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SoziokulturKulturscheune Weiditz: Kaffee und Kuchen für ein besseres Miteinander

01. Mai 2023, 10:49 Uhr

In Weiditz nördlich von Rochlitz ist am Sonntag ein Café eröffnet worden, genauer gesagt ein Kulturcafé. Dem Verein "Kulturscheune Weiditz" geht es nicht ums Geschäft. Es geht um das Miteinander der Generationen, um kulturelle Angebote im ländlichen Raum und um das Zusammenbringen von Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft.

Kultur hat es fernab der größeren Städte schwer. Wo früher das Landkino oder der Wanderzirkus Station machten, muss man heute oft weit fahren. Oder man geht zu den Nachbarn, wie in Weiditz. In dem kleinen Dörfchen bei Rochlitz gibt es seit sieben Jahren eine Kulturscheune. Am Sonntag wird auf dem Areal auch das Kulturcafé eröffnet worden. Ich mache mich auf den Weg und lande vor einem Vierseithof, auf dem die Kulturscheune steht.

Der gleichnamige Verein, der den Hof Stück für Stück saniert, will mit dem Kulturcafé einen festen Ort für Begegnungen und soziokulturellen Austausch etablieren, erzählt mir Vereinsvorstand Cornelia Kluge, die mich gleich am Eingang empfängt. "Kunst und Kultur gehören zum friedlichen Miteinander, sagt sie.

Dabei sei ihnen wichtig, alle Menschen anzusprechen, ganz gleich, aus welchem sozialem Umfeld sie kommen. Angebote wie Mitmach-Zirkus oder Tanz gebe es bereits in der Kulturscheune, sagt Kluge. "Wir wollten nichts Kommerzielles, sondern für alle offen sein." Hier im Dorf seien sie sehr gut aufgenommen worden. Das sei ein gutes Gefühl.

Gäste kommen aus dem Ort und von weither

Kurz nach 14 Uhr füllt sich der Hof. Zuerst gibt es Neugierige Blicke, dann Fragen der teilweise aus Chemnitz, Bad Lausick oder Dresden angereisten Gäste. Darunter mischen sich aber auch Weiditzer aus der Nachbarschaft. Man ist schnell beim "Du", Kinder sind da und Radfahrer, die entlang der Mulde aus Rochlitz gekommen sind. Sie hätten gewusst, dass es die Kulturscheune gebe, verraten mir die Radler. "Wir wollten uns ein eigenes Bild von dem Hof machen. Es ist toll, dass sich junge Leute hier engagieren."

Ein älteres Ehepaar aus Chemnitz ist durch einen Zeitungsartikel neugierig geworden und lässt sich den selbst gebackenen Kuchen schmecken. Sie finden die jungen Leute vom Hof nett und freuen sich, dass in den alten Hof neues Leben eingezogen ist. "Es ist doch gut, wenn das hier erhalten wird, das hat ja auch etwas mit Tradition zu tun", sagt mir der Mann.

Ein anderer Mann, der sich als Weiditzer zu erkennen gibt, sagt mir, dass man am Anfang schon etwas argwöhnisch auf "die Neuen" geschaut habe. "Das hat sich aber schnell gelegt", sagt er. "Die jungen Leute haben uns schon ganz am Anfang eingeladen, jetzt kommen wir regelmäßig zu den Festen."

Auch für die Kinder ist Raum in Weiditz

Die Kinder Kay, Pepe und Feli fühlen sich wohl draußen in der Natur. Zwei wohnen mit ihren Eltern hier, einer ist oft in Weiditz. "Eigentlich ist es cool hier draußen, man ist mitten in der Natur. Das hatte ich in der Stadt nicht", sagt Feli. Allerdings vermissen sie auch ihre Freunde aus der Stadt, die sie von hier aus nicht ohne Weiteres besuchen können. Im Dorf gebe es keine gleichaltrigen Kinder.

Angebote für alle Generationen im ländlichen Raum

Der Kulturscheune-Verein ist mittlerweile nicht nur in Chemnitz vernetzt, von wo die Vereinsmitglieder mehrheitlich kommen. Auch in der Region gebe es Kontakte zu Vereinen, zum Beispiel mit dem Verein "Artenreich" in Rochlitz oder der Naturschutzstation Weiditz, erzählt mir Cornelia Kluge.

Auf dem Hof gebe es feste Termine für das jährliche Hoffest Anfang September, drei Zirkuscamps für Kinder in den Sommerferien und nun eben das Kulturcafé, ergänzt sie.

Raum schaffen, um Räume zu schaffen

Noch können die Veranstaltungen des Kulturscheune-Vereins nur in der warmen Jahreszeit stattfinden, denn in die Sanierung der Gebäude des alten Bauernhofs muss noch jede Menge Zeit und Geld investiert werden. Nur dann könnten die Angebote des Vereins auch bei schlechterem Wetter stattfinden und erweitert werden, sagt Kluge.

Auch beim Kulturcafé am Sonntag würden Spenden gesammelt, um den Verfall der Kulturscheune zu stoppen und dringende Reparaturarbeiten an Giebeln und Dach durchzuführen, sagt Kluge.

"Langfristig wollen wir unser Angebot erweitern. Wir wollen hier außerschulische Lernorte schaffen, aber auch Freizeitangebote für alle Generationen etablieren."

Solche Räume zu schaffen sei wichtig, um der demokratischen Vielfalt Raum zu geben. "Ohne eigenes Engagement kann nichts entstehen", fügt Cornelia Kluge hinzu. Kaffee und Kuchen, Kinderzirkus und Hoffeste seien ein Anfang, aber noch lange nicht das Ende für die Kultur- und Demokratiearbeit in Weiditz, sagt sie lachend und springt auf, um neue Gäste zu begrüßen.

Ohne eigenes Engagement kann nichts entstehen.

Cornelia Kluge | Verein "Kulturscheune Weiditz"

Dieses Thema im Programm:MDR SPUTNIK | SPUTNIK Homezone | 24. Juni 2021 | 16:05 Uhr

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