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Joachim Klement ist seit der Spielzeit 2017/2018 Intendant des Staatsschauspiels Dresden. Bildrechte: MDR/Alexandra Fröb

Sommerferien-DebatteIntendant des Dresdner Staatsschauspiels: "Viel daran ist Ahnungslosigkeit."

04. September 2023, 04:00 Uhr

Der Intendant des Dresdner Staatsschauspiels Joachim Klement hat sich zum Saison-Auftakt in einem Gespräch mit dem MDR zu der Frage geäußert, ob Theater in den Sommerferien schließen dürfen. Außerdem diskutiert er ein Jahr vor den Landtagswahlen in Sachsen die Aufgabe des Theaters in der heutigen Gesellschaft und verrät, was er von der Leipziger Aktion "Pay what you can" hält.

Dass es nun eine Debatte über die Öffnung der Bühnen in den Sommerferien gibt, erklärt sich der Intendant des Dresdner Staatsschauspiels Joachim Klement vor allem durch die Ahnungslosigkeit vieler Besucherinnen und Besucher. Eins ist für ihn klar: das Theater hat eine große Verpflichtung seinem Publikum gegenüber. Aber es gibt natürlich auch noch die Sicht der Angestellten, für die es tarifvertragliche Regelungen gibt. Die sehen vor, dass der überwiegende Teil des Urlaubs sich mit den Ferien deckt. Auch damit es familienfreundlicher ist. Außerdem nutzen viele Häuser die Zeit für das Instandhalten ihrer Maschinerie. "In diesem Jahr haben wir eines unserer Podien ausgebaut, weil ein Stempel erneuert worden ist. Das hat vier Woche gedauert. Das tun andere Häuser auch", so Klement.

Am Schauspielhaus arbeiten nicht nur die Schauspielenden, sondern noch viele andere Gewerke, die auch mal eine Pause brauchen. Bildrechte: IMAGO/Hanke

Eine andere Möglichkeit wäre das Verlegen der Pause in die Monate Januar und Februar – dort wären schließlich auch Ferien. "Da muss man sich aber die Zahlen angucken. Warum sollten wir das machen, wenn wir wissen, dass neben dem November und Dezember, Januar und Februar die spielstärksten Monate sind. Wir dann also die meisten Einnahmen generieren. Wir können uns doch nicht ins eigene Fleisch schneiden", so Klement.

Carsten Brosda, der Chef des Deutschen Bühnenvereins, hat es laut Klement sehr treffend formuliert: Es ist wie mit dem Spargel. Den gibt es eben manchmal, und manchmal gibt es ihn nicht. Und dann freut man sich umso mehr, wenn er wieder zu haben ist.

Die Landtagswahlen in Sachsen als Inspiration?

Mit den Stücken an seinem Haus möchte Klement alle Menschen ansprechen und abholen. Das Theater sieht er dabei als kleinen Kosmos in einem großen. Dazu gehöre auch die Stadtgesellschaft. Auf ein Miteinander sei das Theater besonders angewiesen, da es nur funktioniere, wenn es Menschen mittragen, die selber nicht direkt in die künstlerische Arbeit einbezogen seien. Klement sieht die Aufgabe des Theaters darin, metaphorisch Steine ins Wasser zu werfen und dann zu hoffen, dass sie Wellen machen.

Gerade in der nächsten Spielzeit kann dies eine Rolle spielen – schließlich finden im September 2024 in Sachsen Landtagswahlen statt. "Wir reagieren ja mit unserer künstlerischen Arbeit auf das, was uns umgibt", sagt Joachim Klement. Beispielsweise auch mit der Dreigroschenoper, die Anfang Oktober Premiere feiert. Da wird die Geschichte von jemandem erzählt, der sich ein System ausgedacht hat, wie er möglichst viel Macht gewinnen kann, parallel zu einem existierenden Staat. Das polarisiert.

Die Spielplanplanung sei nach der Pandemie auch von der neuen Sehnsucht des Publikums nach Unterhaltung geprägt gewesen. Deswegen wurde zum Beispiel im Sommertheater im Dresdner Japanischen Palais auch eine Komödie angeboten. Und trotzdem gehe es auch immer darum, Menschen mit neuen künstlerischen Erfahrungen zu konfrontieren, die ins Gespräch bringen.

Und das kann eben auch nicht nur unterhalten, sondern manchmal auch herausfordernd sein. Und es ist toll, dass wir in einer offenen Gesellschaft leben, die das genau von ihren Kulturinstitutionen erwartet.

Joachim Klement, Intendant des Dresdner Staatsschauspiels

"Pay what you can" an Kulturbetrieben in Leipzig

Die Leipziger Aktion "Pay what you can" verfolgt Joachim Klement interessiert: "Ich wünsche ihnen erstmal viel Glück und gute Erfahrungen. Das macht man ja, weil man herausfinden will, ob man vielleicht doch zu hohe Schwellen hat, die viele Menschen dann glauben, nicht überschreiten zu können." Wenn diese Aktion neue Begegnungsmöglichkeiten zur Folge hätte, wäre dies natürlich sehr gut. Aber dass das zum Standard wird, kann sich Klement nicht vorstellen.

Das Interview führte Andreas Berger.
Redaktionelle Bearbeitung: Anneke Selle

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten | 04. September 2023 | 06:30 Uhr