AutoindustrieVW baut mehr als 250 Stellen im Zwickauer Werk ab
Für rund 1,2 Milliarden Euro hat Volkswagen sein Werk in Zwickau für die Herstellung von E-Autos umgebaut. Doch der Absatz der Fahrzeuge läuft nicht so, wie gedacht. Nun werden Stellen abgebaut.
Volkswagen Sachsen will zahlreiche Stellen in seinem Werk in Zwickau abbauen. 269 befristete Verträge, die nach zwölfmonatiger Laufzeit in Kürze auslaufen, würden nicht verlängert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Auch der Schichtbetrieb müsse voraussichtlich angepasst werden. In den nächsten Tagen soll laut Unternehmen das konkrete Vorgehen mit der Arbeitnehmervertretung abgestimmt werden.
Derzeit arbeiten mehr als 2.000 Menschen bei Volkswagen Sachsen mit befristeten Verträgen. Frank Reisinger, ein Mitarbeiter am Standort Zwickau, hat am Donnerstag die Betriebsversammlung im Werk besucht. Nach seinem Eindruck würde auch die Zukunft der anderen befristeteten Mitarbeiter nicht positiv aussehen. Mehr konnte er aufgrund einer Verschwiegenheitserklärung nicht dazu sagen. "Nur soviel: Es sind nach einer halben Stunde Menschen mit Tränen in den Augen aufgestanden und rausgegangen", sagt er. "Was das bedeutet, kann sich jeder ausmalen."
Gewerkschaft kritisiert VW
Die IG Metall Zwickau kritisiert den angekündigten Stellenabbau. "Das ist für diese 269 betroffenen Menschen und ihre Familien eine persönliche Katastrophe", sagt Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau, nach einer Betriebsversammlung am Donnerstag. "Es ist zudem mehr als bedauerlich, dass die Hängepartie der vergangenen Wochen zu massiver Verunsicherung in der Belegschaft und in der ganzen Region geführt hat."
Gleichzeitig begrüßt die Gewerkschaft die Verständigung auf weitere Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung.Die Belegschaft verlange, dass es konkrete Antworten auf ihre Ängste gebe, so Knabel. "Es bleiben viele offene Fragen zur zukünftigen Fahrweise und der daraus resultierenden Personalplanung."
Oberbürgermeisterin sieht verantwortungsvolle Personalpolitik
Constance Arndt (Wählervereinigung BfZ), Oberbürgermeisterin von Zwickau, begrüßt es, "dass Volkswagen ein zuverlässiger Partner in der Region bleibt". Gerade sei die Automobilindustrie von einem gravierenden Wandel und schwierigen Rahmenbedingungen gekennzeichnet. "Ich bin sicher, dass das Unternehmen eine verantwortungsvolle Personalpolitik verfolgt", sagt Arndt. "Dass die Verträge mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die befristet sind, nicht verlängert werden können, ist bedauerlich und für die Betroffenen ohne Zweifel ein Schicksalsschlag, aber – wie mir von Volkswagen Sachsen erläutert wurde – erforderlich, um die Leistungsfähigkeit auch im Interesse der vielen weiteren Beschäftigten zu erhalten."
Ich bin sicher, dass das Unternehmen eine verantwortungsvolle Personalpolitik verfolgt.
Constance Arndt | Oberbürgermeisterin von Zwickau
Sie begrüße es, dass sich VW gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) bemüht, für die Betroffenen Alternativen in der Region zu bieten. "Das schafft Perspektiven für die Menschen", so Arndt. "Zudem könnten regionale Unternehmen profitieren, für die der Fachkräftemangel zu einem ernsthaften Problem wurde."
Reine Fabrik für Elektrofahrzeuge
VW hat sein Werk in Zwickau in den vergangenen Jahren für 1,2 Milliarden Euro zur reinen Fabrik für Elektrofahrzeuge umgebaut. Das Unternehmen kämpft zurzeit mit sinkenden Verkaufszahlen der E-Autos. Im Werk arbeiten rund 10.700 Menschen.
MDR (ali)/dpa
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 14. September 2023 | 13:30 Uhr