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KommunalpolitikWahlergebnis Torgau: Zweiter Wahlgang nötig

03. Juli 2022, 18:25 Uhr

Am Sonntag haben die zweiten Wahlgänge der Bürgermeisterwahlen stattgefunden. Nötig waren die in der Region in Borna, Wurzen und Dahlen. In Torgau wurde dagegen zum ersten Mal gewählt. Bei der OB-Wahl trat die amtierende Oberbürgermeisterin wieder an - herausgefordert von zwei männlichen Kandidaten.

Bei der Oberbürgermeisterwahl in Torgau hat am Sonntag keiner der drei Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht. Nach dem vorläufigen Wahlergebnis kam CDU-Kandidatin und Amtsinhaberin Romina Barth auf 47 Prozent der Stimmen, Einzelbewerber Henrik Simon auf 43 Prozent und der Kandidat der Linken, Michael Bagusat-Sehrt auf neun Prozent.

Damit sind die Torgauerinnen und Torgauer in zwei Wochen, am 17. Juli, erneut zum Urnengang aufgerufen. Amtsinhaberin Romina Barth bedankte sich nach der Wahl via Instagram bei allen, die ihre Stimme abgeben hatten und forderte die Menschen auf, in zwei Wochen erneut an die Wahlurnen zu kommen.

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Ob sich alle drei Kandidaten erneut zur Wahl stellen werden ist noch nicht bekannt. In anderen dutzenden Gemeinden stand heute bereits der zweite Wahlgang an.

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CDU-Kandidatin Barth mit Amtsinhaber-Bonus

CDU-Kandidatin Romina Barth ging im ersten Wahlgang möglicherweise mit einem Amtsinhaberinnen-Bonus ins Rennen, wie eine Straßenumfrage von MDR SACHSEN zeigte. "Ich erwarte, dass die Alte die Neue wird, weil sie viel geschafft hat in Torgau", sagt ein Mann. Eine Passantin ergänzt: "Ich denke, dass sie im gleichen Rhythmus weitermacht, dass das genauso funktioniert mit ihr." Eine andere Frau wünscht sich allerdings eine "bessere Organisation mit den Parkplätzen, weil es einfach schlecht ist hier in der Stadt einen Parkplatz zu finden, auch für Anwohner, nicht nur für Gewerbetreibende."

Barth selbst, die bei ihrem Amtsantritt 2015 mit damals 32 Jahren die jüngste Oberbürgermeisterin Deutschlands war, sieht in den kommenden Jahren die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum als eine der wichtigsten Aufgaben. Auf ihrer Agenda stehen auch die nachhaltige Bewirtschaftung des Landesgartenschau-Geländes, mehr barrierefreie Fußwege und Investitionen in die Torgauer Ortsteile.

Romina Barth ist seit 2015 OB in Torgau und will das auch bleiben. Die 39-Jährige strebt eine zweite Amtszeit an. Bildrechte: MDR/Mathias Schaefer

Für eine weitere Amtszeit Barths hatte sich auch der AfD-Kreisverband Nordsachsen ausgesprochen.

Bündnis-Kandidat Bagusat-Sehrt plant Generationswohnen

Einer von zwei Herausforderern ist Michael Bagusat-Sehrt. Der 47-Jährige ist Mitglied der Partei Die Linke und wird für seine Kandidatur von den Grünen und der SPD unterstützt. Der langjährige Stadtrat will nun selbst die Geschicke der Stadt lenken. "Es gab viele Sachen, an denen habe ich auch Kritik geäußert. So kennt man mich und ich sage immer, nur meckern zählt nicht, da muss ich auch Veränderungen angehen wollen und deshalb auch meine Kandidatur."

Auch er hat das Thema barrierefreie Fußwege auf dem Schirm. Daneben sind ihm eine bessere Infrastruktur und bezahlbarer Wohnraum ein Anliegen. Ihm schwebt beispielsweise ein Generationswohnen vor. "Warum wird nur Seniorenwohnen gemacht? Warum nicht solche Projekte aufstellen, Mietwohnungen schaffen, nicht nur Eigenheime?"

Michael Bagusat-Sehrt geht bei der OB-Wahl in Torgau für Linke, Grüne und SPD an den Start. Er ist seit langer Zeit Stadtrat in Torgau. Bildrechte: MDR/Mathias Schaefer

Bagusat-Sehrt hatte nach der OB-Wahl im Sommer 2015 Einspruch gegen die Rechtmäßigkeit der Wahl eingelegt. Hauptpunkt war ein seiner Meinung nach nicht rechtmäßige Auftritt vom damaligen sächischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich. Tillich hatte Torgau besucht. Bagusat-Sehrt sah darin eine Verletzung geltendes Rechts, wonach Amtsträger nicht mit ihrer Funktion als Unterstützer auftreten dürfen. Nachdem das Landratsamt den Einspruch zurückgewiesen hatte, reichte Bagusat-Sehrt Klage ein. Im April 2016 wies das Verwaltungsgericht Leipzig die Klage zurück.

Einzelkandidat Simon: Torgau bekannter machen 

Als Einzelkandidat ging Henrik Simon ins Rennen. Der 50-Jährige arbeitet beim Landratsamt Nordsachsen, bringt Erfahrung in der Verwaltung und als Unternehmensberater mit. Dringend gelöst werden müssen in seinen Augen Probleme rund um die Modernisierung der Verwaltung und vor allem der Ärztemangel. "Es gibt keinen Kinderarzt in Torgau, wo man sofort eine Lösung schaffen und auch die Verwaltung aktiv werden muss und nicht nur die Kassenärztliche Vereinigung das dort abstellen kann."

Mit einem Einzug ins Rathaus würde Henrik Simon die Stadt bekannter machen wollen. Simon und seine Frau sind beide in Torgau geboren und haben ihre beiden Kinder hier großgezogen. "Es ist ganz wichtig, dass die, die hier sind, sich zum einen für Torgau engagieren und zum anderen mit viel Herzblut auch die Liebe für Torgau nach außen tragen." Eine Zukunftsstrategie 2030, wie er sie derzeit für das Landratsamt Nordsachsen betreut, hält er auch für die Stadt Torgau für notwendig.

Einzelkandidat Henrik Simon will seiner Geburtsstadt zu mehr Bekanntheit verhelfen. Bildrechte: MDR/Mathias Schaefer

Zum Urnengang am Sonntag war in der Renaissancestadt an der Elbe eine relativ hohe Wahlbeteiligung erwartet worden. Letztlich gab nicht einmal jeder Zweite seine Stimme ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 45,4 Prozent. In Torgau leben rund 20.000 Menschen. Die Große Kreisstadt an der Elbe ist zugleich Verwaltungssitz vom Landkreis Nordsachsen. Derzeit findet in Torgau die Sächsische Landesgartenschau statt.

Kurz-Vita Romina Barth

  • geboren am 9. Mai 1983 in Schkeuditz, aufgewachsen im Torgauer Stadtteil Nordwest
  • 2001 Abitur am BSZ Torgau
  • 2001-2004 Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Raiffeisenbank Torgau
  • 2005-2008 Geschäftsführerin eines Immobilienunternehmens
  • 2008 Projektentwicklerin im Immobilienbereich im Raum Dresden
  • 2014 Wahl in den Torgauer Stadtrat (CDU-Fraktion)
  • 2015 Wahl zur OB
  • Barth ist mit dem Mitglied der Band Die Prinzen, Jens Sembdner, liiert

Kurz-Vita Michael Bagusat-Sehrt

  • geboren am 25. März 1975 in Torgau
  • verheiratet, drei Kinder
  • erlernter Beruf Matrose
  • seit 2001 Mitglied der Partei Die Linke
  • seit 2012 Vorsitzender des Ortsverbandes Torgau Die Linke
  • seit 2019 Stadtrat
  • seit 2020 Kreisrat
  • Regionalmitarbeiter ist der Fraktion Die Linke im Bundestag
  • zahlreiche Mitgliedschaften und (parteipolitische) Ehrenämter - u.a. beim Katastrophenschutz des DRK und im Förderverein für Menschen mit Behinderung Grimma/Höfgen

Kurz-Vita Henrik Simon

  • geboren am 19. Mai 1971 in Torgau
  • verheiratet, zwei Kinder (22 und 14 Jahre alt)
  • 1987 bis 1990 Berufsausbildung mit Abitur im Flachglaskombinat Torgau
  • 1990 bis 1993 Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Volksbank Bad Habenau
  • anschließend tätig bei Raiffeisenbank Torgau (Weiterbildung durch Studium)
  • 1997-2004 Leitender Referent Landesbank Sachsen
  • 2004 selbstständig mit Unternehmensberatung
  • 2016-2019 Masterstudium Kommunalwirtschaft

MDR (Mathias Schaefer,dk,bb)

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 03. Juli 2022 | 19:00 Uhr