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In den kommenden Jahren wird die Bevölkerung Sachsens schrumpfen. (Symbolbild) Bildrechte: MDR DATA

Sachsens BevölkerungsentwicklungWie stark sich Ihr Wohnort bis 2040 verändern wird

03. Dezember 2023, 09:00 Uhr

Älter? Jünger? Größer? Kleiner? Laut aktueller Bevölkerungsprognose wird sich die Bevölkerung in Sachsens Gemeinden bis zum Jahr 2040 stark verändern. Viele Orte werden Menschen verlieren und das Durchschnittsalter der Bewohner wird steigen. Doch einige Regionen werden wachsen und sich verjüngen.

Alle Nachbarn, die neu einziehen, sind so viel jünger als früher, oder vielleicht bleiben auch immer mehr Wohnungen in der Gegend leer? Das sind potenzielle Szenarien für die Zukunft der Gemeinden Sachsens. Grundlage dafür ist die neue Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamts Sachsen.

Für den Zeitraum bis 2040 wurde untersucht, wie sich die Gemeinden des Landes künftig entwickeln könnten. Im Blickpunkt der im Sommer 2023 veröffentlichen Ergebnisse standen dabei unter anderem das durchschnittliche Alter der Menschen und die Frage, welche der mehr als 400 Gemeinden in Sachsen Einwohnerinnen und Einwohner gewinnen oder verlieren werden.

Sachsens Bevölkerungszahl wird unter vier Millionen fallen

Fest steht: Sachsen insgesamt wird altern. Wie sehr, unterscheidet sich in den drei verschiedenen Szenarien, die die Bevölkerungsprognose berücksichtigt. Voraussichtlich wird das Durchschnittsalter im Land in knapp 20 Jahren zwischen 47,4 und 48,9 Jahren liegen. Momentan (Stand: 2021) beträgt es noch 46,9 Jahre.

Gleichzeitig werden 2040 laut Prognose nicht mehr so viele Menschen in Sachsen leben wie momentan. In den nächsten Jahren wird die Bevölkerungszahl des Landes demnach deutlich unter die Marke von vier Millionen sinken, je nach Szenario könnten 2040 nur noch rund 3,7 Millionen Menschen in Sachsen wohnen.

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Die drei Szenarien der Bevölkerungsprognose

Die Prognosen für Sachsens Bevölkerungsentwicklung umfassen die Jahre 2022 bis 2040 und werden in den drei Varianten erstellt:

  • Variante 1 (V1): Rückgang der Kinderzahl pro Frau stoppt und ein deutlicher Anstieg erfolgt. Ausgehend von einer Kinderzahl von 1,5 Kindern pro Frau im Jahr 2022 steigt die zusammengefasste Geburtenrate bis 2030 auf 1,65 Kinder pro Frau an.


  • Variante 2 (V2): Greift stärker die sich für 2022 abzeichnende rückläufige Kinderzahl pro Frau auf, indem ausgehend von einer Kinderzahl pro Frau von 1,45 im Jahr 2022 die zusammengefasste Geburtenrate bis 2030 auf 1,55 Kinder pro Frau steigt. 


  • Variante 3 (V3): Schreibt die aktuelle Entwicklung mit einem geringen Geburtenverhalten fort. Diese Variante beschreibt mit einem Wert von 1,40 Kindern in 2022 und einem nur geringfügigen Anstieg auf 1,45 Kinder bis zum Jahr 2030 ein sehr niedriges Geburtenverhalten.


Zuwachs und Fortzüge aus Sachsen

Die drei Varianten sehen eine Abnahme der Fort- und Zuzüge aus dem Ausland auf das durchschnittliche Niveau der vergangenen 25 Jahre mit Wanderungsgewinnen von 7.500 Menschen pro Jahr vor. Die drei Varianten unterscheiden dabei, bis wann dieses Niveau erreicht wird.

  • So wird in V1 angenommen, dass der Rückgang auf einen Wanderungsgewinn von 7.500 Menschen erst 2036 bzw. nach 15 Jahren erreicht wird.
  • In der V2 wird bis zum Jahr 2031 bzw. nach zehn Jahren mit dem Abschmelzen auf 7.500 Wanderungsgewinne gerechnet.
  • In V3 werden bereits im Jahr 2026 bzw. nach fünf Jahren Veränderungen bei den Zu- und Fortzüge aus dem Inland erwartet.


Das Statistische Landesamt Sachsens führt jährlich Abweichungsanalysen im Vergleich zur tatsächlichen Bevölkerungsentwicklung durch. "Für das Jahr 2022 kann festgestellt werden, dass sich die 8. RBV mit der unteren Variante 3 am stärksten der tatsächlichen Bevölkerungsentwicklung annähert", sagte Katja Naumann vom Landesamt. Inwieweit sich die Bevölkerungsentwicklung bis 2040 jedoch zugunsten dieser oder der anderen Varianten verschiebt, könne noch nicht beurteilt werden.

Doch was heißen die Veränderungen auf Landesebene für die einzelnen Gemeinden? Die Bevölkerungsprognose zeigt: Nicht überall spiegelt sich der landesweite Trend wider.

Jüngste Orte in Großstadt-Speckgürteln und der Oberlausitz

Auf Ebene der Gemeinden war im Jahr 2021 - dem letzten Jahr vor Beginn des Prognosezeitraums - die Gemeinde Ralbitz-Rosenthal (Landkreis Bautzen) mit einem Durchschnittsalter von 41,4 Jahren die jüngste aller 415 Gemeinden in Sachsen. Im Gegensatz dazu war die Gemeinde Olbersdorf (Landkreis Görlitz) mit 53,3 Jahren zuletzt die älteste sächsische Gemeinde. Der landesweite Durchschnitt lag bei 46,9 Jahren.

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Die ältesten Gemeinden Sachsens sind allesamt entlang der tschechischen und polnischen Grenze zu finden. Das liegt laut Statistik-Expertin Katja Naumann unter anderem daran, dass diese Regionen wenig von Effekten profitieren können, die das Durchschnittsalter positiv beeinflussen, wie es beispielsweise in Hochschulstandorten der Fall sei. Die jüngsten Gemeinden liegen hingegen in der Nähe der Großstädte Leipzig und Dresden sowie in der Oberlausitz.

Bei den Gemeinden in der Oberlausitz handelt es sich um sorbisches Siedlungsgebiet. Die Region war bereits in der Vergangenheit durch eine höhere durchschnittliche Kinderzahl gekennzeichnet, erklärte Naumann vom Statistischen Landesamt. Die höhere Kinderzahl spiegele sich unweigerlich in der Anzahl der jungen Menschen wieder. "2040 werden diese Gemeinden noch zu den 'jungen' Gemeinden in Sachsen gehören. Aber das Durchschnittsalter wird etwa den Sachsendurchschnitt erreichen", so Naumann.

So werden Sachsens Gemeinden altern

Bis zum Jahr 2040 wird Ralbitz-Rosenthal als jüngste Gemeinde Sachsens abgelöst werden von anderen Kommunen. Bei allen drei Prognose-Varianten wird Leipzig 2040 die jüngste aller Gemeinden des Landes sein. Jedoch wird das Durchschnittsalter auch in Leipzig leicht steigen. Am stärksten im dritten Prognose-Szenario. Demnach wäre Leipzig 2040 mit einem Durchschnittsalter von 43,5 Jahren die jüngste Gemeinde. Die älteste Gemeinde hingegen wird in allen drei Varianten 2040 Olbersdorf sein und je nach Szenario ein Durchschnittsalter zwischen 53,9 und 56,3 Jahren aufweisen. 

Die Gemeinde, die bis 2040 im Vergleich zu 2021 am meisten altern könnte, ist in allen drei Szenarien Hähnichen (Landkreis Görlitz). Das Durchschnittsalter soll von 46,3 Jahren (2021) um rund sieben Jahre steigen. Die Gemeinde, die sich am meisten verjüngt, ist in allen drei Szenarien Niederfrohna (Landkreis Zwickau). Das momentane Durchschnittsalter dort liegt bei 48,7 Jahren und soll bis 2040 um 1,7 bis 2,8 Jahre sinken.

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Wie sich Ihr Ort verändern wird

Im Jahr 2021 war die zahlenmäßig kleinste Gemeinde Zettlitz (Landkreis Mittelsachsen) mit 664 Einwohnerinnen und Einwohner. Die meisten Bewohner hatte 2021 die Stadt Leipzig (601.866). Bis zum Jahr 2040 soll sich nach allen Prognosen-Varianten an diesen Platzierungen nichts ändern.

Prozentual betrachtet wird die Bevölkerungszahl in der Gemeinde Rechenberg-Bienenmühle (Landkreis Mittelsachsen) am stärksten schrumpfen. Abhängig von den Prognose-Varianten ist dort mit einem Rückgang zwischen 24 und 25 Prozent zu rechnen. Momentan leben in Rechenberg-Bienenmühle 1.791 Menschen. Diese Zahl könnte sich bis 2040 auf 1.330 reduzieren. In Schönwolkau (Landkreis Nordsachsen) hingegen wird die Zahl der Menschen, die dort leben, prozentual betrachtet, in den nächsten Jahren am stärksten steigen. Momentan leben dort 2.612 Menschen. 2040 könnten es 3.109 sein - ein Plus von rund 22 Prozent.

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Dass Sachsens Bevölkerung in den kommenden Jahren sowohl altern als auch schrumpfen wird, steht also fest. Wie sehr, hängt davon ab, welche der drei berechneten Varianten eintreten wird. Zudem beeinflussen laut Naumann Veränderungen im Geburtenverhalten, der Sterblichkeit und dem Wanderungsverhalten die Bevölkerungsentwicklung. Diese können beispielsweise auch durch externe Faktoren wie politische Entscheidungen, Kriege oder eine Pandemie beeinflusst werden.

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MDR (kk)