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KommunalpolitikVier Kandidaten bewerben sich um den Chefposten im Landratsamt Bautzen

03. Juni 2022, 21:54 Uhr

Ob als Bürgermeisterin, Oberbürgermeister oder Landrat - in hunderten Gemeinden und Landkreisen müssen die Wählerinnen und Wähler am 12. Juni gleich mehrfach abstimmen. So auch im Landkreis Bautzen – wo neben einigen Bürger- und Oberbürgermeisterwahlen auch ein neuer Landrat gewählt wird. Und eines ist bereits vorher klar – einen neuen Landrat wird es auf jeden Fall geben. Denn der Amtsinhaber – Michael Harig von der CDU – tritt nicht mehr an.

Vier Kandidaten zur Wahl

Nach mehr als 20 Jahren wird es an der Spitze des Landkreises Bautzen einen Personalwechsel geben. Um die Nachfolge von Michael Harig von der CDU bewerben sich vier Kandidaten.

CDU-Kandidat und amtierender Vize-Landrat

Udo Witschas von der CDU will das Zepter gerne übernehmen. Seit 2016 ist der 50-Jährige erster Beigeordneter. Er kennt Verwaltung, Strukturen und Probleme des Landkreises. Doch Witschas sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Er gerät wegen der Weitergabe von Dienst-Internas an einen NPD-Mann oder mit Äußerungen im Zusammenhang mit der Impfpflicht in der Pflege in die Kritik.

Trotzdem strebt Witschas den Chefposten an. Er will das Haus fit machen für den Strukturwandel und wirbt mit dem Motto "Ein Mann - ein Wort" um Wählerstimmen. "Als Allererstes würde ich in unserem Haus etwas umzustrukturieren", erklärt Witschas. Er will dem Strukturwandel in der Landkreis-Verwaltung mehr Gewicht geben und eine eigene Stabstelle dafür an das Büro des Landrats anbinden. Deren Mitarbeiter sollen für den Strukturwandel zuständig sein. "Aber nicht nur von der Abarbeitung innerhalb des Hauses, sondern insbesondere zur Unterstützung unserer Städte und Gemeinden, unserer Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, mit dem Knowhow unseres Hauses", erläutert Udo Witschas.

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Aus dem Gericht an die Spitze des Landratsamtes?

Ein breites Bündnis hinter sich vereint hat Alex Theile. Der Parteilose wird bei seiner Kandidatur unterstützt von Linkspartei, Grünen und SPD. Mit ihm als neuen Landrat soll es in der Verwaltung mehr Transparenz geben und das Thema Fachkräftemangel in der Region angepackt werden. "Mit Herz und Verstand für den Landkreis" – so lautet das Motto des Richters am Amtsgericht Weißwasser. "In den nächsten anderthalb Jahren müssen wir ein verstärktes Augenmerk darauf legen, dass die Lebenshaltungskosten im Landkreis stabil bleiben", beschreibt der 41-Jährige sein vordringlichstes Ziel. Er verweist auf die Preisexplosion bei Kraftstoffen, bei der Gasversorgung und der Elektrizität.

Wir müssen dafür sorgen, dass die vielen Menschen, die Rente bekommen in unserem Landkreis, sich am Ende des Jahres noch Strom und Gas leisten können.

Alex Theile | Kandidat von Linken, Grünen und SPD

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AfD-Kandidat will mehr Geld vom Land für den Kreis-Etat

Aus der Landes- in die Landkreis-Politik wechseln würde Frank Peschel. Der Landtagsabgeordnete und Kandidat der AfD will seinen Landkreis, wie er sagt, "nach Jahren des Stillstandes unter CDU-Führung", endlich voranbringen. Junge Menschen in der Region halten und gleichzeitig den Landkreis für Neuansiedlungen attraktiv machen, sind nur zwei seiner Ziele.

Neben dem Strukturwandel und dem Bevölkerungsrückgang sieht er den zunehmenden Verlust von Arbeitsplätzen als große Herausforderung. "Was ich als ganz wichtig ansehe, ist, dass wir die Arbeitsplätze halten, die wir hier in der Region haben", sagt Peschel.

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dazu müsse der Landkreis auch gegenüber der Landesregierung selbstbewusster auftreten. Frank Peschel beklagt, dass der Landkreis von Jahr zu Jahr mehr Geld ausgibt – vor allem für Aufgaben, die er von Bund und Land übertragen bekommen hat. "Wir müssen als Landräte und Bürgermeister viel mehr Druck gegenüber Dresden ausüben, um nicht nur die Pflichtaufgaben wahrnehmen zu können, sondern auch Gelder für Zukunftsprojekte zu haben", bekräftigt der AfD-Kandidat.

Den Mittelstand stärken – das Hauptziel des parteilosen Bewerbers

"Zeit für Veränderung" – mit diesem Motto will es Tobias Jantsch an die Spitze des Landkreises schaffen. Mit 38 Jahren ist er der jüngste Bewerber und geht als parteiloser Einzelkandidat ins Rennen. Sein Wahlkampf wird überschattet von Vorwürfen, er habe sich bei Publikationen mit einem Doktor-Titel geschmückt, obwohl er in Deutschland nie promoviert habe. Jantsch räumt den Fehler ein, will als ambitionierter Unternehmer trotzdem Landrat werden.

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ich halte persönlich nichts von verlängerten Werkbänken, sondern wir sollten uns auf das konzentrieren, was uns all die Jahrzehnte groß gemacht hat: Es ist der Mittelstand.

Tobias Jantsch | Einzelkandidat

"Wir müssen wieder erlernen, den kleinen Kapitalkreislauf bei uns in der Region zu halten", betont Jantsch.

Wer führt künftig Sachsens flächenmäßig größten Landkreis? Darüber entscheiden die mehr als 250.000 Wählerinnen und Wähler am 12. Juni

MDR (Stefan Schmidt/mk)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. Juni 2022 | 19:00 Uhr