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Wer in einem Pflegeheim wohnt, muss in der Regeln sogenannte Investitionskosten zahlen. Bildrechte: picture alliance / Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/ZB | Monika Skolimowska

PflegeheimeInvestitionskosten: Für Betroffene oft schwer nachvollziehbar

23. November 2023, 07:48 Uhr

Rund 800.000 Menschen in Deutschland werden in einem Pflegeheim betreut. Die Plätze kosten viel Geld. Zu den Kosten für Pflege, Miete und Versorgung kommen auch Kosten für Investitionen an den Häusern hinzu – etwa für die Erneuerung eines Fahrstuhls oder neue Möbel. Nicht immer ist nachvollziehbar, für welche Modernisierungsmaßnahmen dieses Geld tatsächlich eingesetzt wird. Und das ärgert Betroffene, wie ein Beispiel aus Dresden zeigt.


Gisela Kowal ist 95 Jahre alt. Sie ist schwer dement und wird in einem Dresdner Pflegeheim betreut. Ihr Sohn Reinhard Kowal besucht sie regelmäßig – und ärgert sich über die hohen Investitionskosten, die seine Mutter zahlen soll. Die sind zuletzt um 18 Prozent gestiegen – und liegen seinen Angaben zufolge nun bei 502 Euro monatlich. Allein für mögliche Modernisierungsmaßnahmen. Nachvollziehen kann Kowal das nicht. "Ich finde es deshalb ungerechtfertigt, weil ich im Heim selber keine Verbesserungen sehe, wo irgendwas investiert wird. Das Mobiliar, die Räume, das Inventar, das ist alles jahrelang alt, aus 2010 teilweise."

Er will wissen, wofür das Geld verwendet wird, wendet sich an die Heimleitung, aber ohne Erfolg. "Nach einer Erhöhung von Investitionskosten steht dem Bewohner oder jeweiligen Vertreter Einblick in die Kalkulation zu. Das wurde mir aber vom Heim vehement nicht gestattet", sagt er. Das Heim habe stattdessen an den Kommunalen Sozialverband Sachsen (KSV) verwiesen.

Die Kowals sind mit den gestiegenen Investitionskosten für Pflegeheimbewohner nicht allein: Denn die wurden bundesweit angehoben. In Sachsen zahlen Betroffene dafür im Schnitt 438 Euro. In Thüringen sind es 380 und in Sachsen-Anhalt 308 Euro. Zum Vergleich: Der bundesweite Schnitt liegt bei 477 Euro.

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Gründe für die höheren Kosten gibt es einige: gestiegene Handwerker- und Materialkosten zum Beispiel. Aber vor allem, dass viele Pflegeheime seit Jahrzehnten nicht saniert wurden, sagt der Gesundheitsökonom Joachim Kugler von der TU Dresden. "Die müssen viel renovieren. Das können die ja nur umlegen auf die Bewohner, die jetzt und hier im Haus sind. Das ist die latente Ungerechtigkeit, dass jemand, der heute in einem Pflegeheim ist und vielleicht dort nur ein, zwei Jahre bleibt, für Investitionen herangezogen wird, die eigentlich vor zehn Jahren hätten stattfinden müssen."

Seniorenheime dürfen die Höhe der Investitionskosten individuell bestimmen – eine Deckelung gibt es nicht. Allerdings benötigen sie die Zustimmung der zuständigen Landesbehörde – für Dresden ist das der KSV. Das Pflegeheim "Pro Seniore" in Dresden hält die Kostensteigerung für angemessen. "In unserer Dresdner Einrichtung wurden die Investitionskosten letztmalig 2022 angepasst. Davor blieben sie über mehr als ein Jahrzehnt – mit Rücksicht auf unsere Bewohner – unangetastet, sodass die Anpassung lediglich eine Inflationsangleichung darstellt", teilt der Pressesprecher der Einrichtung mit.

Für Reinhard Kowal ist das keine zufriedenstellende Antwort, auch wenn im Fall seiner Mutter das Sozialamt einen Großteil der Heimkosten übernimmt – weil die Familie selbst die Mittel nicht mehr aufbringen kann.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 22. November 2023 | 21:45 Uhr