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Sturmschäden bei Photovoltaik-Anlagen, wie hier in Gebstedt, übernimmt normalerweise die Gebäudeversicherung. Bildrechte: Johannes Krey

VersicherungSind Photovoltaik-Anlagen gegen Unwetterschäden versichert?

26. August 2023, 11:32 Uhr

Bei den schweren Unwettern Mitte August in Thüringen wurden auch Photovoltaik-Anlagen durch Sturm und Hagel beschädigt. Hier greift die Wohngebäudeversicherung nur, sofern die Anlagen bei der Versicherung angegeben wurden.

von Carmen Fiedler, MDR THÜRINGEN

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Mitte August fegte ein Unwetter über Thüringen, das Dächer beschädigte, Bäume entwurzelte und Straßen überflutete. Auch die Agrargenossenschaft Rannstedt in Gebstedt (Landkreis Weimarer Land) war betroffen.

Dort deckte der Sturm Dächer ab, der Regen verdarb Stroh und Heu, Blitze beschädigten die Elektrik. Der Schaden belaufe sich wahrscheinlich auf 650.000 bis 700.000 Euro, sagte Holger Heise von der Genossenschaft MDR THÜRINGEN. "Das ist schon ordentlich."

Sturmschäden sind über Gebäudeversicherung abgedeckt

Immerhin: Der Schaden ist über die Gebäudeversicherung abgedeckt. In der normalen Gebäudeversicherung seien Sturm- und Hagelschäden mit drin, bestätigt ein Sprecher des Gesamtverbands der Versicherer (GdV). Nur für weitere Naturgefahren wie Hochwasser, Erdbeben und Überschwemmungen durch Starkregen brauche man eine extra Elementarschadenversicherung.

Das Unwetter Mitte August zerstörte auch eine große Photovoltaik-Anlage auf einem Hallendach der Agrargenossenschaft Rannstedt. Bildrechte: Johannes Krey

Neben allen anderen Schäden hat der Sturm in Gebstedt auch eine große Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) vom Hallendach gefegt und auf dem Feld nebenan verstreut. Dazu sagt der GdV-Sprecher: "Photovoltaik-Anlagen sind über die Wohngebäudeversicherung mit Zusatzbaustein abgesichert."

Photovoltaik-Anlagen nur mit Zusatzbaustein versichert

Ohne diesen Zusatzbaustein wären die Stromerzeuger nicht geschützt, heißt es auf der Website des Versicherer-Verbandes. Dabei kann es Unterschiede zwischen Wohngebäuden und gewerblich genutzten Gebäuden geben.

"Gewerbliche Versicherungen sind etwas anderes und anders abgesichert", sagt der GdV-Sprecher. "Eine kleine Photovoltaikanlage im Unterschied zu einer überdimensionierten Industrieanlage zu versichern, da unterscheidet sich der Wert fundamental."

Eine Photovoltaik-Anlage kostet nicht nur ein paar Euro, sondern ist eine echte Investition, die auch den Wert des Gebäudes steigert.

Sprecher | Gesamtverband der Versicherer (GdV)

Man könne die Anlage auch eigenständig versichern lassen. "Eine Photovoltaik-Anlage kostet nicht nur ein paar Euro, sondern ist eine echte Investition, die auch den Wert des Gebäudes steigert", so der Sprecher.

Große Photovoltaik-Anlagen können extra versichert werden. (Symbolfoto) Bildrechte: IMAGO / Frank Bienewald

Solch eine Versicherung deckt laut GdV zum Beispiel Schäden durch Blitze, Sturm, Hagel, Schneedruck, aber auch durch Kurzschluss und Leitungswasser ab. Der Schutz beziehe sich auf alle Teile der Photovoltaik-Anlage, also etwa Module, Montagerahmen, Befestigungselemente, Verkabelung, auch die Stromspeicheranlage gehöre dazu.

Selbstbeteiligung im Schadensfall möglich

"Im Schadensfall kann eine Selbstbeteiligung fällig werden. Die Höhe richtet sich nach der individuellen Vereinbarung zwischen dem Hausbesitzer und der Versicherung", so der GdV. Außerdem müssten Hausbesitzer dafür sorgen, dass Photovoltaik-Anlagen regelmäßig von Fachleuten gewartet werden. Werde diese Pflicht nicht eingehalten, darf die Versicherung laut GdV im Schadensfall die Leistung kürzen oder sogar ganz verweigern.

Wenn Sie die Photovoltaik-Anlage beim Versicherer angegeben haben, dann sind Sie auch gegen Unwetter versichert.

Sprecher | Gesamtverband der Versicherer (GdV)

Wesentlich, wenn man die Anlage über die Wohngebäudeversicherung laufen lassen will, sei vor allem eines: "Wenn Sie die Photovoltaik-Anlage beim Versicherer angegeben haben, dann sind Sie auch gegen Unwetter versichert."

Unsere eigene Photovoltaik-Anlage ist Gottseidank unbeschädigt.

Holger Heise | Landwirt

Die Photovoltaik-Anlage, die der Sturm in Gebstedt zerstört hat, gehört nicht der Agrargenossenschaft, sondern einer Firma, die das Dach für diesen Zweck gemietet hat. "Wir gehen davon aus, dass da eine neue Anlage draufkommt", sagt Landwirt Holger Heise. "Unsere eigene Photovoltaik-Anlage ist Gottseidank unbeschädigt."

Dächer in Gebstedt werden erneuert

Die große Halle werde wieder aufgebaut, das Dach misst 70 x 15 Meter. Holger Heise: "Wir können die alte Bausubstanz, den Rohbau, nutzen, das Dach wird neu gebaut." Auch zwei beschädigte kleinere Dächer müssen erneuert werden.

Aufräumarbeiten dauern an

Doch vorerst wird noch aufgeräumt. "Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gange", sagt der Landwirt. Inzwischen seien immerhin "die groben Sachen" weggeräumt. Dafür musste extra eine Firma angeheuert werden, denn die Landwirte sind in diesen Tagen auf den Feldern beschäftigt.

Wir haben jeden Tag lange Tage.

Holger Heise | Landwirt

"Die Ernte haben wir am Mittwoch abschließen können, aber jetzt beginnt schon die Rapsaussaat." Dennoch hätten zwei Tage lang alle Männer mit aufgeräumt. "Wir haben jeden Tag lange Tage", sagt Holger Heise. "Und es liegen immernoch viele Äste herum."

Sprecher des Gesamtverbands der Versicherer (GdV): "Bei Photovoltaik- und Solaranlagen ist es in der Regel so, dass Handwerksbetriebe diese nach allen Regeln der Kunst auf das Dach bauen." (Archivfoto) Bildrechte: picture alliance / dpa | Caroline Seidel

Ein Gutachter von der Versicherung habe sich die Schäden schon angeschaut. Auch bei Photovoltaik-Anlagen könne es sein, dass im Schadensfall geprüft wird, wie diese befestigt und installiert wurden, sagt der GdV-Sprecher. Die Frage sei, ob das eine Auswirkung auf den Schaden gehabt habe. "Bei Photovoltaik- und Solaranlagen ist es in der Regel so, dass Handwerksbetriebe diese nach allen Regeln der Kunst auf das Dach bauen."

Schwere Unwetter-Schäden in Thüringen

Wie hoch die Unwetter-Schäden in Thüringen sind, kann der Sprecher der Versicherungen nicht sagen. "Kleine lokale Ereignisse unter 200 Millionen Euro Schaden erfassen wir nicht, auch wenn sie schwere Schäden angerichtet haben."

Wenn man dran ist, ist man dran. Wir Landwirte arbeiten mit der Natur und leben mit den Wetterextremen.

Holger Heise | Landwirt

Der hohe Sachschaden bei der Agrargenossenschaft Rannstedt sei ärgerlich, mache viel Arbeit und koste Nerven, erzählt Landwirt Holger Heise. Aber für so ein Unwetter könne keiner etwas. "Wenn man dran ist, ist man dran. Wir Landwirte arbeiten mit der Natur und leben mit den Wetterextremen. Wir sind leidgeplagt." Und so ist Holger Heise vor allem über eines froh: Dass niemandem etwas passiert ist.

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MDR (caf)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 16. August 2023 | 19:00 Uhr