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Eine Wildkamera in einem Wald bei Dresden hat zwei Wilderer auf frischer Tat ertappt. Bildrechte: Dresdner Jagdverband

DresdenKamera filmt Wilderer bei nächtlicher Jagd

27. Februar 2024, 07:52 Uhr

Seit einem Jahr gibt es auf den Feldern und in den Waldstücken im Dresdner Westen wiederholt Hinweise auf Wilderei. Dort wurde auch unweit von Häusern geschossen. Die Täter zu stellen, ist schwer. Aber ein Jagdpächter konnte illegale Schützen mit seiner Wildkamera einfangen. Die Aufnahme zeigt, wie professionell die Täter unterwegs sind.

Am rechten Rand der Aufnahme der Wildkamera kann man sie sehen: Zwei Männer sind im November gegen halb 10 Uhr abends durch einen Wald im Dresdner Westen gestreift. In ihren Händen halten sie Waffen und einen Zielstock. Einer sieht durch ein Nachtsichtgerät, wie der Jagdpächter des betroffenen Waldes bei Dresden beschreibt.

Namentlich will der Pächter nicht genannt werden. Er hatte Anzeige gegen die Wilderer erstattet und fürchtet Stress. Schließlich habe man es hier mit Kriminellen zu tun, erklärt der Jäger. Für ihn ist die Sache Neuland. Bisher hatte seine Wildkamera neben ihrer eigentlichen Bestimmung allenfalls durch den Wald springende Nudisten geknipst, fügt er hinzu.

Wenn man weiß, dass man bewaffnete Leute im Jagdrevier hat, geht man im Dunkeln mit einem mulmigen Gefühl rein.

Jagdpächter aus Dresden

Nun sei Wilderei seit einem Jahr in den Gebieten an der A4 und A17 im Westen von Dresden ein Thema, so der Dresdner. Wiederholt sei zum Beispiel ein Pick-up abends im Wald gesichtet worden. Der Jagdpächter ist sich sicher, dass es sich in diesem Fall nicht um Leute mit Spaß am Töten handelt, sondern es um das Fleisch geht. Ob Eigenbedarf oder Verkauf, sei dahingestellt.

Wilderer bei Unkersdorf im Dresdner Westen

Der Dresdner Jäger Marco Krautz hatte vor einem Jahr in diesem Gebiet bei Unkersdorf die erste Begegnung mit Wilderei. Eine Anwohnerin hatte auf ihrem Grundstück ein verendetes Rehkitz gefunden. Als Krautz vor Ort war, sah er, dass dem Tier mit einer Kleinkaliberwaffe in den Kopf geschossen worden war - außerhalb der Jagdzeit. Ein Jäger hätte das Tier nicht liegengelassen und auch ein anderes Kaliber verwendet, betont er.

Einem Rehkitz ist mit einer Kleinkaliberwaffe in den Kopf geschossen worden. Es schleppte sich noch einige Hundert Meter auf ein Wohngrundstück und verendete dort. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Mit einem Jagdhund konnten die Jagdpächter die Fährte des kleinen Rehbockes bis zur Stelle des Anschusses zurückverfolgen. Die Spur führte auf eine Feldkuppe zwischen Unkersdorf und Kaufbach. Hier, gerade einmal 600 Meter vom Haus der Frau an einem Feldweg in der Nähe der Landstraße musste es passiert sein, erklärt Krautz.

Illegale Jäger, Waffenbesitzer und sogar Bogenschützen

Man habe permanent mit Wilderern zu tun, stellt Volker Klaes, Vorsitzender des Jagdverbandes Dresden, fest. "Das fängt bei wildernden Jägern an, geht über Leute mit illegalen Waffen bis hin zu Bogenschützen, die mit Bögen oder Armbrüsten Wild beschießen."

Wilderei ist kein Kavaliersdelikt: "Jagdwilderei gemäß § 292 StGB wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft", erklärt Dresdens Polizeisprecher Marko Laske. Im Revier Dresden hat Wilderei - wenn auch im einstelligen Bereich - zugelegt, wie die Statistik zeigt. Wurden 2019 drei Fälle registriert, sind es im vergangenen Jahr acht gewesen.

Jagdwilderei in Sachsen, bestätigte Fälle der Polizeidirektionen*
JahrPD DresdenPD LeipzigPD ChemnitzPD GörlitzPD Zwickau
2019388135
202051014282
20214514711
20227712128
20238mehr als im Vorjahrweniger als im Vorjahrweniger als Vorjahr11

* Für das Jahr 2023 sind die Statistiken teils noch nicht vollständig.

Dresdner Jäger sind alarmiert

Dresdens Jäger sind inzwischen vorsichtiger geworden, stehen im engeren Kontakt. Bei unklaren Schüssen im Revier wird ein Rundruf gestartet. "Denn wenn man weiß, dass man bewaffnete Leute abends in seinem Jagdrevier hat, geht man im Dunkeln mit einem mulmigen Gefühl rein", so der Besitzer des Wildererschnappschusses.

Jäger Marco Krautz geht zur Sicherheit nicht mehr allein im Dunkeln auf Pirsch. Bildrechte: MDR SACHSENSPIEGEL

Es sei schwierig Wilderer auf frischer Tat zu stellen, betont Krautz. Er müsste im Idealfall mit der Waffe auf dem Rücken angetroffen werden und die Polizei müsste wissen, dass die Person nicht ins Revier gehört. Und es sei nicht ungefährlich, findet der Jagdpächter: "Im Wald, in der Dunkelheit - wer verliert da die Nerven? Sicherlich der Ertappte." Krautz geht nun sicherheitshalber nur noch zu zweit auf Pirsch.

Auch Spaziergängern rät die Polizei zur Vorsicht. Bei Sichtung von augenscheinlichen Wilderern empfiehlt sie die Jagdbehörde oder die Polizei zu verständigen. Auf keinen Fall solle man selbst handeln und sich dadurch in Gefahr bringen.

Wilderei* Als Wilderei wird das gesetzlich strafbare Jagen und Fangen von Wildtieren ohne vorliegende Befugnis bezeichnet.
* Dabei ist es egal, ob man das Tier schießt, eine Falle auslegt oder angelt.
* Auch wer ein Tier mit dem Auto anfährt, das nicht meldet, sondern sozusagen das Wildbret mitnimmt, macht sich der Wilderei schuldig.Polizei/StGB §292 und § 293

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 26. Februar 2024 | 19:00 Uhr

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