bei geringerer Spendenbereitschaft: Die Tafeln in Sachsen-Anhalt stellen gestiegene Lebensmittelpreise und Energiekosten vor enorme Probleme. Vielerorts wurden bereits Aufnahmestopps verhängt, weil der Andrang nicht mehr zu bewältigen ist. Nun will das Land die Einrichtungen finanziell unterstützen.
- Die Sozialministerin Grimm-Benne hat einen Fördermittelbescheid über 30.000 Euro an die Tafeln im Land übergeben.
- Die hohen Lebensmittelpreise führen zu mehr Armut und mehr Andrang bei den Tafeln. Doch gleichzeitig sinkt auch die Spendenbereitschaft.
- In Sachsen-Anhalt gibt es insgesamt 34 Tafeln und 100 Ausgabestellen.
Das Land wird die Tafeln in Sachsen-Anhalt mit 30.000 Euro unterstützen. Einen entsprechenden Fördermittelbescheid hat Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) auf der Mitgliederversammlung der Tafel Sachsen-Anhalt am Montag überreicht. Mit dem Geld werde ein zentrales Kühllager eingerichtet, erklärte sie. So könnten noch mehr Lebensmittel gelagert und verteilt werden.
Der Landesvorsitzende der Tafeln in Sachsen-Anhalt, Andreas Steppuhn, sagte: "Wir freuen uns, dass die Landesregierung mit der Unterstützung für die Tafeln ein wichtiges Signal in besonders herausfordernden Zeiten setzt. Mit dem vom Land unterstützten neuen Logistikzentrallager in Hohenerxleben wird es gelingen, zukünftig weit mehr Lebensmittel zu retten als in der Vergangenheit."
Steigende Lebensmittelpreise und hohe Energiekosten
Die Hilfe wird dringend gebraucht, denn die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise bereiten den Tafeln große Probleme. Das hohe Preisniveau führe zu mehr Armut und damit zu mehr Kunden sowie zusätzlichen Belastungen der Tafeln vor Ort. Wie Steppuhn bereits seit einiger Zeit betont, ist zugleich die Spendenbereitschaft zurückgegangen. Um ihre Aufgaben weiterhin zu erfüllen, benötige die ehrenamtliche Organisation dringend mehr Spenden und finanzielle Unterstützung von Bund und Land.
Gleichzeitig ist es laut Steppuhn für Supermärkte immer noch billiger, Lebensmittel wegzuschmeißen. Denn Spenden müssen versteuert werden.
Wegen der hohen Energie- und Spritpreise steigen außerdem auch die Kosten der sozialen Organisation. Wie die Naumburger Tafel schon im Juli vorgerechnet hatte, hat man bislang 900 Euro für Energie bezahlt. Ab Juli sollte die Einrichtung dann mehr als 3.300 Euro bezahlen.
Auch Ukraine-Flüchtlinge haben Nachfrage bei Tafeln erhöht
Und auch die aus der Ukraine vor dem russischen Angriffskrieg geflüchteten Menschen haben den Andrang bei den Tafeln noch erhöht. Inzwischen nehmen zehn der 35 Tafeln im Land keine neuen Kunden mehr an.
Sozialministerin Petra Grimm-Benne betont angesichts dieser vielen sich gegenseitig verstärkenden Entwicklungen: "In diesen schwierigen Zeiten der Preissteigerung und Energiekrise sind die Tafeln wichtiger denn je."
Aufgabe von Politik ist und bleibt, dafür zu sorgen, dass aus der Energiekrise keine soziale Krise wird.
Sozialministerin Petra Grimm-Benne
Die Tafeln haben laut Grimm-Benne allein im vergangenen Jahr landesweit 21.000 Tonnen Lebensmittel vor dem Verfall gerettet. In Sachsen-Anhalt gibt es 34 Tafeln mit rund 100 Ausgabestellen. Etwa 800 ehrenamtliche Helfer versorgen dort Bedürftige mit Lebensmitteln.
MDR (Ronald Neuschulz, Daniel Salpius)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 07. November 2022 | 10:00 Uhr
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