DebatteErfurter Bischof: Engagement in Kirche und AfD bedenklich
Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr stimmt dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bei der Aussage zu, Kirche und AfD ließen sich nur schwer vereinen. Sollte sich die Partei immer offener am rechten Rand positionieren und radikalisieren, könnte das künftig deutliche Auswirkungen auf eine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche haben.
- Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr sieht es problematisch, gleichzeitig Mitglied der katholischen Kirche und der AfD zu sein.
- Für die AfD ist jedoch klar: Das geht und die Kirche habe ganz andere Probleme.
- Sollte sich die AfD offen weiter radikalisieren, hält Neymeyr es für vorstellbar, die Mitgliedsregeln der katholischen Kirche noch strenger zu formulieren.
Ulrich Neymeyr kann der AfD in seinem Bistum nur schwer aus dem Weg gehen. Denn er ist Bischof von Erfurt. In Thüringen kann sich laut Umfragen derzeit gut ein Drittel der Wählerinnen und Wähler vorstellen, das Kreuz bei der AfD zu machen.
Bischof: Kirche kein Ort für Holocaust-Leugner
Deshalb setzt sich Neymeyr mit den Zielen der Partei auseinander. "Da haben wir ja schon allergrößte Bedenken, ich auch. Wer den Holocaust verharmlost, für den ist es nur ein kleiner Schritt zur Gutheißung des Holocaust. Von daher ist es nötig, sich schützend sich vor die Juden in unserem Land zu stellen, die hier bei uns schon so Grausames erlebt haben. Natürlich auch die Rede über die zu uns geflüchteten Menschen, die oft sehr menschenverachtend ist und nicht berücksichtigt, dass die Menschen aus einer bedrängten Situation geflohen sind."
Ist es also problematisch, wenn sich Menschen gleichzeitig in der AfD und der Kirche engagieren? Das hänge ganz von der Art ihrer Aufgaben ab, sagt Neymeyr. "Sympathisiert jemand mit den Zielen in der AfD? Ist er Mitglied in der Partei? Oder ist er gar Mandatsträger? Da würde ich jeweils schärfere Regeln ansetzen."
Hinzu komme die Frage: "Was heißt Engagement in der katholischen Kirche? Ist jemand Religionslehrer im Auftrag der Kirche? Da würde ich sagen, dass geht für einen Mandatsträger nicht. Für ein Mitglied der Partei hätte ich auch allergrößte Bedenken", sagt der Bischof.
AfD: Partei und Kirche sehr wohl vereinbar
AfD-Politiker Jörg Steffen Kühne ärgert sich über Äußerungen, wie die vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing. Der kirchenpolitische Sprecher der AfD im sächsischen Landtag findet, AfD-Wähler und Mitglieder würden pauschal beleidigt. "Was wir nicht alles sind: Menschenverachtend, demokratiefeindlich. Hat der Bischof sich einmal mit uns auseinandergesetzt? Er redet über Medien, was er nicht alles tun und machen will gegen die AfD. Aber in seiner Kirche laufen ihm die Schäfchen weg."
Frank Richter, religionspolitischer Sprecher der SPD, dagegen hält es für richtig, sich der AfD entgegenzustellen. Das Weltbild der Partei sei menschenfeindlich, sagt der frühere Pfarrer. "Als ich das gelesen habe, habe ich dran gedacht, dass wir im Nachhinein alle zur Zeit des Nationalsozialismus viel mehr Widerstand von den Kirchen erwartet hätten gegen die Ideologie der Nazis. Damals waren auch viele Mitglieder der NSDAP zugleich Mitglieder der Kirchen und deswegen waren ja viele Bischöfe damals auch feige." Doch feige sollten die Bischöfe nach Ansicht von Richter heute nicht mehr sein.
Noch strengere Vorschriften für Kirchenmitglieder vorstellbar
Bischof Neymeyr in Thüringen kann sich sogar vorstellen, sich künftig noch stärker von der AfD zu distanzieren. Falls die Partei etwa zu Menschenhass aufrufen sollte. Er sagt: "Es kann im Extremfall auch dazu führen, dass wir sagen, diese Partei ist für Katholiken nicht wählbar oder man kann als Katholik nicht Mitglied dieser Partei sein." Momentan sei das aber noch nicht notwendig.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 26. September 2023 | 06:07 Uhr