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Eine Passantin macht ein Selfie mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Demiani-Platz in Görlitz. Bildrechte: picture alliance/dpa | Paul Glaser

Reise in die OberlausitzSteinmeier in Görlitz: Plaudern mit dem Bundespräsidenten

13. Mai 2024, 15:52 Uhr

Gespräche führen gehört wahrscheinlich zur Jobbeschreibung eines Bundespräsidenten dazu. Auch Frank-Walter Steinmeier hat schon unzählige geführt, egal ob mit Präsidentinnen, Verkäufern oder Bäckern. In Görlitz traf er diesmal auf Theaterpublikum. Auf dem Programm stand ein Stück, dass in die Zeit passt: "Das beispielhafte Leben des Samuel W.", geschrieben vom Autoren Lukas Rietzschel.

Ein sonniger Frühsommerabend, entspannte Menschen, dazu eine hollywoodtaugliche Altstadt: Für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war wohl der Besuch am Sonntagabend im Görlitzer Theater ein echter Wohlfühltermin. Auch wenn das Stück, das auf dem Programm stand, ein ernstes Thema hatte.

Denn "Das beispielhafte Leben des Samuel W." erzählt vom Aufstieg eines fiktiven AfD-Politikers, ein Stück von Autor Lukas Rietzschel. Dabei geht es auch um die Frage, warum einige Menschen in ihren Ansichten immer radikaler werden, während andere Versöhnung suchen. Rietzschel hatte für das Stück dutzende Interviews mit den Menschen in der Region geführt.

Plaudern mit dem Bundespräsidenten

Ein politisches Stück also, das ein politisch interessiertes Publikum am Sonntagabend hatte. Mit ihm wollte Frank-Walter Steinmeier ins Gespräch kommen, angekündigt als "Bürgerdialog". Worüber aber spricht man mit dem Bundespräsidenten? "Ich würde ihn fragen, wie ihm unser Landkreis gefällt, wie er das Theaterstück findet und was er sich daraus mitnimmt", erzählt eine junge Frau. Eine andere Zuschauerin macht sich Gedanken, wie man als Politiker in der heutigen Zeit den medialen Druck aushält.

Wie hält man in der heutigen Zeit als Politiker den medialen Druck aus? Mich würde interessieren, welche Strategien sie anwenden.

Frage einer Zuschauerin an Steinmeier

Lieber Gespräch als Rede

Die beiden werden ihre Fragen allerdings nicht los, dafür können auf der Terrasse des Theaters ein paar junge Leute mit dem Bundespräsidenten reden. Hanna Müller aus Görlitz ist Studentin und betreibt gemeinsam mit Weronika Vogel einen Blog über Ostdeutschland. Eigentlich wollen sie über die jungen Leuten in Ostdeutschland reden und wie man sie besser unterstützen kann, erzählen die beiden vor dem Gespräch mit Steinmeier.

Darauf aber kamen sie bei ihrem kurzen Zusammentreffen gar nicht zu sprechen. Steinmeier sei derjenige gewesen, der gefragt habe, meint Hanna. "Wir haben ein bisschen über uns erzählt, das war in Ordnung." Und Weronika findet, dass es ja gut sei, dass der Bundespräsident hier keine Rede halte, sondern sich mit den Leuten in lockerer Atmosphäre austauscht. Dabei wirke er durchaus authentisch. Immerhin haben die beiden ihm die Visitenkarte ihres Blogs übergeben können.

Bundespräsident Steinmeier (Mitte) sah sich in Görlitz gemeinsam mit Autor Lukas Rietzschel (links) dessen Stück "Das beispielhafte Leben des Samuel W." an. Bildrechte: picture alliance/dpa | Paul Glaser

Hoffnung auf mehr Verständnis

Nach den lockeren Gesprächen bewegte sich der Tross des Bundespräsidenten dann in den Theatersaal, auch Autor Lukas Rietzschel war mit dabei. Nach gut einer Stunde gab es viel Applaus für das Stück. Wie es dem Bundespräsidenten gefallen hat, erfuhr das Publikum allerdings nicht, denn Frank-Walter Steinmeier verschwand gleich nach dem Ende mit dem Schauspiel-Ensemble hinter der Bühne. Zurück blieben die Zuschauerinnen und Zuschauer, die durchaus geteilter Meinung waren.

Ich habe die Hoffnung, dass der Bundespräsident ganz viel für ein besseres Verständnis mitgenommen hat. Und ich hoffe, dass diese Botschaft in der Politik und bei ihm als Staatsoberhaupt ankommt.

Eva Uhlemann | Zuschauerin

"Wir müssen miteinander reden"

Die einen kritisierten, dass das Stück eher die Menschen zurückwerfe und nicht nach vorne schaue. Andere fanden den Blick in Vergangenheit gut, um die Menschen hier besser zu verstehen. Zuschauerin Eva Uhlemann zum Beispiel wünscht sich, dass Steinmeier viel für ein besseres Verständnis mitgenommen hat. "Ich hoffe, dass diese Botschaft in der Politik und bei ihm als Staatsoberhaupt ankommt."

Eine Reaktion zum Theaterstück ließ der Bundespräsident dann doch noch offiziell über das Bundespräsidialamt vor dem Hintergrund der tätlichen Angriffe auf Politiker veröffentlichen: "Die Botschaft ist ganz klar: Wir müssen miteinander reden, aber Gewalt zerstört die Demokratie."

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MDR (vis)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 13. Mai 2024 | 19:00 Uhr