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KinderbetreuungSo stark unterscheiden sich die Kita-Gebühren in Sachsen

Um Arbeit und Familie vereinbaren zu können, ist es für viele Familien in Sachsen wichtig, einen Kita-Platz für den Nachwuchs zu ergattern. Doch die werden immer teurer. Ganz gleich, ob Krippen- und Kindergartenplatz - die Preise kannten zuletzt nur eine Richtung: nach oben. Dabei spielen auch die gestiegenen Kosten für Energie und die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst eine Rolle. Allerdings variieren die Kita-Gebühren in Sachsen deutlich. Besonders teuer ist es oft in der Provinz.

Kinder können eine teure Angelegenheit sein - vor allem wenn sie in Sachsen die Krippe oder den Kindergarten besuchen müssen. Denn anders als in Brandenburg, wo die Eltern ab 1. August 2024 keine Beiträge mehr zahlen müssen, wird der Geldbeutel im Freistaat nicht unerheblich belastet.

Vor allem die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst, eine verkürzte Wochenarbeitszeit der Erzieherinnen und Erzieher sowie die allgemeine Inflation haben die Gebühren zuletzt in die Höhe getrieben. Interessanterweise sind es dabei nicht die großen Städte, sondern die kleinen Gemeinden, in denen Eltern besonders tief ins Portemonnaie greifen müssen.

Sowohl im rot gekennzeichneten Krippen-Bereich als auch im grün markierten Kindergarten-Bereich haben die Gebühren zuletzt in zahlreichen sächsischen Städten und Gemeinden angezogen. Bildrechte: MDR/Thorsten Kügler/Silke Wild

Krippe in Malschwitz bald 100 Euro teurer als in Chemnitz

So haben sich die Elternbeiträge in Malschwitz bei Bautzen zum Start ins Jahr 2023 bei einer neunstündigen Betreuung des ersten Kindes um monatlich 36 Euro auf 264 Euro erhöht. Im Kindergarten betrug der Anstieg 9 Euro auf 147 Euro. Und dabei wird es nicht bleiben. Die Gemeinde hat die nächste Erhöhung ab 1. Januar 2024 bereits auf den Weg gebracht. Für die Krippe werden dann noch einmal 47 Euro mehr fällig und für den Kindergarten 26 Euro. Die Krippengebühren liegen dann 100 Euro über denen in Chemnitz und Leipzig, wo es sachsenweit besonders günstig ist und Eltern 211 Euro bezahlen müssen.

Zu beachten ist allerdings, dass in den beiden Großstädten wie vielen anderen sächsischen Städten und Gemeinden die Gebühren zum 1. August angepasst werden, während es in Malschwitz zuletzt immer der Jahresanfang war.

Moritzburg, Bannewitz und Bad Lausick drehen spürbar an Beitragsschraube

Auffällige Anstiege bei den Gebühren gab es in diesem Jahr auch in Moritzburg, Bad Lausick und Bannewitz. Alle drei Kommunen erhöhten die Krippenbeiträge um rund 20 Euro. Vor allem Bad Lausick (304 Euro) und Bannewitz (309 Euro) haben dadurch mit die höchsten Elternbeiträge in Sachsen.

Eine Abweichung von diesem Trend gab es in Wilsdruff. Dort wurden die monatlichen Beiträge für die Krippe von der Kommune um 13 Euro abgesenkt. Das hängt jedoch mit einem neuen Berechnungsmodell zusammen. Wie Bürgermeister Ralf Rother (CDU) im Gespräch mit saechsische.de mitteilte, werden die Sachkosten in den Einrichtungen ab diesem Jahr zu gleichen Teilen pro Kind umgelegt. Bisher habe Wilsdruff die Sachkosten im Verhältnis zu den jeweils erforderlichen Personalkosten umgelegt. Diese seien im Krippenbereich aufgrund des höheren Betreuungsschlüssels höher ausgefallen, sagte Rother.

Bei den Beiträgen für den Kindergarten ging es hingegen sowohl in Bannewitz, Bad Lausick und Moritzburg als auch in Wilsdruff spürbar nach oben. So wurden in Bannewitz und Bad Lausick jeweils 11 Euro zusätzlich fällig, während es in Moritzburg 13 Euro waren. Übertroffen wird das nur noch von Wilsdruff, wo es im August 2023 um ganze 18 Euro hinaufging. Trotz des Anstiegs landet Wilsdruff mit 171 Euro Kindergartenbeitrag hinter Moritzburg mit 176 Euro. Die für ihr Jagdschloss berühmte Stadt liegt damit in dieser Kategorie sachsenweit im vorderen Bereich.

Leipzig hält Beiträge seit 2017 konstant

Im Vergleich dazu ist es nicht nur, wie oben erwähnt, in Chemnitz preiswerter, sondern auch in Dresden und in Leipzig. In der Landeshauptstadt kostet die Krippe 233 Euro (Anstieg um 7 Euro) und der Kindergarten 169 Euro (Anstieg um 3 Euro).

Die Stadt Leipzig hat die Beiträge seit 2017 konstant gehalten - trotz erheblicher Personal- und Sachkostensteigerungen durch Tarifabschlüsse und die höhere Inflation. Damit sollten insbesondere Familien mit niedrigem Einkommen in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten nicht zusätzlich belastet werden, hieß es. Im Moment seien keine Erhöhungen der Elternbeiträge vorgesehen. Für neun Stunden in der Krippe werden aktuell 211 Euro fällig, im Kindergarten sind es 130 Euro.

Streichung der Beiträge würde halbe Milliarde kosten - pro Jahr

Laut sächsischem Kultusministerium würde es den Freistaat 480 bis 500 Millionen Euro kosten, wenn es keine Gebühren mehr geben würde. Für die Linken-Landtagsabgeordnete Marika Tändler-Walenta ist das eine Frage der Prioritätensetzung. "Die Mehrheit der Bundesländer hat - aus guten Gründen - diese Priorität für sich gesetzt. Sachsens Regierung aber hält weiter eisern an den Eigenanteilen fest, trotz der allgemeinen Teuerung und obwohl in Sachsen besonders viele Eltern für ihre Arbeit schlecht bezahlt werden", sagte die Sprecherin für Kindertagesstätten in der Linksfraktion.

Marika Tändler-Walenta versteht nicht, warum Sachsen an den Kita-Beiträgen festhält. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Der Verzicht auf die Kita-Gebühren ist eine Frage der Prioritätensetzung. Die Mehrheit der Bundesländer hat - aus guten Gründen - diese Priorität für sich gesetzt.

Marika Tändler-Walenta | Linken-Landtagsabgeordnete

Ministerium: Eltern wollen Qualität statt Kostenlos-Kita

Im sächsischen Kultusministerium sieht man das anders. Eine Sprecherin teilte auf Anfrage von MDR SACHSEN mit, dass aus einer Kita-Umfrage in Sachsen hervorgehe, dass sich die Eltern lieber Investitionen in die Kita-Qualität wünschten als die Übernahme der Elternbeiträge. Zudem weist sie darauf hin, dass die Städte und Gemeinden die Beiträge nicht zwangsläufig erhöhen müssten.

Freistaat gibt Kommunen mehr Geld für Kita-Betreuung

So sei zum einen durch eine Änderung des Sächsischen Kita-Gesetzes am 1. Juni 2023 die jährliche Landespauschale rückwirkend um 200 Euro auf 3.237 Euro pro 9-Stunden-Kind erhöht worden, um die Inflation auszugleichen. Zudem habe es ab August weitere 218 Euro pro Kind für die Finanzierung eines besseren Personalschlüssels gegeben. "Im Ergebnis sind die Kommunen damit in die Lage versetzt, keine erhöhten Elternbeiträge aufgrund der Schlüsselverbesserung erheben zu müssen", sagte die Sprecherin.

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MDR (sth)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 30. November 2023 | 05:30 Uhr

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