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BergmannsliedImmaterielles Kulturerbe: Das Steigerlied erklingt vor dem Landtag

16. März 2023, 15:30 Uhr

Es können wohl fast alle Kinder im Erzgebirge und der Lausitzer Braunkohlenregion mitsingen: das Steigerlied. Nun ist das Singen der alten, in Sachsen entstandene Weise, die bis heute auf keiner Bergparade fehlen darf, in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Der Hit der Bergleute verbindet Regionen und Generationen.

Am Donnerstag hat der Männergesangsverein "Sachsentreue" aus Neuwürschnitz im Erzgebirge das Steigerlied, den jahrhundertealten Hit der Bergleute in Ost und West vor dem Sächsischen Landtag intoniert. Auch Politikerinnen und Politiker beteiligten sich an der Gesangseinlage. So sangen Kulturministerin Barbara Klepsch, Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow und Landtagspräsident Matthias Rößler (alle CDU) mit. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) erschien sogar im Habit der Bergleute.

Klepsch: "Hymne der deutschen Bergleute"

Am Mittwoch hatte die Kultusministerkonferenz entschieden, das Singen des Steigerlieds in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Unesco aufzunehmen. Das sächsische Kultur- und Tourismusministerium teilte dazu mit, seit Jahrhunderten werde das Lied in den Bergbauregionen Deutschlands gesungen und stehe "für Identität und Gemeinschaft in den vom Berg- und Hüttenwesen geprägten Kulturlandschaften".

Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch erklärte: "Das Steigerlied ist die Hymne der deutschen Bergleute und integraler Bestandteil der in Sachsen besonders lebendigen Bergbautraditionen." Klepsch verwies darauf, dass die Traditionen auch nach dem Ende des aktiven Bergbaus von Vereinen, Privatleuten, Kommunen und Bildungseinrichtungen lebendig gehalten würden.

Es gehört zum festen Repertoire jeder Bergmannskapelle: das Steigerlied. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

1. Strophe des Steigerlieds

Glück auf, Glück auf! Der Steiger kommt,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezünd‘t, schon angezünd‘t.

Man kann das durchaus als die heimliche Hymne des Erzgebirges bezeichnen. Und das ist ja auch sehr schön, wenn man ein Lied, das aus dem Volk gekommen ist, als solches bezeichnen kann.

Heino Neuber | Sächsischer Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine

Grönemeyer und Gundermann leihen sich Liedzeilen aus

Die Wurzeln des Steigerlieds liegen in Sachsen, wo Textzeilen der inzwischen in allen deutschen Bergbauregionen gesungenen Weise im 17. Jahrhundert erstmals in einem Zwickauer Liederbüchlein nachweisbar sein sollen. Auch der Sänger Herbert Grönemeyer stimmt das Steigerlied gelegentlich bei Konzerten mit Bezug zu seiner Heimat, der Bergbaustadt Bochum, an. Der ostdeutsche Liedermacher und Bergmann Gerhard Gundermann (1955 - 1998) aus der Lausitz hatte sich ebenfalls Zeilen aus diesem alten Lied entliehen, das bis heute fester Bestandteil von Bergparaden im Erzgebirge, dem Ruhrpott und dem Saarland ist und bei vielen Menschen in den Regionen Gänsehaut verursacht, wenn sie es singen.

Vorstoß von Ruhrpott-Bergleuten verärgert Sachsen

Einen erster Vorstoß, das Steigerlied als Immaterielles Kulturerbe zu werten, hatte 2019 der Verein Ruhrkohle Musik aus Herten initiiert. Die Erzgebirger fühlten sich anfangs übergangen und reagierten verstimmt. Dabei gilt: Bergleute und Menschen, die sich deren Tradition verpflichtet fühlen, pflegen über die Regionen hinweg enge Beziehungen - etwa zum alljährlichen Bergstreittag in Schneeberg. Das Steigerlied verbindet sie dabei, wird es doch mit nur minimalen Textabweichungen überall gesungen.

Volksfest aus Sachsen-Anhalt auch Kulturerbe

In die Liste des Immateriellen Erbes ist auch ein Fest in Sachsen-Anhalt aufgenommen worden. Und zwar das Bad Dürrenberger Brunnenfest. Das feiern die Bürger der Stadt seit mehr als 250 Jahren jedes Jahr mit Konzerten und Festzeremonien in Erinnerung an die Erschließung der Dürrenberger Solequelle 1763.

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MDR (lam)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 15. März 2023 | 19:00 Uhr

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