LandratswahlLandkreis Leipzig: Drei Kandidaten stellen sich zur Wahl
Die zwei 174 Meter hohen Kühltürme des Kraftwerks Lippendorf dominieren die Landschaft im Landkreis Leipzig. Sie sind das Symbol für eine Region, die von der Kohleverstromung lebt. Die aber läuft nun aus. Das heißt, die Region muss sich neu erfinden. Mit dem verkündeten Ende der fossilen Energiegewinnung steht dem Landkreis ein allumfassender Umbruch bevor. Wie der gestaltet werden soll? Wer Landrat ist, hat großen Einfluss darauf.
Inhalt des Artikels:
Drei Kandidaten zur Wahl
Der Landkreis Leipzig gliedert sich in drei große Räume: den Südraum von Leipzig als Speckgürtel der Großstadt, das Muldental als historisch gewachsener Raum und das Kohrener Land - der ländlichste Raum des Kreises. In diesem Gebiet mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen wird nun ein neuer Landrat gesucht: Drei Kandidaten stellen sich zur Wahl.
- Henry Graichen (CDU-Kandidat)
- Denny Trölenberg (Linken-Kandidat)
- Jörg Dornau (AfD-Kandidat)
CDU-Kandidat und amtierender Landrat
Henry Graichen leitet die Amtsgeschäfte im Landratsamt in Borna bereits seit fast sieben Jahren. Der CDU-Mann wird in diesem Jahr von SPD, FDP, Grünen und Freien Wählern unterstützt. Für ihn steht der Strukturwandel im Vordergrund. Als größte Herausforderung sieht er für die Region, "Strukturen jetzt aufzubauen, Infrastrukturen jetzt zu verbessern, dass die gesamte Region wettbewerbsfähig bleibt für die Industrie, die auch danach noch hier sein wird. Die chemische Industrie, Maschinenbau, Zuliefererindustrie, dass die gute, wettbewerbsfähige Bedingungen vorfinden."
Mit dem Neuerfinden haben die Menschen hier schon Erfahrung. Der Strukturwandel hat praktisch mit dem Ende der DDR Einzug in das Braunkohlerevier gehalten. Nun sind Ideen gefragt, um möglichst viel von dem Milliardenpaket, das der Bund bereitstellt, in die Region zu lenken.
Industriestandort stärken, unterversorgte Gebiete anbinden
Das ist auch eine der größten Aufgaben die in der Region noch vor uns steht, die unterversorgten Gebiete anzubinden. Insofern würde ich da gar keine Priorisierung vornehmen.
Henry Graichen | Kandidat für das Landratsamt im Landkreis Leipzig
Der 45 Jahre alte Familienvater meint: "Wenn es uns gelingt, lokal Wasserstoff herzustellen, treibhausgasneutral herzustellen und den hier in unsere Industrieprozesse und auch in die Stadtwerke in unsere Wärmeerzeugung mit einzubringen, denke ich, haben wir einen großen Vorteil, die Attraktivität des Wohnens hier zu stärken, aber auch uns einen Standortvorteil für die Industrie zu erarbeiten." Gleichzeitig sei aber die Anbindung unterversorgter Gebiete ebenfalls eine der größten Aufgaben in den kommenden Jahren.
Bewerber Trölenberg setzt auf Windkraft und grünen Wasserstoff
Auch der gelernte Krankenpfleger Denny Trölenberg wird am 12. Juni mit auf dem Wahlzettel für den Posten des Landrats stehen. Auch für ihn steht der Strukturwandel im Vordergrund: "Hier müssen wir gucken, wie ist der aktuelle Stand, was macht da der Landkreis schon? Ich würde natürlich auf erneuerbare Energien setzen - aber nicht am Bürger vorbei, sondern mit den Bürgern entscheiden: Wo stellen wir Windräder hin? Wie groß sollte der Abstand sein? Da würde ich die Bürger mitbestimmen lassen."
Doch Windkraft allein soll es nicht sein, erklärt der 45-jährige Vater von zwei Kindern. Er würde auch sogenannten grünen Wasserstoff fördern: "Da ist ja Deutschland Vorreiter - auch die Stadt Grimma macht es vor. Im neuen Gewerbegebiet oben an der Autobahn soll eine Wasserstofftankstelle entstehen und da sollten wir als Landkreis von Anfang an vorne mit dabei sein."
Infrastruktur stärken für Menschen und Unternehmen
Wir brauchen schnelles Internet. Die Firmen, die Betriebe brauchen schnelles Internet, um die Wirtschaft am Leben zu erhalten.
Denny Trölenberg | Kandidat für das Landratsamt im Landkreis Leipzig
Auch in Sachen Infrastruktur soll es deutlich vorangehen in den nächsten sieben Jahren: "Die Autobahn und Straßen brauchen wir natürlich - öffentlicher Nahverkehr fährt ja auf der Straße. Die Datenautobahn brauchen wir natürlich auch, sonst werden wir irgendwo abgehangen. Wir brauchen schnelles Internet. Die Firmen, die Betriebe brauchen schnelles Internet, um die Wirtschaft am Leben zu erhalten."
AfD-Kandidat fordert Kurswechsel
Jörg Dornau kandidiert für die AfD, erhält aber zusätzlich Unterstützung von den rechtsextremen Freien Sachsen. Vor dem Mikrofon von MDR SACHSEN will er sich nicht äußern. Auf seiner Facebook-Seite fordert er einen Kurswechsel. Windräder und Photovoltaikanlagen zerstören Naturräume, argumentiert er. Die Energiewende hält er für planlos und ergebnisfrei.
Eine Region im Umbruch. Über Jahrzehnte hat die Braunkohle das Leben der Menschen im Landkreis Leipzig bestimmt. Nun müssen sie bestimmen, wie ihr Leben ohne die Kohle aussehen und wer den Strukturwandel als Landrat begleiten soll.
MDR (Roland Kühnke, kk)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. Juni 2022 | 19:00 Uhr