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Erwin Feige (links) und Werner Bittrich haben 65 Jahre nach ihrem Abschluss das "Eiserne Diplom" von der TU Chemnitz erhalten. Bildrechte: MDR/Anett Linke

Verleihung "Eisernes Diplom"Erste Nachkriegs-Diplom-Ingenieure der TU Chemnitz erzählen

27. April 2024, 17:51 Uhr

Zum "Tag der offenen Tür" an der Technischen Universität Chemnitz konnten sich Studieninteressierte am Sonnabend in vier Stunden über alle Dinge rund um ihr Studium informieren. Doch an diesem Tag kamen auch viele Ehemalige zurück an ihre Uni. Unter ihnen waren auch Werner Bittrich und Erwin Feige, die 65 Jahre nach ihrem Abschluss das "Eiserne Diplom" erhalten haben.

Erwin Feige und Werner Bittrich sind sichtlich gerührt von der Verleihung des "Eisernen Diploms" am Sonnabend in der Unibibliothek der Technischen Universität Chemnitz. 65 Jahre ist ihr Abschluss her. Sie gehören zum ersten Jahrgang der Diplom-Ingenieure, erzählen sie stolz. "Wir nennen uns die 53-er", erzählt Feige. Der Name ist eine Anspielung auf das Jahr, in dem sie ihr Studium begonnen haben.

Bittrich, der 1935 in Chemnitz geboren wurde und in Limbach-Oberfrohna aufgewachsen ist, denkt noch heute gern an seine Studienzeit. "Das Studium ist mir nicht schwergefallen, aber ich war manchmal ein bisschen faul", erinnert er sich lachend. Auch gefeiert wurde damals ordentlich.

In diesem Gebäude der TU Chemnitz haben Erwin Feige und Werner Bittrich ihre Vorlesungen besucht. Bildrechte: IMAGO / HärtelPRESS

"Damals gab es noch Blaupausen, sodass Studienkollegen uns ihre Notizen geben konnten, wenn wir am Abend vorher feiern waren", erzählt Feige. Seine Notizen hätten bestimmt zur Hälfte aus diesen Blaupausen bestanden. Auch Streiche blieben nicht aus. Eines Abends räumte er mit seinen Freunden Bauzäune von einer Baustelle auf der Straße der Nationen vor die Türen der Uni und hängte ein Schild mit "Heute geschlossen" auf. "Funktioniert hat es leider nicht", lacht er. "Aber ich hatte am nächsten Tag dann doch etwas Angst, dass sie uns erwischen."

Dankbar, studieren zu können

Er ist sehr dankbar, dass ihm ein Studium möglich war. "Ich bin ein Weltkriegsflüchtling", erzählt Feige. "Mein Vater war in Gefangenschaft und meine Mutter allein mit vier Kindern." Es sei nicht selbstverständlich gewesen, dass er sein Abitur machen konnte und das Studium konnte er sich nur wegen der staatlichen Unterstützung leisten.

"Und wir wussten auch, dass wir nach dem Abschluss, eine gut bezahlte Arbeit bekommen", sagt er. Aussuchen konnte er sich die Stelle allerdings nicht. Er kam in ein Textilmaschinenunternehmen. "Ich wusste gar nicht, was eine Textilmaschine ist." Doch er widmete sich den betriebswirtschaftlichen Abläufen und stieg bis zum Betriebsdirektor einer anderen Firma auf.

Stolz hält Erwin Feige sein "Eisernes Diplom" der TU Chemnitz in die Kamera. Bildrechte: MDR/Anett Linke

Interesse an modernen Entwicklungen

Auch Bittrich schaut auf ein erfolgreiches Berufsleben zurück. Nach mehreren Stationen wurde er 1981 Betriebsdirektor im Kombinat für elektrische Kleingeräte. Nach der Wiedervereinigung verkaufte er Fernseher und landete schließlich in der Immobilienbranche, wo er sich mit Eigentumsfragen beschäftigte. "Ich bin kein Jurist, aber ein Hochschulmensch, der ein ordentliches Diplom gemacht hat, kann denken und habe Methodik gelernt", erklärt er.

Mit großem Interesse beobachtet Bittrich, wie sich die Universität in Chemnitz entwickelt hat. "Geschichte interessiert mich nicht, die ist vorbei", sagt er. "Mich interessieren die modernen Dinge, die entstehen." Die Verleihung des "Eisernen Diploms" haben die beiden Absolventen als feierlich und würdevoll empfunden. "Ich bin stolz", sagt Feige. "Wir sind ja die Dinos der Hochschule." Und Bittrich will nächstes Jahr bei der Verleihung an andere Absolventen wieder dabei sein. "Der Termin ist schon fest gebucht", sagt er.

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 27. April 2024 | 13:30 Uhr