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Kinder- und JugendtheaterIn Dresden inszenieren Jugendliche die "Chronik der Weltuntergänge"

01. März 2024, 11:27 Uhr

Am Theater Junge Generation in Dresden stellen junge Menschen in dem Stück "Chronik der Weltuntergänge" die dringenden Fragen unserer Zeit. Sie ergründen, welche Perspektiven es angesichts von Kriegen, Krisen und Klimawandel trotzdem noch gibt, zwischen Endzeit-Stimmung und Wird-schon-Optimismus. Dabei stehen sowohl Profis wie auch Laien auf der Bühne. Am Freitag ist Premiere.

Sie tragen bunte Klamotten, bunter und fröhlicher als das, was Jugendliche sonst so tragen: rote Strumpfhosen statt schwarzer Schlabber-Jeans, leuchtende Hemden und Kleider statt dunkle Kapuzen-Shirts. Es scheint, als wollten Martha, Emmi, Amelie, Julien, Josie, Helena, Mila, Vicky, Selma und Fyn schon optisch ein Zeichen setzen gegen den Pessimismus, den man hinter dem Titel "Chronik der Weltuntergänge" vermuten würde. Denn schwarzmalen wollen sie mit dieser Inszenierung nicht.

Im Stück gibt es diesen Monolog: "Wir haben alle noch keinen Weltuntergang erlebt. 2012 sollte es schonmal soweit sein, aber wir haben überlebt. Die Pandemie 2020 haben wir überlebt. Sie hat uns nicht davon abgehalten, heute hier zu stehen. Und seither prasseln ständig Nachrichten aus der ganzen Welt auf uns ein, so dass man das Gefühl hat, dass es immer schlimmer wird. Solange wir aber noch vom Weltuntergang reden können, hat er nicht stattgefunden."

Düstere Aussichten

Optimistisch bleiben angesichts von Kriegen, Konflikten, Klimawandel und Umweltzerstörung, das fällt den Jugendlichen schwer. Sie nehmen all die Probleme und Schreckensmeldungen natürlich auch im Alltag wahr, sagt die 16-jährige Helena: "In unserem Alter beschäftigt uns das sehr, weil wir das auch durch 'Fridays for future' immer präsent haben. Ich glaube, es ist bei vielen in dieser Generation noch nicht angekommen, wie ernst die Lage eigentlich ist."

Das Theater Junge Generation in Dresden hat seinen Sitz seit 2016 im Kraftwerk Mitte. Bildrechte: MDR/Claudia Masur

Ähnlich empfindet es die 17-jährige Vicky: "Man macht sich ja auch so Gedanken: Macht das Leben so noch Sinn? Wie lange existiert diese Welt hier noch? Auch wegen dem Klimawandel natürlich … Das ist ein Thema, wo ich finde, dass man mit einem Theaterstück sehr viel erreichen kann."

Laien und Profis spielen zusammen

In der Inszenierung "Chronik der Weltuntergänge" stehen zehn Laiendarsteller der Theaterakademie und zwei Profi-Schauspieler gemeinsam auf der Großen Bühne am Theater Junge Generation (tjg) Dresden – und imaginieren verschiedene Endzeit-Szenarien.

Das klingt im Stück so: "'Freital. In den nächsten fünf Minuten wird die Sonne verschwinden. Schauen Sie hoch!', 'Berlin. Wenn Sie in den nächsten Tagen irgendetwas vorhaben, lassen Sie es direkt sein. Ein riesiger Komet kommt direkt auf uns zu!', 'Weißwasser. Zombies überall auf den Straßen! Bleiben Sie in Ihren Wohnungen und verschließen Sie die Tür. Draußen ist es nicht sicher!'"

Klimakrise als Schreckensvision

Vor allem die Klimakrise ist ein Thema, das die Jugendlichen sehr umtreibt, etwa der Gedanke an plötzlichen Wassermangel.

Sie sagen: "Stell dir vor, du gehst morgens ins Bad und drehst den Wasserhahn auf. Kein Wasser. Auch in der Küche, in der Dusche: kein Wasser. Du gehst in den Supermarkt, die Regale sind leer. Kein Wasser. Stell dir vor, dass Wasser so kostbar geworden ist, dass es nicht mehr einfach so für alle verfügbar ist."

Die Welt geht unter

Seit September hat sich das Theater-Team regelmäßig mit den Jugendlichen getroffen. Damals war es, wie Meteorologen sagen, "für die Jahreszeit zu warm", erinnert sich Regisseurin Daniella Strasfogel – und der Klimawandel für alle deutlich spürbar.

Das Stück behandelt die Themen unserer Zeit, die die Jugendlichen beschäftigen – und die ziemlich düster sind. Bildrechte: Klaus Gigga, Theater Junge Generation

Strasfogel erläutert: "Als wir im Herbst angefangen haben zu proben, war immer noch so eine präsente Hitze und Dürre überall … aber wir wollten nicht nur ein Stück über diesen Klimakollaps machen, sondern generell über diese Ängste: Was danach kommen könnte. Wir wollten uns das Thema Weltuntergang aus einem größeren Blickwinkel anschauen."

Pessimistische Optimisten

Es wird viel erzählt, in Monologen und Dialogen, und vieles analysiert, erklärt der Theaterpädagoge und Regisseur Thilo Grawe, der Theater hier auch als kollektive Kunst inszeniert. Er beschreibt: "Man schaut einer Gruppe zu, die eine gemeinsame Sprache gefunden hat, und die allein schon dadurch widerstandsfähig geworden ist – obwohl sie sich permanent mit schweren Themen beschäftigt."

Heraus gekommen ist ein 90-minütiges Theaterstück für alle ab 12 Jahren, das zwar Weltuntergangs-Szenarien aufzeigt, aber trotzdem optimistisch bleibt. So wie junge Menschen eben sind – und sein wollen.

Das Stück"Chronik der Weltuntergänge" von Daniella Strasfogel, Thilo Grawe und Ensemble
Inszenierung von und mit Jugendlichen

Theater Junge Generation Dresden
Kraftwerk Mitte 1, 01067 Dresden

Vorstellungen am 1, 2. und 4. März, weitere Aufführungen voraussichtlich im Juni.

Quelle: MDR KULTUR (Uta Burkhardt), Redaktionelle Bearbeitung: op

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