StandortfrageEinheitsdenkmal in Leipzig: Nun doch auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz?
2008 hatte der Bundestag beschlossen, dass ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig entstehen soll. Der erste Anlauf dazu scheiterte 2014. Gegen den Siegerentwurf des Wettbewerbs wurde geklagt, viele Bürgerinnen und Bürger waren außerdem gegen den damaligen Standort auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Jetzt soll ein erneuter Versuch unternommen werden. Die am Donnerstag übergebene Empfehlung eines Bürgerrates sorgte für eine Überraschung.
In Leipzig hat ein Rat aus Bürgerinnen und Bürgern einen Standort für das geplante bundesdeutsche Einheits- und Freiheitsdenkmal empfohlen. Nach Angaben der zuständigen Stiftung fiel die Wahl auf den Wilhelm-Leuschner-Platz und damit auf eben jenen Ort, der 2014 abgelehnt worden ist.
Warum der Wilhelm-Leuschner-Platz?
Dem Gremium gehörten 35 zufällig ausgewählte Einwohnerinnen und Einwohner Leipzigs an. Sie stimmten nach Begehung, Gesprächen und Diskussionen über fünf Vorschläge geheim ab. Eine von ihnen ist Sarah Metz. "Ich war selber am Anfang gegen den Wilhelm-Leuschner-Platz", sagt die 25-Jährige im Gespräch mit MDR SACHSEN.
Die Friedliche Revolution habe gar nicht auf dem Platz stattgefunden, lautete die damalige Kritik an der Wahl. Die Ortsbegehung und nähere Auseinandersetzung mit dem Platz hätten Metz dann aber doch überzeugt. Der Standort biete viel Raum für gestalterische Möglichkeiten und auch das Entwicklungspotenzial sei sehr groß, meint sie.
Entscheidung voraussichtlich im Sommer
Zur Wahl standen unter anderem auch der Richard-Wagner-Platz und der gesamte Ring. Der Wilhelm-Leuschner-Platz erhielt letztlich die meisten Stimmen. Trotzdem ist die Abstimmung erstmal nur eine Empfehlung an den Stadtrat. Der soll voraussichtlich im Sommer über die Empfehlung abstimmen, hofft Oberbürgermeister Burkhard Jung.
Auch ein neues Wettbewerbsverfahren für die Ausgestaltung des Denkmals soll es Jung zufolge geben. Mit den Erfahrungen des letzten Verfahrens im Hinterkopf mahnt das Stadtoberhaupt aber auch: "Wenn wir einen Wettbewerb machen, dann wird man auch ein Stück weit mit diesem Ergebnis leben müssen." Wenn alle Hürden genommen werden sollten, könnte der Bau des Denkmals 2024 zum 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution beginnen. Einen Entwurf für das Denkmal gibt es noch nicht.
Ein Denkmal nicht nur für Leipzig
Trotz aller Bedenken ist Bürgerrechtlerin Gesine Oltmanns, Vorstandsmitglied der Stiftung Friedliche Revolution, zuversichtlich, dass der Weg zu einem Denkmal dieses Mal gelingt. "Es sind zehn Jahre vergangen. Wir haben eine neue, junge Generation, die hier herangewachsen ist, die auch die Diskussionen von damals gar nicht mehr so ernst nimmt", sagt sie. Das sei eine "große Chance", so Oltmans weiter.
Wichtig ist Oltmans auch, dass es nicht nur ein Leipziger Denkmal ist, sondern ein Denkmal für "Ostdeutschland, für die ganze Bundesrepublik" und auch im europäischen Kontext der Freiheitsbewegung gesehen werden müsse.
Einheitsdenkmal in Berlin: Einweihung voraussichtlich am 3. Oktober 2022
In Berlin soll am 3. Oktober 2022 ein Einheitsdenkmal auf dem Gelände des Humboldt-Forums eingeweiht werden. "Wir gehen davon aus, dass wir in der zweiten Septemberhälfte übergeben können", sagte Kreativdirektor Sebastian Letz der Deutschen Presse-Agentur.
Der Bundestag hatte 2007 beschlossen das Denkmal mit den Titel "Bürger in Bewegung" bauen zu lassen. Durch Wettbewerbe, Meinungsverschiedenheiten und Bedenken von Denkmal- und Tierschützern verzögerte sich der Bau. Ursprünglich sollte das Denkmal zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im November 2019 eingeweiht werden. 17 Millionen Euro hatte der Bundestag 2018 für das begehbare Bauwerk bewillgt.
MDR (mar/kraus)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 11. Februar 2022 | 16:30 Uhr