KulturhauptstadtNeben Sauna und Baden: Kulturhäppchen im Stadtbad Chemnitz
Kultur an überraschenden Orten in Chemnitz: Das ist das Konzept der "InvenTour". Das Pop-Up-Format soll einmal im Monat eine Stunde Kultur an wechselnden Plätzen bieten. Am Donnerstag gab es nun nach einem Auftakt auf der Chemnitzer Weihnachtsmarktbühne eine erste Veranstaltung im Stadtbad.
Im Chemnitzer Stadtbad stehen auf einer kleinen Empore im Foyer Stühle und Sessel, auf dem Boden liegen Kissen. Sogar kleine Teppiche hat der Verein Bordsteinlobby ausgelegt, um es den Gästen der ersten Ausgabe ihres kulturellen Kurzprogramms "InvenTour" gemütlich zu machen. Das Format hat der Verein mit der Kulturhauptstadt GmbH auf die Beine gestellt. Rund 40 Menschen sind gekommen, um zu schauen, was im Stadtbad los ist.
Den Beginn des Abends gestaltet das "EX:IN Kollektiv", das zeitgenössische experimentelle Musik vorführt. Verschiedene Klänge und Geräusche verweben sich zu einer Art Klangperformance. Parallel wirft ein Beamer passende Farben und Formenbilder an die Wand. Manche Besucherinnen und Besucher schauen etwas irritiert, aber der Applaus nach jedem Stück ist laut.
Geschichte des Stadtbads und Versteigerung von Vorsätzen
Neben mehreren Klangperformance-Stücken gehört auch ein Kurzvortrag zur Geschichte des Gebäudes vom Chemnitzer Geschichtsverein und ein kurzer Ausblick der Kulturhauptstadt GmbH auf anstehende Veranstaltungen und Aktionen zum Programm.
Zwischendrin locken die Organisatoren mit einer Mitmachaktion: So hat jeder zu Beginn einen Vorsatz für das neue Jahr gezogen und kann nun bei einer "Versteigerung" den gegen einen anderen eintauschen. Ein Besucher gibt einen Zettel mit dem Vorhaben "Einmal durch den Rabensteiner See schwimmen" ab und sichert sich dafür den Vorsatz "Einen Schneeengel machen".
Die meisten Vorsätze haben einen Chemnitz-Bezug. So werden nach und nach "Ein Stadtviertel besuchen, in dem ich noch nie war", "Sonnenuntergang am Stadtrand beobachten" oder "Ein Gedicht schreiben und in der Stadt deponieren" munter hin und her getauscht. Viele versprechen, ihre Vorsätze auch wirklich umzusetzen.
Kultur an ungewöhnlichen Orten
Parallel läuft der Bade- und Saunabetrieb weiter. Viele Leute bleiben auf ihrem Weg zu den Umkleidekabinen neugierig stehen. Und genau das ist auch die Absicht der Veranstaltungsreihe, sagt Chiara Vogt vom Verein Bordsteinlobby. "Wir wollen mit Kulturhäppchen die Leute aus dem Alltagstrott wachrütteln und zeigen, was es in Chemnitz für coole Sachen gibt." Dazu soll das Pop-Up-Format einmal im Monat an öffentlichen Orten stattfinden, an denen die Zuschauer auch "zufällig reinstolpern".
Wir wollen mit Kulturhäppchen die Leute aus dem Alltagstrott wachrütteln und zeigen, was es in Chemnitz für coole Sachen gibt.
Chiara Vogt | Mitglied des Vereins Bordsteinlobby
Dass die Idee funktioniert, zeigen die vielen Menschen, die während des Programms stehen bleiben. Auch eine ältere Frau hat sich nach dem Saunabesuch dazugesellt. "Ich habe schon in der Umkleidekabine gehört, dass irgendetwas los ist und war gleich neugierig", sagt sie. Da sie die Stimmung der Klangperformance interessant fand, ist sie direkt sitzen geblieben. "Ich finde es toll, dass die Fläche hier im Bad mal genutzt wird", erzählt sie. "Und dann auch noch kostenlos."
Nächster Termin am Hauptbahnhof
Vogt ist zufrieden mit dem Abend: "Es sind mehr Leute gekommen, als ich gedacht habe." Die nächste "InvenTour" soll am 29. Februar am Hauptbahnhof stattfinden. Was genau geplant ist, will Vogt allerdings noch nicht verraten. "Wir wollen die Gäste überraschen und auch ein bisschen irritieren", sagt sie. Auf jeden Fall sollen wieder Künstlerinnen und Künstler aus der Chemnitzer Subkultur mit dabei sein.
MDR (ali)