Proteste gegen RechtsTicker: Teilnehmerzahlen in Sachsen übertreffen Erwartungen
Mehrere Zehntausend Menschen haben am Sonntag gegen die AfD und für die Demokratie protestiert. Seit Tagen gibt es ähnliche Demonstrationen in vielen deutschen Städten. Auslöser ist eine Recherche des Journalisten-Netzwerks Correctiv über ein geheimes Treffen von AfD-Vertretern mit Unternehmern und Rechtsextremen, bei dem Massendeportationen aus Deutschland geplant wurden.
20:45 Uhr | Ticker-Ende
Hiermit beenden wir unseren Ticker zu den Protesten gegen Rechts in Sachsen und bedanken uns für Ihr Interesse. Eine Zusammenfassung des Tages lesen Sie hier:
20:00 Uhr | Organisatoren von hohen Teilnehmerzahlen überrascht
Ob Leipzig, Dresden oder Chemnitz - der große Zulauf zu den Demonstrationen in Sachsen hat die Organisatoren überrascht und gefreut. Und nicht nur die, wie der MDR SACHSENSPIEGEL berichtet.
19:45 Uhr | Polizei zieht erstes Zwischenfazit
Die Polizeidirektionen in Sachsen ziehen bisher ein positives Fazit der Großdemonstrationen. Es habe keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben, hieß es. Von der Polizei in Dresden gibt es eine vorsichtige Schätzung, wonach etwa 30.000 Menschen teilgenommen haben - die Organisatoren zählten 40.000. Von der Leipziger Polizei wurde eine Teilnehmerzahl "im mittleren fünfstelligen Bereich" genannt.
18:45 Uhr | "Omas gegen Rechts" bei Demo in Döbeln gegründet
In Döbeln in Landkreis Mittelsachsen sind laut Polizei rund 350 Menschen dem Demo-Aufruf gefolgt. Wie Mitveranstalter Clemens Albrecht mitteilte, ist das für eine Stadt im ländlichen Raum ein zufriedenstellendes Ergebnis. "Das ist ein starkes Statement. Mit den 350 Teilnehmern sind wir total glücklich", sagte Albrecht. Politische und kirchliche Vertreter wie auch Demonstrierende aller Generationen hatten gegen rechten Hass und Hetze protestiert.
Ein positiver Nebeneffekt: Mehrere ältere Damen gründeten spontan die Gruppe "Omas gegen Rechts in Döbeln", erklärte Albrecht. Die Demo auf dem Döbelner Obermarkt - auf der auch Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU) und Landrat Dirk Neubauer Reden hielten - hätte eine deutlich kleinere Versammlung der rechtsextremen Kleinstpartei "Freie Sachsen" stören wollen. Die Polizei hatte die Demonstrationen abgeschirmt. Die Demonstrierenden antworteten den rechten Störern mit Parolen wie "Nie wieder Faschismus".
18:00 Uhr | Etwa 12.000 Teilnehmende in Chemnitz
Auch in Chemnitz sind deutlich mehr Menschen gegen Rechts auf die Straße gegangen als von den Organisatoren erwartet. "Gemeinsam mit Ordnungsamt und Polizei haben wir uns auf 12.000 Teilnehmer festgelegt", sagte Erik Neubert von der Grünen Jugend auf Anfrage von MDR SACHSEN. Das Organisationsteam habe angesichts des großen Zulaufes "Tränen der Freude" in den Augen gehabt. "Die meisten von uns haben gehofft, dass es wenigstens vierstellig wird", so Neubert. Angemeldet waren in Chemnitz 200 Teilnehmende.
Die Demonstration war am Karl-Marx-Monument gestartet und durch die Innenstadt gezogen. Vor einem AfD-Büro habe es eine Zwischenkundgebung gegeben, bevor die Demonstranten wieder Richtung Karl-Marx-Monument gezogen waren. "Das Verbot der AfD kann nur ein erster Schritt sein. Der Faschismus wird nicht nur im Parlament bekämpft, sondern auch am Arbeitsplatz und im Sportverein", so der Grüne Jugend-Sprecher weiter.
Das Verbot der AfD kann nur ein erster Schritt sein. Der Faschismus wird nicht nur im Parlament bekämpft, sondern auch am Arbeitsplatz und im Sportverein.
Erik Neubert | Grüne Jugend Chemnitz
17:45 Uhr | Teilnehmerzahl in Leipzig übertrifft Erwartungen
In Leipzig findet gerade die Abschlusskundgebung statt. Schon jetzt ist klar, dass die Teilnehmerzahlen die Erwartungen der Organisatoren weit übertroffen haben. Gesprochen wird von etwa 60.000 Menschen. Nach Angaben der Stadt vom Freitag waren maximal 5.000 Menschen erwartet worden. "Leipzig ist sehr demonstrationsfreundlich und das hat man heute Nachmittag auch gemerkt", sagte MDR-Reporterin Susann Blum in der Tagesschau.
17:15 Uhr | Ruhiger Verlauf in Pirna - trotz Störern
In Pirna zeigen sich die Organisatoren der Gruppe "SOE gegen Rechts" zufrieden mit dem bisherigen Demo-Verlauf. Wie Hanna Schulz - die nicht mit ihrem echten Namen genannt werden will - auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte, hatten sich rund 1.000 Menschen auf dem Marktplatz versammelt. Vor allem junge Menschen und Familien seien gekommen.
Personen aus dem rechten Spektrum - erkennbar an ihrer Kleidung - hatten Schulz zufolge die Demo mit Hitlerrufen und -grüßen stören wollen. Die Demo-Teilnehmenden hätten den Störern lautstark "Nazis raus" und "Kein Platz für Naziparolen" entgegen gerufen. Gerade Pirna müsse zeigen, dass es bunt ist, so Schulz weiter. Hier wurde im Dezember vergangenen Jahres mit Tim Lochner der erste von der AfD aufgestellte Oberbürgermeister in Deutschland gewählt.
Die Politik muss entschlossen und mit allen Mitteln der Demokratie gegen die Verfassungsfeinde vorgehen.
Tyran Sobadky | FFF Dresden
16:40 Uhr | Fridays for Future: 40.000 Menschen in Dresden dabei
In Dresden ist die "Zusammen gegen Rechts"-Demonstration beendet. Nach Angaben der Organisatoren Fridays for Future (FFF) sind mehr als 40.000 Menschen zusammengekommen. Das Kulturbüro Sachsen schätzte die Teilnehmerzahl auf rund 25.000. "Die Politik muss entschlossen und mit allen Mitteln der Demokratie gegen die Verfassungsfeinde vorgehen", sagte Tyran Sobadky von FFF Dresden im Nachgang der Großveranstaltung.
16:20 Uhr | Leipzig: Demo-Abschluss auf den Johannisplatz verlagert
Nach Reporterinformationen bewegt sich der Demo-Zug in Leipzig über den Innenstadtring. Aufgrund des hohen Zustroms an Teilnehmenden werde die Abschlusskundgebung vom Augustusplatz auf den Johannisplatz verlagert. Das sagte eine Polizeisprecherin MDR SACHSEN.
16:00 Uhr | Sehr großer Andrang in Leipzig
In Leipzig hat die Kundgebung auf dem Marktplatz ebenfalls begonnen. Nach Reporterangaben sollen sich bis zu 30.000 Menschen zu dem Protest in der Innenstadt zusammengefunden haben. "Wir sind nicht damit einverstanden, was die AfD und deren rechte Netzwerke wollen. Nie wieder Faschismus", sagte Irena Rudolph-Kokot vom Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz", das zu der Demonstration aufgerufen hatte.
Die Leipziger Polizei sagte im Gespräch mit MDR SACHSEN, dass sich mehrere Tausend Menschen versammelt haben. Nach Angaben einer Sprecherin sollen es mehr Teilnehmer als zur Demo am Montag sein. Da hatten rund 6.000 Menschen am Protestzug gegen Rechtsextremismus und die erzkonservative Werteunion teilgenommen.
15:40 Uhr | Görlitz: Ministerpräsident Kretschmer hält flammende Rede
Auf der Kundgebung in Görlitz spricht Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Wie unsere Reporterin vor Ort berichtete, sei die Stimmung gut und der CDU-Politiker ernte Applaus für seine Rede. "Alle haben ein staatsbürgerliche Verantwortung, eine gute Zukunft für uns alle zu bauen", sagte er. Nach Angaben der Polizei waren zwischenzeitlich etwa 2.000 Teilnehmende vor Ort.
15:15 Uhr | Tausende Dresdner laufen los - mit geänderter Route
In Dresden ist die Demonstration mit mehreren Tausend Menschen nahe der Haltestelle Theaterplatz gestartet. Wie die Polizei über X (ehemals Twitter) mitteilt, wird die Demo-Route verlängert und führt nun über den Postplatz und die Carolabrücke in die Neustadt.
Mit dabei ist auch der Integrations- und Ausländerbeirat der Stadt. In einem YouTube-Video, das das Panorama auf dem Schlossplatz zeigt, heißt es: "Danke". Wie es anderen Menschen mit Migrationsgeschichte in Mitteldeutschland geht, dazu berichteten die Kollegen von MDR AKTUELL.
14:35 Uhr | Polizei: Insgesamt bereits mehrere Tausend Menschen
Mehrere Tausend Menschen demonstrieren in Dresden und Görlitz gegen die AfD und für die Demokratie. Wie ein Polizeisprecher zu Beginn der Demonstration auf dem Schlossplatz in Dresden sagte, seien mehrere Tausend Teilnehmer vor Ort. "Und es strömen noch viele Menschen hinzu."
In Görlitz sprach die Polizei von mehr als 1000 Menschen. Auf dem Marienplatz werden unter anderem Vertreter des Bündnisses "Görlitz bleibt BUNT" sowie der Landrat des Landkreises Görlitz, Stephan Meyer, mit Reden erwartet.
14:00 Uhr | Demos in Dresden und Görlitz kurz vor dem Start
Kurz vor Beginn der "Zusammen gegen Rechts"-Demonstration in Dresden sind viele Menschen in der Altstadt unterwegs. Das berichtet eine Reporterin von MDR SACHSEN. Familien, aber auch ältere Menschen seien Richtung Schlossplatz unterwegs. Zudem seien überall Einsatzwagen sowie Beamte der Polizei zu sehen.
Auch in Görlitz fülle sich der Marienplatz, berichtete eine weitere Reporterin von MDR SACHSEN. Manche Teilnehmer haben Europafahnen dabei. Als Gastredner wird Ministerpräsident Michael Kretschmer erwartet.
13:35 Uhr | Versammlung der Freien Sachsen in Dresden beendet
Wie die "Dresdner Neusten Nachrichten" (DNN) berichten, ist die Demonstration der rechtsextremen Freien Sachsen zu Ende gegangen. Auf der Demoroute seien unter anderem Sirenen ertönt und ein Banner mit der Aufschrift "13. Februar 1945. Unvergessen" in Anspielung auf die Dresdner Bombennacht Ende des Zweiten Weltkrieges getragen worden.
13:20 Uhr | Verkehrseinschränkungen in Leipziger Innenstadt erwartet
Im Zuge der Demonstration in Leipzig wird es nach Angaben der Stadt ab 15 Uhr besonders im Bereich des Innenstadtrings zu Verkehrseinschränkungen kommen.
Begonnen werde laut Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" auf dem Marktplatz. Unter anderem der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung und der ehemalige Pfarrer der Thomaskirche, Christian Wolf, werden sprechen. Die Demoroute soll anschließend über den Thomaskirchhof und den Ring zum Augustusplatz führen, wo der Abschluss der Kundgebung stattfinden wird und unter anderem die Leipziger Gruppe der "Omas gegen Rechts" sprechen werden.
13:00 Uhr | Vizekanzler Habeck sieht Zeichen für Demokratie
Vizekanzler Robert Habeck hat die bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus als ermutigendes Zeichen für die Demokratie gewertet. "Demokratie lebt von den Menschen, die dafür aufstehen", sagte er der Montagsausgabe der "Augsburger Allgemeinen". Es sei beeindruckend zu sehen, wenn jetzt viele Menschen "auf die Straße gehen und Flagge zeigen für unsere Demokratie".
Auch Außenministerin Annalena Baerbock lobte den zunehmenden Protest gegen Rechtsextremismus in Deutschland vor allem auch in kleineren und mittelgroßen Städten. "Das ist doch die Stärke in unserem Land", sagte sie auf dem Landesparteitag der Brandenburger Grünen in Potsdam. Wenn es um die Frage gehe, ob man Mensch oder Menschenhasser sei, gingen Menschen auf die Straße - auch ohne große Aufrufe und zum ersten Mal.
12:40 Uhr | Verkehrseinschränkungen in Dresden durch rechtsextreme Demo
Wie die "Sächsische Zeitung" berichtet, ist am Vormittag bereits eine Demonstration der rechtsextremen Freien Sachsen mit 300 Teilnehmenden gestartet. Sie richtet sich gegen Dresdens Oberbürgermeister Hilbert und die Entfernung der Gedenkinschrift für die Bombenopfer. Aktuell kommt es dadurch bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) noch zu leichten Verspätungen.
Für die "Zusammen gegen Rechts"-Demonstration ab 14 Uhr gibt es Verkehrswarnmeldungen der Polizei Sachsen. Zwischen Pirnaischer Platz und Terrassenufer sei mit mehrfachen kurzfristigen Sperrungen zu rechnen.
12:15 Uhr | MDRfragt: Was machen Demos und Proteste mit unserer Gesellschaft?
Noch bis kommenden Dienstag führt das Team von MDRfragt eine Meinungsumfrage durch. Dabei gehe es unter anderem darum, ob Demonstrationen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben und ob sie eher spaltend oder eher einigend wirken.
Bei MDRfragt sind fast 67.500 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angemeldet. Wer bei der aktuellen Befragung mitmachen will, muss bei MDRfragt angemeldet sein. Dafür ist eine einmalige Registrierung nötig. Die Teilnahme ist bei jeder Befragung freiwillig. Einzige Voraussetzung: mindestens 16 Jahre alt sein und in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wohnen.
11:30 Uhr | Proteste sollen am frühen Nachmittag starten
Die Mehrzahl der angekündigten Protestveranstaltungen im Rahmen des Aufrufs "Zusammen gegen Rechts" werden am frühen Nachmittag starten. In Görlitz auf dem Marienplatz ist Sachsens Ministerpäsident Michael Kretschmer (CDU) als Gastredner angekündigt.
In Dresden warb die Klimaschutzbewegung "Fridays For Future" (FFF) um Teilnahme. Zur Kundgebung auf dem Schlossplatz werden rund 3.000 Teilnehmende erwartet. In Leipzig hat das Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" ab 15 Uhr auf dem Marktplatz zur Demonstration aufgerufen. Das Ordnungsamt rechnet mit bis zu 5.000 Teilnehmenden.
In Chemnitz soll die Demonstration ab 15 Uhr am Karl-Marx-Kopf starten. Kleinere Kundgebungen sind ebenfalls ab 15 Uhr in Pirna, Radeberg und in Torgau im Landkreis Nordsachsen angekündigt. In Döbeln in Mittelsachsen soll es ab 14 Uhr losgehen.
11:10 Uhr | DGB Sachsen ruft zu Beteiligung auf
Zu den Demos in Sachsen haben Vereine, Demokratie-Initiativen, Umweltgruppen und Kirchen unter dem Motto: "Zusammen gegen rechts, für Menschenwürde und Demokratie" aufgerufen. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist dabei: "Wir lassen uns unsere Demokratie nicht kaputtmachen. Wir stellen uns den rassistischen und demokratiefeindlichen Bestrebungen entschlossen entgegen und rufen die Menschen dazu auf, sich an den Demonstrationen in Sachsen zu beteiligen", sagte der sächsische DGB-Chef Markus Schlimbach im Vorfeld.
Die Bedrohung von Rechts bestehe laut Schlimbach nicht erst seit der Veröffentlichung der Correctiv-Recherche. Der Rechtsruck in Sachsen sei seit Jahren bekannt und sichtbar.
11:00 Uhr | Tausende Menschen zu Demonstrationen in Sachsen erwartet
Wie in den vergangenen Tagen wollen sich auch am Sonntag Tausende Menschen zu Demonstrationen gegen Rechtsextremismus versammeln. Unter anderem sind Proteste in Dresden, Görlitz und Leipzig geplant. Bereits in den vergangenen Tagen waren in vielen Städten Menschen gegen das Erstarken rechter Kräfte in der Gesellschaft auf die Straße gegangen - unter anderem zu Beginn der Woche in Leipzig und Dresden.
Ausgelöst hatte die Proteste eine Recherche des Journalisten-Netzwerks Correctiv über ein geheimes Treffen von AfD-Vertretern mit Neonazis und Unternehmern Ende November in Potsdam. Bei diesem war über Pläne für eine Ausweisung und Deportation von Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen worden. Teilgenommen hatten den Recherchen zufolge auch Mitglieder der CDU und der rechtskonservativen Werteunion.
MDR (sme/pri/phb)/dpa
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 21. Januar 2024 | 19:00 Uhr