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Einst prächtiges Jagdschloss, war Schloss Colditz im Zweiten Weltkrieg Kriegsgefangenenlager, später Krankenhaus - jetzt kann man die wechselvolle Geschichte interaktiv erleben. Bildrechte: MDR/Leven Wortmann

Neue AusstellungAugmented Reality: Durch die Jahrhunderte im Schloss Colditz

16. April 2024, 17:00 Uhr

Zwar lockten bislang das Fluchtmuseum und die Jugendherberge Besucher zum Schloss Colditz, in das Innere des Schlosses kam aber seit der Krankenhausschließung 1996 kaum ein Besucher. Der Grund: Das ehemals prächtige Jagdschloss ist renovierungsbedürftig, in vielen Räumen blättert die Farbe von den Wänden. Für eine neue Augmented-Reality-Ausstellung wurde kaum etwas renoviert. Nun können Besucher aber in die Räume und virtuell nacherleben, welche Geschichten sich hier abgespielt haben.

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Im Gegensatz zu bekannten Ausstellungen startet der Rundgang für Besucher im Schloss Colditz mit einer kurzen Technikeinweisung: Man bekommt ein Histo-Pad, ein Tablet mit Kamera. Nach der Einweisung geht es eine alte Wendeltreppe hinauf und man betritt die Ausstellung. Keine restaurierten Gemälde oder Glanz aus vergangenen Tagen, auch keine Infotafeln oder Bilder aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Nichts ist restauriert, lediglich Gehwege wurden gebaut und Sicherheitsmaßnahmen nachgerüstet. Bildrechte: MDR/Leven Wortmann

Das Einzige, was an den Räumen neu gemacht wurde, sind die beleuchteten Wege, alles andere ist im Originalzustand. Mit dem Tablet kann nun an kleinen Säulen eine Jahreszahl gescannt werden, worauf eine Animation startet. Das Tablet lässt sich jetzt im Raum hin und her bewegen und zeigt, wie es in dem Raum zum Beispiel vor 80 oder auch vor 500 Jahren ausgesehen hat.

Je nach Zimmer und Station zeigt das Tablet dem Besucher einen interaktiven Kurzfilm über einen der spektakulären Fluchtversuche von den Kriegsgefangenen 1940 oder man stellt sich im 16. Jahrhundert neben Friedrich den Weisen und betrachtet die prunkvolle Architektur des Jagdschlosses. Immer wieder kann man dann innehalten und virtuelle Objekte anklicken, um noch mehr Informationen und Geschichten zu erhalten.

Regina Thiede, Kuratorin der Ausstellung, rechnet mit vielen internationalen Gästen. Deswegen wird die Führung auch in sechs Sprachen angeboten. Bildrechte: Konstantin Henß

Was ist Augmented Reality?Augmented Reality ist eine Technologie, bei der digitale Inhalte, wie Grafiken oder Videos, über die echte Umgebung gelegt werden. Um die virtuellen Inhalte betrachten zu können, wird die Umgebung mit einer Kamera gefilmt und dann live mit den virtuellen Inhalten überspielt. Dadurch kann ein immersives Erlebnis erzeugt werden.

Interaktion nicht nur mit dem Tablet

In jedem Raum bietet sich ein neuer Anblick und nicht nur das Tablet lädt zur Interaktion ein. An einem Kartentisch wird das Gelände und das Schloss in den unterschiedlichen Epochen gezeigt. Kleine Symbole klappen auf Tastendruck Texte mit Informationen oder kurzen Geschichten auf der Karte auf. In einem Schacht flackert Licht und wenn man sich nähert, hört man französische Gefangene, die gerade versuchen, durch einen selber gegrabenen Tunnel zu fliehen.

Insgesamt sechs Räumen des Schlosses wurden für die Ausstellung aufgearbeitet. Mit den Tablets können aber auch noch mehr Räume zumindest virtuell besucht werden. Bildrechte: MDR/Leven Wortmann

Mittels Knopfdruck werden in einigen Räumen Geschichten aus der DDR-Zeit des Schlosses erzählt. Mit einem Beamer werden hier Zeitzeugen gezeigt und erzählen einem eindrücklich, wie sie in dem DDR-Krankenhauses gearbeitet haben: "Im August 1990 war hier oben mein Dienstbeginn und bei mir hieß es dann eben Station D1. Da guckte mich jemand, der sich hier auskannte, mitleidig an. Denn das hieß geschlossene Psychiatrie."

In der Ausstellung befindet sich auch eine virtuelle Schatzsuche, bei der man sieben versteckte Gegenstände finden muss. Bildrechte: MDR/Leven Wortmann

Auf dem Dreck der Jahrhunderte

Sei es der Schutt neben den neuen Gehwegen oder die marode Holzvertäfelung: Neben den Animationen und interaktiven Elementen vermitteln auch die Räume selbst eine Vorstellung der Vergangenheit. Durch den ursprünglichen Zustand lässt sich erahnen, wie es hier mal ausgesehen hat. Am Ende der Ausstellung landet man dann in dem einzigen Teil, der restauriert wurde: die Kapelle. Als eins der Highlights erwartet die Besucher hier ein Blick in den Fluchttunnel, den Kriegsgefangene gegraben hatten.

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 16. April 2024 | 16:30 Uhr

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