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Luxus am KrankenbettImmer mehr Kliniken in Thüringen verdienen Geld mit einer Komfortstation

03. Februar 2023, 07:34 Uhr

Immer mehr Kliniken in Thüringen bieten eine sogenannte Komfortstation an. Für das Hotelambiente müssen die Patienten mehr zahlen. "Zwei-Klassen-Medizin" ist das laut Barmer Krankenkasse nicht, denn die medizinische Leistung ist die gleiche wie auf anderen Stationen. Der absolute Großteil der Krankenbetten in Thüringen trägt kein Komfort-Label.

Immer mehr Kliniken in Thüringen bauen sogenannte Komfortstationen auf. Nach Angaben der Landeskrankenhausgesellschaft bieten vier Kliniken komplette Etagen mit Zimmern in Hotelausstattung an. Mitte Januar hatte das Katholische Krankenhaus (KKH) in Erfurt als jüngstes eine Station mit elf Zimmern eröffnet. Das christliche Haus hatte sich lange schwer damit getan, geht nun aber auch mit der Zeit.

Eine einwandfreie medizinische Behandlung erwarten die Menschen ohnehin. [...] Dazu möchten manche Patienten aber auch noch etwas mehr Service, Komfort.

Stefan Rösch, Geschäftsführer KKH Erfurt

Patienten wollen mehr Service und Komfort im Krankenhaus

An eine Klinik wird der Patient im Katholischen Krankenhaus nur bei der Visite erinnert: edler Fußboden, großer Fernseher, Glasdusche, Bademantel, erlesene Speisenauswahl. Nach Angaben von Stefan Rösch, Geschäftsführer des Katholischen Krankenhauses, legen Patienten heute mehr Wert auf Erlebnisqualität. "Eine einwandfreie medizinische Behandlung erwarten die Menschen ohnehin. Dazu sind wir auch durch viele Qualitätsstandards verpflichtet. Dazu möchten manche Patienten aber auch noch etwas mehr Service, Komfort. Das wird immer wichtiger."

Die elf Zimmer im Katholischen Krankenhaus sind Einzelzimmer. Ein Lichtkonzept schafft eine warme Atmosphäre. Im Bad steht das Shampoo, auf dem Bett liegen die frischen Handtücher. "So wie man das auch von einem Hotel kennt", sagt Rösch.

Nacht im Einzelzimmer kostet 140 Euro

Krankenhäuser sind in der Regel nicht die Orte, wo man gern hingeht. Normalerweise sind die Zimmer karg, die Schwester weckt einen früh mit grellem Neonlicht und man blickt auf einen billigen Fotodruck. Dass es anders geht, beweisen die Komfortstationen.

Einen solchen Krankenhausaufenthalt aber muss man sich leisten können. Wer kein Privatpatient ist, zahlt im Katholischen Krankenhaus beispielsweise pro Nacht 140 Euro. Zum Service gehört dann aber auch, dass dem Patienten die Zeitschriften seiner Wahl ans Bett gebracht werden und ihm eine Speisekarte vorgelegt wird, die kaum Wünsche offen lässt. Es sei eine Ergänzung zum "normalen" Angebot, sagt die Hausleitung.

Krankenkasse: "Keine Zwei-Klassen-Medizin"

"Es ist keine Zwei-Klassen-Medizin", versichert Patrick Krug, Pressesprecher der Barmer-Krankenkasse: "Ganz und gar nicht. Medizinische Leistungen stehen im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen. Komfortausstattung von Krankenzimmer - dafür gibt es keinerlei Belege, dass das die Genesung maßgeblich beeinflusst."

Komfortausstattung von Krankenzimmer - dafür gibt es keinerlei Belege, dass das die Genesung maßgeblich beeinflusst.

Patrick Krug, Sprecher der Barmer Krankenkasse

Die Krankenversicherungen bieten Zusatzversicherungen an, um den Luxus im Fall der Fälle dann ohne den großen Bargeldscheck zu erhalten. Im Schnitt kostet so eine "Komfortbetten-Versicherung" je nach Alter des Versicherungsnehmers zwischen 5 und 55 Euro im Jahr. Nachgefragt werden diese Versicherungen kaum. Bei der Barmer bewegt sich das im Promille-Bereich.

Das Einrichten solcher Komfortstationen sei immer eine unternehmerische Entscheidung der Häuser, sagte Krug. Der Trend gehe aber ganz klar in Richtung Ein- und maximal Zwei-Bettzimmer und zu flexiblen Lösungen. Gerade in der Corona-Zeit habe man gesehen, wie wichtig es werden kann, aus einem Mehrbettzimmer auch schnell mal ein Einzelzimmer zu machen, wenn das aus Infektionsschutzgründen notwendig ist.

Komfortstationen in Thüringen oft nicht ausgelastet

Neben dem Katholischen Krankenhaus haben solche Vier-Sterne-Plus-Stationen auch das St. Georg-Klinikum in Eisenach, das Erfurter Helios-Klinikum und die Waldkliniken Eisenberg. Andere bieten zubuchbare Sonderleistungen an. Auch wenn der Anteil der Krankenzimmer mit Hotelambiente zugenommen hat, tragen von insgesamt knapp 16.000 Krankenhausbetten in Thüringen nach Angaben der Landeskrankenhausgesellschaft aktuell nur 61 das Komfort-Label.

Auch bei der Auslastung ist noch Luft nach oben. So haben die Waldkliniken Eisenberg ihre Komfortstation 2020 eröffnet. Im Jahr darauf waren die Zimmer mit dem "Sahnehäubchen" zu 44 Prozent, 2022 zu 57 Prozent ausgelastet. Allerdings waren das auch die Corona-Jahre. Im St. Georg-Klinikum Eisenach liegt die Belegung der 13 Komfortbetten bei 60 Prozent.

Die Komfortstationen bringen den Häusern nicht unbedingt satte Gewinne, heißt es. Das Katholische Krankenhaus in Erfurt hat extra sechs Pflege- und zwei Servicemitarbeiter dafür eingestellt - auch das kostet. Die Stationen sollen aber so im Wettbewerb um Patienten punkten.

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MDR

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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