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Klinger-Saal wiedereröffnetLeipziger Bildermuseum präsentiert restauriertes Klinger-Gemälde

24. Oktober 2023, 16:26 Uhr

Im Leipziger Museum der bildenden Künste ist am Dienstag der Klinger-Saal feierlich wiedereröffnet worden. Erstmals werden in dem neu gestalteten Raum die drei Monumentalgemälde Max Klingers an einem Ort gezeigt. Sie gelten als das malerisches Hauptwerk in Leipzig geborenen Künstlers. Eines der Gemälde ("Urteil des Paris") war seit dem Frühjahr 2023 öffentlich im Museum restauriert worden. Die Ergebnisse der Arbeit werden nun präsentiert.

Am Dienstag ist in Leipziger Museum der bildenden Künst (MdbK) der neue Klinger-Saal eröffnet worden. Er ist dem 1857 in Leipzig geborenen Maler Max Klinger gewidmet. Darin werden erstmals dessen Monumentalgemälde "Christus im Olymp", "Die Kreuzigung Christi" und "Das Urteil des Paris" an einem Ort gezeigt.

Klingers Großgemälde "Urteil des Paris"

Wir haben immer eine Wahl, will uns der Mythos vom Urteil des Paris sagen – oder auch nicht. Denn ganz gleich, welcher der drei Göttinnen – Hera, Athene oder Aphrodite – der Hirtenjunge den goldenen Apfel überreicht hätte, zwei hätten sich bitter gerächt. Deshalb hat wohl auch Zeus diese Aufgabe an Paris, den verstoßenen Prinzen von Troja, delegiert, Paris wählt Aphrodite und besiegelt damit den Untergang Trojas sowie sein eigenen.

Jan Nicolaisen, der im MbdK die Abteilung Malerei und Skulptur leitet, verweist auf den Apfel, den Eris, die Göttin der Zwietracht. hält. Dieser Zankapfel ist bei Homer golden, erscheint bei Max Klinger jedoch plastisch als Raumkunstwerk in der unteren Ebene des Bildes, gräulich-braun in farbigem Gips. "Klinger liebte den Gegensatz von Oben und Unten, zwischen dem Idealen aber auch dem Niederen, Profanen unter Umständen auch Hässlichen", erzählt Nicolaisen.

Max Klingers Großgemälde "Das Urteil des Paris" ist eine Leihgabe aus dem Belvedere Museum in Wien. Bildrechte: Mathias Baumgart

Auf dem Bild könne man gut sehen, wie in der Mitte die zankapfelspendende Göttin der Zwietracht Eris auf den ersten Blick gar nicht so zwieträchtig wirkt, aber bei näherem Hinsehen mit ihren satyrhaften Ohren einer anderen Sphäre entstammt. Auch im Bild links sei das zu erkennen, wo Dionysos, der Gott des Weins und auch der Gott des Wahnsinns, einen fratzenhaft-hedonistischen-gierigen Gesichtsausdruck aufweist. Nicolaisen betont: "Ureigen Klingers Handschrift."

Max Klinger fiel 1887 beim Publikum in Paris durch

Als die fast 30 Quadratmeter große Arbeit 1887 bei der jährlichen Pariser Leistungsschau der etablierten Kunst ausgestellt wurde, fiel sie beim französischen Publikum jedoch durch. Die zweite, mit farbigem Gips dreidimensional ausgeführte Reflexions-und Raumkunstebene empfand man als unschönen Bruch mit der malerischen Ebene. Diese hätte dem Publikum voll und ganz genügt.

Klinger liebte den Gegensatz von Oben und Unten, zwischen dem Idealen aber auch dem Niederen, Profanen unter Umständen auch Hässlichen.

Jan Nicolaisen, Leiter Malerei und Skulptur am MdbK

Der damals 28-jährige Klinger bediente sich gar, um dem französischen Publikum zu gefallen, beim Impressionismus. Ein Malstil, dem der Künstler gemischte Gefühle entgegenbrachte, führt Jan Nicolaisen vom MdbK aus: "Gleichwohl hat man das malerische Talent dieses jungen Deutschen anerkannt. Klinger stand dem Impressionismus ja kritisch gegenüber, aber das Licht, was er hier hineintransportiert in die Landschaft, das hat auch etwas mit seiner Begeisterung für den französischen Impressionismus zu tun." So dass sich in Klingers "Urteil des Paris" neben viel antikem Mythen-Personal auch schön ausgeführte weibliche und männliche Akte finden lassen, vor idealtypischer, griechischer Landschaft samt Olymp – mit impressionistischen Anklängen.

Der Maler, Bildhauer und Grafiker Max Klinger wurde 1857 in Leipzig geboren. Bildrechte: Jan Doerre/MDR

Öffentliche Restaurierung im MdbK Leipzig

Seit diesem Jahr ist das "Urteil des Paris" als Dauerleihgabe in Leipzig, zunächst für fünf Jahre. Dann wird mit der Galerie Belvedere in Wien neu verhandelt. Im Gegenzug wurde die rund 3,70 Meter hohe mal 7,50 Meter lange Komposition in Leipzig restauriert. Für die rund 100 000 Euro ließen sich mehrere Geldgeber finden.

Seit April 2023 wurde Klingers Gemälde "Urteil des Paris" im Leipziger MdbK öffentlich restauriert. Bildrechte: Alexander Schmidt

Projektleiter und Restaurator Rüdiger Beck betont zur Herausforderung der Restaurierung, die er mit seinem Kollegium dieses Jahr bewältigt hat, dass "vor allem die Risse in der Leinwand repariert werden mussten, die maroden, gut 60 Laufmeter langen Spannränder stabilisiert, der Keilrahmen erneuert sowie die Farbschicht und die skulpturale Fassung gefestigt wurden.“ 

Das Großgemälde passte mit 3,70 Meter Höhe und rund 7,50 Meter in keine Werkstatt und wurde im Museum in Leipzig restauriert. Bildrechte: Alexander Schmidt

Ab diesem Frühjahr wurde das "Urteil des Paris" öffentlich im Museum restauriert, da es mit seinen Ausmaßen in keine Werkstatt passte. Seit dem 14. Oktober hängt es im nun feierlich wiedereröffneten Klingersaal des Leipziger Museums der bildenden Künste. Zum ersten Mal ist es zusammen mit Klingers Großgemälden "Christus im Olymp" und der "Kreuzigung Christi" zu sehen. Malerische und skulpturale Superlative des Kunstsuperstars um 1900 sind vereint - in dem nach ihm benannten Saal.

Redaktionelle Bearbeitung: lig, bh

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 25. Oktober 2023 | 08:40 Uhr