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Zum 28. Mal veranstaltet Oederan 2023 den "Tag der Erneuerbaren Energien". Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Tag der Erneuerbaren EnergienOederan: Energiewende mit Bedacht und Augenmaß

29. April 2023, 17:46 Uhr

In Oederan wurde er vor 28 Jahren erfunden: der "Tag der Erneuerbaren Energien". Ging es damals - zehn Jahre nach dem Atomunglück von Tschernobyl - um die Präsentation von Photovoltaik als Alternative, steht heute die Energiewende bei den Heizungen für die Besucher im Vordergrund. Der Beratungsbedarf ist groß.

Petrus hatte am Sonnabendmorgen beim "Tag der Erneuerbaren Energien" in Oederan nur an die Wasserkraft gedacht - der Start der Messe auf dem Marktplatz der Stadt war verregnet. Im Mittelpunkt der Messe, die mit einem Natur- und Frühlingsmarkt gekoppelt war, standen aber alternative Energiekonzepte, Elektroautos, Segways und Elektroroller.

Auch Elektrofahrzeuge wurden am "Tag der Erneuerbaren Energien" präsentiert. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Bürgermeister Schneider: Brauchen Lösungen, die Akzeptanz finden

Oederans Bürgermeister Steffen Schneider (Freie Wähler) betont im Gespräch mit MDR SACHSEN, dass in der Stadt darüber Einigkeit herrsche, dass etwas für den Klimaschutz getan werden müsse. "Aber die Menschen sind verunsichert, wenn etwas 'verordnet' wird. Wir brauchen aber Lösungen, die Akzeptanz finden bei den Menschen."

Wir brauchen Lösungen, die Akzeptanz finden bei den Menschen.

Steffen Schneider | Bürgermeister von Oederan

Bereits 2011 baute Oederan die Sporthalle als Passivhaus. Dabei wird auch die Wärme der verbrauchten Luft zum Vorwärmen der Frischluft genutzt. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

In der Stadt bemühe man sich seit Jahren, pragmatische Lösungen zu finden, die auch rentabel seien. Schneider verweist auf die Dreifeldsporthalle, die als erste Passivhaus-Sporthalle Sachsens 2011 errichtet wurde. "Die Energiekosten sind ungleich geringer als bei den beiden Vorgängern der Halle", sagt Schneider. Im Laufe der Jahre habe man einige solcher Projekte in der Stadt durchsetzen können. "Oftmals ist es aber ein langer Weg, die notwendigen Genehmigungen für solche Projekte zu erhalten."

Im Eingangsbereich der Sporthalle Oederan kann jeder Besucher sehen, welche Leistung die Photovoltaikanlage auf dem Dach gerade liefert. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Klimaschutzmaßnahmen sind wichtig - aber nicht mit der Brechstange

Bei der Messe auf dem Markt herrscht dichtes Gedränge vor einem Beratungsstand für Wärmepumpen. Die Wartenden sind verunsichert. "Meine Gasheizung wurde erst vor zwei Jahren eingebaut", sagt einer. "Damals wurden solche Heizungen noch gefördert." Jetzt wisse er nicht, was in Berlin beschlossen werde in Sachen Heizungsanlagen. "Eine andere Heizung einzubauen, ist schlicht nicht finanzierbar für mich", räumt er ein.

Ein älteres Ehepaar sieht das ähnlich. "Unsere Gasheizung ist 30 Jahre alt und funktioniert tadellos." Jetzt überlegten sie, noch schnell eine neue einbauen zu lassen. Ob eine Wärmepumpe ausreichend sei, stehe schließlich nicht fest. "Und wo der Strom für den Betrieb der vielen Wärmepumpen herkommen soll, weiß auch niemand. Aus Kohle oder Gas?"

Die Messestände der Anbieter von Heizsystemen oder Dämmungen waren gut besucht. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Über die aktuelle Klimadebatte sind sie alle gut informiert, das zeigt sich im Gespräch mit den Messebesuchern. Sie sind sich sicher, dass viel für den Klimaschutz getan werden muss. "Mit der Brechstange kann man das aber nicht machen", sagt ein Mann.

Energiemanager Ohm: Wir müssen Orientierung geben

Energiemanager Eberhard Ohm, der den "Tag der Erneuerbaren Energien" 1995 aus der Taufe gehoben hat, kennt die Verunsicherung der Einwohnerinnen und Einwohner durch das mögliche Verbot neuer Öl- und Gasheizungen mit dem Gebäudeenergiegesetz. "Wir müssen vor Ort die Leute beruhigen, ihnen aber auch Orientierung geben."

Eberhard Ohm hat als Energiemanager der Stadt Oederan auch die sogenannte Nahwärmeinsel entwickelt, die in einem historischen Gebäude mitten in der Stadt untergebracht ist. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Das seien oft ganz kleine Dinge. "Wir haben zum Beispiel eine Wärmebildkamera. Damit waren wir bei einer Familie, die gerade dabei war, ihr Haus zu dämmen." Dort habe man anschaulich zeigen können, an welchen Stellen die Dämmung schon funktioniere und wo noch Nachholbedarf bestehe.

Ohm ist zuversichtlich, in den kommenden Jahren weitere energiesparende Lösungen für die Kommune und für Privathaushalte zu finden. "Wir müssen offen bleiben für verschiedene Ansätze." Oft werde er mit der Frage konfrontiert, was das kleine Oederan erreichen könne, wenn doch in China Milliarden Tonnen Kohle verbrannt würden. Er antworte dann lächelnd, aber bestimmt: "Jeder kann und muss etwas tun für den Klimaschutz."

Jeder kann und muss etwas tun für den Klimaschutz.

Eberhard Ohm | Klimamanager der Stadt Oederan

MDR (tfr)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 28. April 2023 | 14:30 Uhr