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Den Waldbrand in der Gorhischheide im Landkreis Meißen konnten Feuerwehrleute im Sommer 2022 nach tagelangem Einsatz löschen. Bildrechte: picture alliance/dpa/André März | André März

ExpertenkommissionMehr als 100 Maßnahmen sollen Sachsen vor Waldbränden schützen

15. März 2023, 07:34 Uhr

Mit mehr als 100 Handlungsvorschlägen soll in Sachsen die Waldbrandgefahr bekämpft werden. Die Maßnahmen sind im Abschlussbericht einer Expertenkommission enthalten. Die hat den Bericht zu den Waldbränden im Sommer 2022 am Dienstag in Dresden vorgestellt. Der Nationalpark Sächsische Schweiz wurde bereits mit mehr Feuerwehrtechnik ausgerüstet. Im vergangenen Jahr brannte der Wald wochenlang im Elbsandsteingebirge auf sächsischer und böhmischer Seite.

Es gebe nicht "die eine Maßnahme", die alle Probleme löst. Das Waldbrandrisiko lasse sich nur in Kombination verschiedener Maßnahmen verringern, sagt Professor Hermann Schröder. Er leitet eine sächsische Kommission, welche die Waldbrände vom Sommer 2022 ausgewertet hat. In ihrem Abschlussbericht schlägt sie rund 100 Maßnahmen aus den Bereichen Brand- und Katastrophenschutz, Naturschutz und Forstwirtschaft vor.

Es gibt nicht die eine Maßnahme, die alle Probleme löst. Das Waldbrandrisiko lässt sich nur in Kombination verschiedener Maßnahmen verringern.

Prof. Hermann Schröder | Vorsitzender sächsische Expertenkommission "Waldbrände Sommer 2022"

Neben dem Gohrischheide-Brand untersuchte die Kommission auch die Brände in Arzberg im Landkreis Nordsachsen und in der Sächsischen Schweiz. Neben dem Vorsitzenden Hermann Schröder, der unter anderem als Landesbranddirektor höchster Feuerwehrmann in Baden-Württemberg war, arbeiteten fünf weitere Mitglieder aus verschiedenen Bereichen, von Naturschutz bis Kommunalpolitik, in der Kommission mit.

Fünf wichtige Vorschläge der Kommission

  • Rettungswege: In der Nähe von Rettungswegen soll weniger Totholz als Hindernis für Einsatzkräfte liegen. Auch wenn es die Brandausbreitung nicht befördert.
  • Baumarten: In gefährdeten Gebieten sollen "standortheimische Laubmischwälder" anstelle von trockenen Nadelbäumen angepflanzt werden.
  • Früherkennung: Mit moderner Technologie sollen Waldbrände früher entdeckt werden. Dazu zählen kameraüberwachte Frühwarnsysteme (bisher vorhanden in vier sächsischen Landkreisen).
  • Löschwasser: Behörden und Waldeigentümer sollen Konzepte zur Versorgung mit Löschwasser erstellen. Darin können Zisternen oder stationäre Leitungen enthalten sein.
  • Baumaßnahmen: Rettungswege sollen verbreitert werden, sogenannte "Waldbrandriegel" die Wälder mit Straßen und Flugplätzen verbinden.

30 Millionen Euro für Sachsens Waldbrandschutz

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) will das Waldbrandschutzkonzept des Landes nun weiter anpassen. In den nächsten Jahren stünden dafür zusätzlich 30 Millionen Euro bereit. Falls die klimatischen Bedingungen unverändert bleiben, müsse auch über eine bundesweite "Löschfähigkeit aus der Luft" nachgedacht werden, sagte der Innenminister am Dienstag.

Die Verwaltung des Nationalparks Sächsische Schweiz sieht sich nach eigenen Angaben schon heute besser gegen Feuerkatastrophen gewappnet als im Vorjahr. Laut einer Mitteilung investierte der Freistaat in zusätzliche Ausrüstung, um künftig Brandherde in der beliebten Ferien- und Ausflugsregion schneller finden, den "Erstangriff" effektiver führen und Feuerwehren bei der Brandbekämpfung besser unterstützen zu können.

Geländegängiger Multicar mit Löschwasser-Anhänger

Angeschafft wurde nach Angaben der Behörde im Herbst 2022 ein Multicar mit einem 1.000-Liter-Tank, um Löschwasser auch auf schmaleren Wegen zu transportieren. Eine Drohne mit Wärmebildkamera soll das schnelle Auffinden der Brandherde erleichtern, zudem stehen zwei Quads mit Anhänger für den Transport von Schläuchen oder Treibstoffen durch das Gelände zur Verfügung sowie 58 Löschrucksäcke und 43 Hacken zur Bekämpfung von Brandherden und Glutnestern auf abgelegenen Felsvorsprüngen.

Mit Quads sollen Feuerwehrschläuche schneller zu Waldbränden geschafft werden. Bildrechte: IMAGO/Bernd März

Rettungswege wurden freigeschnitten

Im Winter seien viele der 140 Kilometer Rettungswege freigeschnitten worden, hieß es. Bereit seit 2020 gehört ein wendiger Waldbrandanhänger mit Pumpe, Werkzeug, Schläuchen, Hacken, Löschrucksäcken und einem 500-Liter-Wassertank zum Inventar der Behörde. Zudem gibt es gemeinsame Übungen mit deb Feuerwehren in der Region. Die Städte Hohnstein, Sebnitz und Bad Schandau planen den Bau der ersten sieben Löschwasserzisternen. Ab Frühjahr steigt durch trockenes Gras auf dem Waldboden die Brandgefahr alljährlich deutlich an.

Millionen-Kosten für wochenlange Löscharbeiten

Der Brand in der Nationalparkregion des Elbsandsteingebirges hatte sich im vergangenen Sommer auf einer Fläche von 150 Hektar ausgebreitet und wochenlang die Feuerwehren in Atem gehalten. Die Kosten des Einsatzes, an dem bis zu 850 Personen und 13 Löschhubschrauber sowie schweres Gerät beteiligt waren, werden auf zehn bis elf Millionen Euro geschätzt. Zeitgleich brannten auch große Waldflächen in der angrenzenden Böhmischen Schweiz.

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MDR (lam,wim)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 14. März 2023 | 19:00 Uhr