Deutscher Spitzenwert65 Prozent der Sächsinnen arbeiten, aber häufig in Teilzeit
Unter dem Strich ist es immer noch die höchste Beschäftigungsquote bundesweit: Zwei von drei Frauen in Sachsen arbeiten, aber immer mehr von ihnen in Teilzeit. Und das in Zeiten von gestiegenen Preisen und Arbeitskräftemangel. Wie passt das zusammen?
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In keinem anderen Bundesland arbeiten mehr Frauen als in Sachsen. 64,8 Prozent der erwerbsfähigen Frauen arbeiten in Teil- oder Vollzeit. Der Wert ist seit 2010 mit 54,6 Prozent mit kleineren Ausreißern immer weiter gestiegen. Das zeigen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
Innerhalb Sachsens ist die Beschäftigungsquote im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 68,3 Prozent am höchsten. "Schlusslicht" ist Leipzig mit 60,6 Prozent. Auf den Chefposten sind Frauen weiter deutlich in Unterzahl. In Sachsen beträgt der Anteil an Frauen auf der "ersten" - also obersten - Führungsebene 35 Prozent, auf der zweiten Führungsebene 46 Prozent.
Jede zweite Frau in Teilzeit
Gestiegen ist allerdings die Quote der Teilzeitarbeiterinnen. 2023 arbeiteten 47 Prozent der beschäftigten Frauen in Teilzeit, 2013 waren es noch 43 Prozent. In den letzten zehn Jahren wurden 44.000 von Frauen ausgeführte Vollzeitjobs abgebaut. Dafür kamen 103.000 Teilzeitjobs hinzu.
Was ist eigentlich "Teilzeit"?Teilzeit ist statistisch alles, was nicht Vollzeit ist. Von der Arbeitszeiteinschränkung von wenigen Stunden die Woche bis zur klassischen Halbtagsarbeit (20 Stunden/Woche). Zu beachten im Zehn-Jahresvergleich: Durch die Mindestlohneinführung wurden viele Minijobs in sozialversicherungspflichtige Jobs (oft in Teilzeit) umgewandelt. Daher kam es zu einem besonders deutlichen Teilzeitanstieg 2015.Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen
Wie schätzt Arbeitsmarktexperte Frank Vollgold von der Arbeitsagentur diesen Trend ein? "Wenn sie aktiv eingefordert wird und freiwillig erfolgt, ist die Teilzeit gut." Fraglich sei bei der aktuellen wirtschaftlichen Situation, bisherigen Preissteigerungen, wie lange die Menschen sich eine Teilzeitbeschäftigung leisten könnten. Denn sie entscheiden sich Vollgold zufolge meist wegen der Betreuung von Kindern oder wegen persönlicher Verpflichtungen in der Familie für eine Teilzeitbeschäftigung.
Mehr Anreize für mehr Arbeitsstunden
Beim Thema Fachkräftemangel wird immer wieder auf die hohe Teilzeitquote der Frauen hingewiesen. Hier sehen Politikerinnen und Ökonomen Potenziale. "2,5 Millionen Frauen sind in Deutschland teilzeitbeschäftigt. Wenn die nur eine Stunde pro Woche mehr arbeiten würden, entspräche das 70.000 Vollzeitkräften", hatte SPD-Vorsitzende Saskia Esken beispielsweise noch im Spätsommer 2023 gesagt. Gefordert werden immer wieder steuerliche Anreize, das Ende vom Ehegattensplitting sowie mehr Investitionen in Kinderbetreuung. Dafür hatte sich unter anderem auch das ifo-Institut ausgesprochen.
Die zehn Berufsgruppen mit den höchsten Frauenanteilen:
Floristik | 97,4 |
Arzt- und Praxishilfe | 96,5 |
Verkauf Medizinbedarf | 93,6 |
Körperpflege | 93,1 |
Hauswirtschaft & Verbraucherberatung | 91,8 |
Pharmazie | 89,3 |
Verkauf von Lebensmitteln | 87,2 |
Medizinisches Laboratorium | 86,6 |
Nicht ärztliche Therapie und Heilkunde | 85,0 |
Altenpflege | 82,6 |
Quelle: Bundesagentur für Arbeit / Regionaldirektion Sachsen |
Frauen in "Männerberufen"
Frauen erobern mittlerweile manche Männerdomäne: Beispielsweise ist die Beschäftigungszahl der Frauen im Bereich der Mechatronik und Automatisierungstechnik von 2013 bis 2023 um über 150 Prozent gestiegen. Einen hohen Beschäftigungsanstieg von Frauen gibt es auch in IT-Berufen (plus 90 Prozent), in Malerberufen und in der Metallerzeugung.
MDR (sat)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 08. März 2024 | 19:00 Uhr