Sächsische FilmindustrieWie Görliwood von der Reform der Filmförderung profitieren könnte
Die geplante Reform der Filmförderung stößt auf ein geteiltes Echo. Während Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski die Pläne mit Blick auf sächsische Produktionsstandorte wie Görliwood begrüßt, geht dem Branchenverband HDF Kino die Reform nicht weit genug. Dieser fordert angesichts der Konkurrenz von Streamingdiensten und Mediatheksangeboten eine finanzielle Stärkung der Kinos.
- Kulturstaatsministerin Claudia Roth will die Filmförderung in Deutschland ganzheitlich reformieren.
- Aus Sicht von Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski könnten davon sächsische Produktionsstandorte wie Görliwood profitieren.
- Dem Branchenverband HDF Kino geht die Reform angesichts der Konkurrenz von Streamingdiensten nicht weit genug.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth will mit einer Reform der Filmförderung die Standortbedingungen für Filmproduktionen in Deutschland verbessern. Davon könnte besonders Sachsen profitieren, wie Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski in einer offiziellen Mitteilung erklärte. "Die Produktion von Filmen etwa in Görlitz, dem Erzgebirge oder in Leipzig sind nicht nur gut für das Prestige von Stadt und Region, sondern auch für deren Geldbeutel. Denn jeder Fördereuro, der aus der Filmförderung fließt, generiert sechs Euro Umsatz – etwa in Hotels oder gastronomischen Einrichtungen", sagte er zur Begründung.
Görliwood könnte in Zukunft von Netflix und Co. profitieren
Kralinski, der auch als Aufsichtsrat der Mitteldeutschen Medienförderung tätig ist, begrüßt besonders die geplante Einführung einer Investitionsverpflichtung. Diese zielt auf ausländische Streamingplattformen und Mediatheken mit deutschsprachigem Angebot. "Wir müssen die Streaminganbieter mehr in die Pflicht nehmen. Sie können nicht nur Abo-Gebühren in Deutschland kassieren, sie müssen auch ihren Anteil für die Filmindustrie in Deutschland leisten", so Kralinski.
Wir müssen die Streaminganbieter mehr in die Pflicht nehmen.
Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski
Von den Investitionen könnte aus seiner Sicht die gesamte sächsische Produzentenlandschaft profitieren, insbesondere der Standort Görliwood. Der Wirtschaftsstaatssekretär hält Roths Idee, "dass Streamingdienste ihre in Deutschland erzielten Einnahmen zum Teil wieder in eigene Film- und Serienproduktionen hier im Land investieren müssen" daher für den richtigen Ansatz.
Kinos fühlen sich bei Reform der Filmförderung nicht gesehen
Dem Branchenverband HDF Kino, der betreibende Kinos in Deutschland vertritt, gehen die Reformpläne für die Filmförderung dagegen noch nicht weit genug. Die Vorstandsvorsitzende Christine Berg forderte im Gespräch bei MDR KULTUR angesichts der Konkurrenz von Streamingdiensten und Mediatheksangeboten eine finanzielle Stärkung der Kinos: "Wir brauchen eine Anschubfinanzierung von der Regierung für die nächsten Jahre, damit wir unseren Kinobesuchern ein tolles Gebäude und Erlebnis bieten können und der deutsche Film, auf den wir sehr bauen, dort auch gezeigt werden kann".
Der Branchenverband HDF kritisiert an der geplanten Reform, dass diese kein Exklusivrecht für die Erstveröffentlichung von Filmen in Kinos vorsieht. "Für uns als Kino ist es genauso wie für Streamer ganz wichtig, dass wir einen Film bekommen, der einen bestimmten Zeitraum nur bei uns läuft und nirgendwo anders – damit man ihn eben nicht zuhause gucken kann", erklärte Christine Berg bei MDR KULTUR. Dass in den Reformplänen eine solche Exklusivität ausgeschlossen werde, gehe aus Sicht der Vorstandsvorsitzenden "gar nicht".
Reformpläne für die Filmförderung sollen 2025 in Kraft treten
Die Reformpläne für das Filmförderungsgesetz sollen Anfang 2025 in Kraft treten. Neben der Investitionsverpflichtung sollen zukünftig auch Steueranreize die Standortbedingungen für Filmproduktionen in Deutschland verbessern. Kulturstaatsministerin Claudia Roth will außerdem die Filmförderungsanstalt (FFA) zur zentralen Einrichtung für Förderungen ausbauen. Laut Angaben des Ministeriums liegt eine Novelle des Filmförderungsgesetztes vor. Auch würden Verhandlungen mit den Ländern, von denen einige wichtige Produktionsstandorte sind, bereits laufen. Das bisherige Filmförderungsgesetz des Bundes läuft nach einer Verlängerung zum Ende des Jahres endgültig aus.
Quellen: MDR KULTUR, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr / Redaktionelle Bearbeitung: vp
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Kultur Kompakt | 15. Februar 2024 | 14:30 Uhr