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Bereits 2008 waren am Störmthaler See Weinreben gepflanzt worden. Drei Jahre später mussten sie wieder gerodet werden. Weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben, startet die Gemeinde am Dienstag einen neuen Versuch. (Archivbild) Bildrechte: Gemeinde Großpösna

PflanzaktionWeinanbau am Störmthaler See bei Großpösna startet

17. April 2024, 05:00 Uhr

Weintrauben am Berghang eines einstigen Braunkohletagebau-Restlochs? Am Störmthaler See startet nach einem langen Rechtsstreit wieder der großflächige Weinanbau. Diesmal sollen die Reben im Gegensatz zum ersten Versuch vor 16 Jahren stehen bleiben dürfen.

Am Störmthaler See bei Großpösna startet der Weinanbau. Wie Bürgermeister Daniel Strobel MDR SACHSEN sagte, kommen rund 1.200 Weinreben auf 2.400 Quadratmetern am Störmthaler See in die Erde. Die örtliche Agrar-Flächen-AG habe die entsprechenden Flächen erworben, Genehmigungen durch den Freistaat seien erteilt worden. "Das soll ein Einstieg in die lange geplante Entwicklung unseres Nordufers am Störmthaler See sein", sagte Strobel.

Das soll ein Einstieg in die lange geplante Entwicklung unseres Nordufers am Störmthaler See sein.

Daniel Strobel | Bürgermeister von Großpösna

Paradigmenwechsel macht Weinanbau möglich

In den kommenden Jahren solle die Fläche auf acht Hektar erweitert werden. "Das ist eine Bereicherung für Gäste am Störmthaler See. Wir sind davon überzeugt, dass das Nordufer gut für Weinanbau geeignet ist", erklärte Strobel. Professionelle Winzer würden die Agrar-Flächen-AG unterstützen. Der Neuanfang beim Weinbau ermöglichte laut Strobel ein Paradigmenwechsel in der Landespolitik: "Der Anbau von Wein ist damit auch außerhalb der zugelassenen Weinbaugebiete möglich."

Reben mussten wieder entfernt werden

Bereits 2008 waren an dem See auf Initiative der Gemeinde Weinreben gepflanzt worden - eine Idee, um die ehemalige Tagebaulandschaft zu rekultivieren. Drei Jahre später musste ein Teil der Reben wieder gerodet werden. Der Ort hatte nicht den damaligen Richtlinien für sächsische Weinbaugebiete entsprochen. Restflächen hatten Hobbywinzer weiter bewirtschaftet.

Weinbauern in Großpösna sind HobbywinzerIn Großpöna haben sich mehrere Weinliebhaber zu einem Weinverein zusammengeschlossen. Dieser ist Hauptpächter der Fläche am Störmthaler See. Die Mitglieder pachten jeweils 99 Quadratmeter große Teilflächen, auf denen sie den Angaben zufolge Wein zum Eigenbedarf anpflanzen.

Laut EU-Recht gilt nur eine Fläche bis 0,1 Hektar als genehmigungsfreier Hobby-Weinanbau.Quelle: Gemeinde Großpösna

Laut Angaben der Wachauer Agrar und Transport GmbH war bis 2018 in Sachsen professioneller Weinbau in einem Gebiet, das keiner Weinbauregion angehörte, nicht erlaubt.

Jahrelanger Rechtsstreit um den Weinanbau

Der Rechtsstreit ging bis vor das Bundesverwaltungsgericht und wurde bereits vor fünf Jahren beigelegt. Im Kern ging es dabei um die Frage, inwieweit der Weinanbau in Großpösna genehmigungsfrei und hobbymäßig ist oder ob ein kommerzieller Weinanbau vorliegt, der nicht ohne Weiteres möglich ist. Weinbauern in Großpösna sind Hobbywinzer.

Der Weinanbau am Störmthaler See soll auch dem Tourismus in der Region zugute kommen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Willnow

In den Vorinstanzen wurde bezweifelt, dass der Weinanbau hobbymäßig ist. Doch das Bundesverwaltungsgericht machte mit einem Urteil im Juli 2019 den Weg für den Weinanbau in Großpösna frei.

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MDR (kav/phb)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 16. April 2024 | 09:00 Uhr