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Ende 2022 gab es bei der Kopfzentrum-Gruppe eine große Razzia. Nun steht das Unternehmen vor dem Aus. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

InsolvenzKopfzentrum-Gruppe in Leipzig will Betrieb einstellen

19. April 2024, 20:09 Uhr

Bereits Ende April soll der Betrieb der Leipziger Kopfzentrum-Gruppe aus insolvenzrechtlichen Gründen komplett eingestellt werden, heißt es in einer Mitteilung. Das Unternehmen war zuvor wegen des Vorwurfs mutmaßlicher Straftaten in die Schlagzeilen geraten. Im Oktober 2022 gab es eine große Razzia.

Die Filialen der Kopfzentrum-Gruppe sollen Ende April geschlossen werden. In der Mitteilung des Unternehmens vom Freitag heißt es weiter, dass ab dem 1. Mai die finanziellen Mittel fehlten, um den Praxis- und Operationsbetrieb weiter aufrecht zu erhalten. Die 50-köpfige Belegschaft sei darüber informiert worden. Bis zum 26. April würden die Patienten in den Hals-, Nasen- und Ohren-Praxen der Kopfzentrum-Gruppe ordnungsgemäß versorgt und könnten die vereinbarten Termine wahrnehmen. Aktuell gibt es noch mehrere Praxen in Leipzig und eine in Gera.

Ende April droht endgültiges Aus

Vor rund zwei Jahren wurde die Kopfzentrum-Gruppe an eine Investorengruppe aus Frankfurt am Main verkauft. Vor einem Jahr hatte dann die Geschäftsführung der Kopfzentrum-Gruppe die Eröffnung mehrerer Insolvenzverfahren beantragt. Nun droht das endgültige Aus. "Aus insolvenzrechtlichen Gründen müssen wir uns darauf vorbereiten, den Betrieb der Kopfzentrum-Gruppe zum 29. April 2024 einzustellen", erklärt Insolvenzverwalter Christian Heintze in der Mitteilung. Zwar verzeichne man gute Fortschritte beim Sanierungsansatz und es gebe vielversprechende Gespräche mit Investoren, doch derzeit sei noch nichts unterschriftsreif.

Aus insolvenzrechtlichen Gründen müssen wir uns darauf vorbereiten, den Betrieb der Kopfzentrum-Gruppe zum 29. April 2024 einzustellen.

Christian Heintze | Insolvenzverwalter

Suche nach Investoren soll fortgesetzt werden

Dennoch würde die Geschäftsführung Verhandlungen mit möglichen Investoren fortsetzen. "Es wäre jedoch unredlich, falsche Erwartungen zu schüren", kommentierte Geschäftsführer Stefan Feinendegen diese Aktivitäten. Den 50 Angestellten attestierte Feinendegen, dass sie sich engagiert dafür eingesetzt hätten, die Restrukturierung voranzutreiben. Wegen eines ganzen Bündels an Gründen habe sich eine nachhaltige Restrukturierung der Kopfzentrum-Gruppe jedoch immer wieder verzögert.

Große Razzia im Oktober 2022

Eine mögliche Schließung wäre das finale Ende einer fatalen Entwicklung. MDR Investigativ hatte seit März 2021 mehrfach über schwere Vorwürfe gegenüber der Kopfzentrum-Gruppe berichtet. Es ging unter anderem um mutmaßlichen Abrechnungsbetrug, mögliche Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz und den Verdacht von Behandlungsfehlern. Im Oktober 2022 hatten rund 300 Beamte in mehreren Bundesländern Praxis-, Wohn- und Geschäftsräume durchsucht - unter anderem die in der Acqua Klinik in Leipzig.

Ermittlungen gegen zehn Ärzte

Für die Leipziger Polizei und Staatsanwaltschaft war es eine der größten Razzien der letzten Jahre. Die Ermittlungen richten sich gegen zehn Ärzte und zwei kaufmännische Führungskräfte der Leipziger Kopfzentrum-Gruppe. Nach Recherchen von MDR Investigativ ist der ehemalige Geschäftsführer, Prof Gero Strauß, einer der Beschuldigten. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an. Solange gilt die Unschuldsvermutung.

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 19. April 2024 | 19:00 Uhr