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Sendung am MontagBürgertalk im MDR-Fernsehen: Bei "Fakt ist! – Leben im Krisenmodus" kommen Sie zu Wort

08. Oktober 2023, 12:10 Uhr

Am Montag sind Bürgerinnen und Bürger eingeladen, beim MDR-Bürgertalk "Fakt ist! – Leben im Krisenmodus" ihre Meinung zur Regierung zu sagen. Und zwar live im Fernsehen. Denn viele sind unzufrieden und fühlen sich überhört. Moderator Stefan Bernschein erklärt die Hintergründe zu dem Projekt. Über Umfragen, die Auswahl der Teilnehmer und seinen Wunsch für die Sendung.

von Stefan Bernschein, MDR SACHSEN-ANHALT

Die Zahl ist gewaltig – als ich sie das erste Mal las, war ich schockiert: 87 Prozent. Kann das sein?! Eine MDRfragt-Erhebung hat ergeben, dass 87 Prozent der Befragten unzufrieden sind mit der Arbeit der Bundesregierung. Oder anders formuliert: nur etwas mehr als zehn Prozent stellen der Ampel ein gutes Zeugnis aus. Okay, diese Umfrage ist nicht repräsentativ, aber sie gibt einen generellen Eindruck, wie es um die Zustimmung – und damit auch um den Glauben an die Demokratie – aktuell bestellt ist.

Der "Fakt ist!"-Bürgertalk am 9. Oktober ab 21.30 im MDR-FernsehenDie Menschen sind unzufrieden mit der Regierung. In der MDR-Sendung am Montag, den 9. Oktober, sollen sie zu Wort kommen. Live, im Fernsehen, im Studio bei "Fakt ist!" in Magdeburg. Die Sendung beginnt um 21.30 Uhr.

Unmut ist auf den Straßen zu spüren

Mit dieser Zahl im Kopf ziehen wir los. Mein Kamerateam und ich wollen Meinungen der Bürger in Magdeburg sammeln. Eine Umfrage auf dem Alten Markt – und es dauert nur wenige Sekunden, bis mir der erste Mann seinen Unmut ins Mikrofon sagt: "Ich bin überhaupt nicht zufrieden! Das ist eine Gurkentruppe, diese Ampel!" Er erzählt mir, dass er sich bevormundet fühlt und das Kabinett um Kanzler Scholz "nichts richtig hinkriegt".

Im Gespräch äußerten vielen Menschen ihre Ängste und auch ihre Wut. Bildrechte: MDR/Frank Wehmeyer

Viele Meinungen – klare Kante

Um schon optisch zu signalisieren, welches Thema ich im Gepäck habe, ist Olaf dabei. Ich hab ihm ein Hölzchen angeklebt, um ihn besser greifen zu können – und so leistet mir der Kopf von Olaf Scholz gute Dienste. Die Leute schmunzeln, als ich ihnen das Gesicht aus Pappe zeige. Doch dann werden die Mienen wieder ernster.

"Jeder, der vor Krieg und Verfolgung flüchten muss, soll Unterschlupf bekommen. Aber das geht auch nicht grenzenlos. Wir können nicht die ganze Welt aufnehmen", sagt eine blonde Frau mit Sonnenbrille. Sie ist Rentnerin, erzählt mir davon, dass sie das ganze Leben gearbeitet hat, um jetzt kaum mehr Rente zu bekommen, als "die Flüchtlinge, die einfach herkommen und alles kriegen".

Bei den Gesprächen hatte Moderator Stefan Bernschein eine Maske von Olaf Scholz dabei. Bildrechte: MDR/Frank Wehmeyer

Bürgertalk soll Wut und Ängste in den Blick nehmen

Als ich an diesem Oktobertag mit dem Kamerateam losziehe, liegt schon sehr viel Arbeit hinter uns. Fakt ist, der politische Talk, soll diesmal ganz anders ablaufen – und er soll die Wut und die Ängste der Bürger in den Blick nehmen. Normalerweise sitzen in der Mitte des TV-Studios die Politiker und Experten – und meine Bürger-Gäste drumherum. Diesmal soll es anders herum sein: Wir wollen einen Bürgertalk – also sind Sie diesmal die Hauptdarsteller, die Politiker sitzen außen.

Wenn die politische Unzufriedenheit so groß ist, müssen wir darüber reden – und zwar Tacheles. Wir haben uns überlegt, vier Bürger aufs große Podium zu setzen und mit Ihnen zu diskutieren.

Das klingt ziemlich simpel, ist es aber nicht. Wie findet man Menschen, die unterschiedliche politische Ansichten haben und die Meinungsvielfalt in Deutschland repräsentieren? Die sich in eine Fernsehsendung begeben und die aktuellen Probleme klar benennen können? Und das auch noch live?

Das Team diskutiert: Wie können die Menschen ausgewählt werden? Bildrechte: MDR/Noah Carstensen

Auswahl der Teilnehmenden

Die Antwortet lautet "MDRfragt". Beim Meinungsbarometer teilen inzwischen 65.000 Menschen aus Mitteldeutschland Monat für Monat ihre Meinung zu aktuellen Themen mit. Und die Umfrage zur politischen Zufriedenheit ist mit einer Extra-Spalte versehen: Könnten Sie sich vorstellen, bei der Fakt-ist-Sendung zum Thema dabei zu sein? "Ja", klicken rund 1.500 Menschen an. Und aus denen wollen wir unsere Gäste für die Sendung herausfiltern.

Das Team telefoniert mit zahlreichen Menschen, die an der Umfrage teilgenommen haben. Bildrechte: MDR/Noah Carstensen

Also müssen wir zunächst lesen: Welches Gefühl haben Sie in der aktuellen politischen Lage? Wut, Angst, Sorge oder Zuversicht? Wie kommentieren Sie den aktuellen Industriestrompreis? Die Inflation, die Wirtschaftslage? Wie blicken Sie auf die Migrations-Debatte? Wie auf den Ukraine-Krieg?… Insgesamt kann jeder Umfrage-Teilnehmer 21 Angaben machen. Und das 1.500 mal – macht mehr als 30.000 Datensätze. Allein in der Auswertung ein enormer Aufwand.

Wir teilen uns auf: drei Personen durchforsten jeweils 500 Teilnehmer, jeder notiert sich die jeweils 30 seiner Meinung nach geeignetsten – bleiben also 90 Kandidaten – vom AfD-Anhänger bis zum Grünen-Wähler. Und die rufen wir an. Am Telefon kommen wir mit vielen Menschen ins Gespräch – junge, alte, selbständige, arbeitssuchende, geringverdienende aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Viele sind positiv überrascht, dass wir uns melden und ihnen zuhören.

Die Infos werden gewissenhaft notiert. Bildrechte: MDR/Noah Carstensen

Telefonat mit Kandidaten

Einer von ihnen ist Kay Molzahn. Er ist 61 Jahre alt, kommt aus Halle und ist in der Versicherungsbranche tätig. Bei MDRfragt hat er beim Thema "Lösungsvorschläge" das Wort "Regierungswechsel" angegeben. Ich rufe ihn an.

"Aus der Atomkraft sind wir völlig überhastet ausgestiegen. Das war sichere, preiswerte Energie", findet er und kritisiert das Heizungsgesetz der Bundesregierung. "Das überfordert die Menschen – vor allem finanziell, die wollen das nicht." Auch beim Thema Migration muss er nicht lange überlegen: "Die Asylanten müssen arbeiten dürfen, wenn sie herkommen. Die brauchen doch eine Aufgabe – und in Deutschland gibt es genug zu tun!"

Kay Molzahn wird beim Bürgertalk zum Thema "Leben im Krisenmodus" teilnehmen. Bildrechte: MDR/Kay Molzahn

Dass derzeit so viele Migranten Richtung Bundesrepublik strömen, gefällt Molzahn nicht. Er wünscht sich flächendeckende Kontrollen an den Grenzen. "Deshalb wähle ich trotzdem nicht die AfD, aber es kann nicht sein, dass deren Ideen grundsätzlich von den anderen Parteien blockiert werden", sagt er.

Gemeinsam ins Gespräch kommen – live im Fernsehen

Kay Molzahn redet mit klarer Kante, wir laden ihn ein. Zusammen mit weiteren Bürger-Gästen und drei Politikern aus Mitteldeutschland. Mit ihnen werden wir am Montagabend ins Gespräch kommen.

Sie vertreten verschiedene politische Ansichten – aber sie alle eint, dass sie unzufrieden sind mit der Politik in Deutschland. Oder, wie es ein Mann bei meiner Straßenumfrage formuliert, als ich ihm den Olaf aus Pappe hinhalte: "Das war nicht der große Wumms, Herr Scholz!"

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MDR (Stefan Bernschein, Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | 09. Oktober 2023 | 21:30 Uhr

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