FahrzeuggeschichteZeitreise: Mit dem Oldtimer zu den Oldtimern
Mit dem Baujahr 1962 ist er selbst schon ein richtiger Oldtimer, der Bus vom Typ Ikarus 55. Acht mal nimmt er in diesem Jahr Fahrgäste auf eine Zeitreise in die vier Motorrad- und Fahrzeugmuseen in Zschopau, Augustusburg und Chemnitz mit. So kann man an einem einzigen Tag eine Zeitreise in mehr als 100 Jahre sächsische Fahrzeuggeschichte unternehmen.
Gemächlich rumpelt die alte Dame mit dem mythologischen Namen "Ikarus 55" auf den Hof von Schloss Wildeck in Zschopau. Der Bus, Baujahr 1962, dürfte den Älteren noch bekannt sein. Er war einst als ganz normaler Linien- oder Reisebus auf den Straßen der DDR unterwegs.
Nun fährt er nach liebevoller Restaurierung für die Regiobus Mittelsachsen GmbH "nur" noch Extratouren, sagt Fahrer Sven Mischke. "Es ist schön, wenn die Leute winken und grüßen." Manchmal denke er, er ziehe eine Ölspur hinter sich her oder eine Lampe sei kaputt. "Aber die Leute freuen sich einfach, so ein schönes altes Auto zu sehen."
Ikarus 55 auf dem weg zur sächsischen Zweiradgewschichte
Das "schöne alte Auto" wird in diesem Jahr erstmals an vier Tagen im Pendelverkehr zwischen den Fahrzeugmuseen in Zschopau, Chemnitz und Augustusburg eingesetzt werden. Für die Anstiege im Erzgebirge ist der Bus aber immer noch gut gerüstet. Immerhin 190 Pferdestärken rumoren unter dem geschwungenen Blechkleid und reichen für 80 Kilometer pro Stunde Spitzengeschwindigkeit.
Die Fahrgäste sollen mitgenommen werden auf eine motorisierte Zeitreise, sagt die Augustusburger "Schlossherrin" Patricia Meyn. "Wir zeigen hier ein wichtiges Stück sächsischer Industriegeschichte. Und dieses Stück Industriekultur machen wir lebendig." Das sei ein Angebot an Motorrad-Enthusiasten, aber auch an Naturliebhaber. "Der Ikarus-Bus, die Ausfahrt und die Verbindung zu den vier Museen, das ist das, was wir unseren Gästen bieten möchten."
Dieses Stück Industriekultur machen wir lebendig.
Patrizia Meyn | Geschäftsführerin der Augustusburg/Scharfenstein/Lichtenwalde Schlossbetriebe gGmbH
Auch der Bürgermeister von Zschopau, Arne Siegmund, unterstützt das Projekt. "Alles, was die Wiege des Fahrzeug- und Motorradbaus hier in Zschopau, Augustusburg und Sachsen bekanntmacht, lohnt sich." Es sei ein touristisches Alleinstellungsmerkmal. "Dabei müssen wir auch neue Wege gehen - neue Wege mit einem alten Bus."
Schnuppertour macht Lust auf die große Runde
Mit an Bord bei einer kleinen Ikarus-Schnuppertour war am Montag auch Christiane Schlegel, die Leiterin des Schlosses Wildeck in Zschopau. "Ich bin noch nie in einem solchen Bus mitgefahren", sagt sie. "Es war sehr beeindruckend."
Auch für die Museumsgäste erwarte sie einen ähnlichen Effekt. "Für die Besucher könnte das das i-Tüpfelchen für ihren Besuch in den Museen sein." Die Fahrzeuggeschichte sei dadurch hier nicht nur zum Anschauen und Nachlesen, sondern greifbar und erlebbar. "Ich denke, ich werde mir nachher gleich eine Karte für so eine besondere Busfahrt kaufen", fügt sie lachend hinzu.
Die insgesamt acht Touren starten und enden am 5. Mai, 2. Juni, 1. September und 6. Oktober 2024 in Zschopau.
MDR (tfr)
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 08. April 2024 | 19:00 Uhr