Internationale Wochen gegen RassismusErfurt: Ausstellung erzählt Geschichten junger Migrantinnen im Osten
Wie ist es, als junger Mensch mit Migrationserfahrung im Osten zu leben? In Erfurt erzählt eine Ausstellung jetzt neun Geschichten, die auch zeigen, wie selbstbewusst und ausdauernd sich junge Migrantinnen und Migranten und BI_PoC in Ostdeutschland engagieren. Porträtiert werden darin auch drei junge Leute aus Thüringen. Eröffnet wurde die Schau mit dem Titel "Trotz allem! Postmigrantische Jugend bewegt den Osten" am Samstagabend im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus.
- In Erfurt macht die Ausstellung "Trotz allem!" Geschichten von jungen Menschen mit Migrationserfahrung in Ostdeutschland sichtbar.
- Mut machen und Raum zum Netzwerken bieten, soll die Schau, die mit Poetry Slam und Musik eröffnet wurde und bis 12. April zu sehen ist.
- Die Ausstellung im Kontor ist Teil der Internationalen Wochen gegen Rassismus, der Eintritt ist frei.
Mit Musik, Poetry Slam und einer klaren Ansage hat am Samstagabend die Ausstellung "Trotz allem! Postmigrantische Jugend bewegt den Osten" im Kontor Erfurt eröffnet. Es ist eine Wanderausstellung, die im Oktober in Berlin ihren Startschuss hatte und nach Halle nun Halt in Thüringen macht. Im Hauptquartier von DaMOst, dem Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland.
Ausstellung macht ostdeutsche Migrationsgeschichten sichtbar
Die Idee zur Ausstellung entstand bereits im Sommer vor zwei Jahren, wie Projektleiterin Nane Khachatryan erzählt: "Wir wollten einfach Geschichten, Erfolge zeigen, aber außerdem die Herausforderungen, die sie im Rahmen ihres Engagements auch haben."
Sie, das sind junge Menschen aus Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit eigener oder familiärer Migrationsgeschichte oder Fluchterfahrung, die zeigen, dass sie etwas bewegen können. Viele haben sehr früh angefangen, sich zu engagieren. Wie zum Beispiel Nicolas Rausch. Der heute 20-Jährige Jugendleiter und Erfurter Informatikstudent ist bereits im Alter von 11 Jahren in den "Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland" eingetreten und hilft Geflüchteten.
Diese und weitere Geschichten will die Ausstellung ins Rampenlicht rücken, wie Nane Khachatryan erklärt: "Gerade in Ostdeutschland ist es wichtig, dass man jungen Menschen den Raum gibt, ihre Arbeit sichtbar zu machen. Denn sie haben sehr oft nicht die gleichen Zugänge."
Porträts, Poetry Slam und Rap
Insgesamt werden im Erfurter Kontor Porträts und Texte von neun jungen Leuten und Initiativen ausgestellt. Die drei aus Thüringen – Nicolas Rausch, Sultana Sediqi und René Oraha – stellten sich bei der Eröffnung vor. Sultana und René leben beide in Erfurt und sind aktiv bei "Jugendliche ohne Grenzen".
Schon bei der Konzeption der Ausstellung hatten sich die Beteiligten eine Eröffnung mit Musik und Kulturprogramm gewünscht, wie Mitorganisatorin Xenia Rak erzählt: "Wir haben eine Ausschreibung gemacht, außerdem sind Leute aus unserem Netzwerk an kreative Menschen heran getreten". So gebe es als Begleitprogramm nun einen Poetry Slam von Azra Ispir, Rapmusik von MBP und DJ Soundjam sowie den Rumba Boys (Ali und Omar).
"Wir leben in einer Gesellschaft, die schon immer migrantisch war"
Die Ausstellung soll ein Raum zum Kennenlernen und Vernetzen sein, um neue Bande zu knüpfen – über Ländergrenzen hinaus, wünschen sich Nane Khachatryan und Xenia Rak. Und sie soll Hoffnung und Kraft spenden. "Trotz allem! bedeutet: trotz widriger Bedingungen, trotz unsolidarischer Umgebung, trotz unbewussten Übersehen-, Überhört- oder Vergessenwerdens", erklärt Projektmitarbeiterin Xenia Rak den Titel der Ausstellung.
Trotz all dieser Widrigkeiten brächten sich die porträtierten Jugendlichen ein, um Probleme, speziell Rassismuserfahrungen zu benennen und sich außerdem mit Erinnerungskultur auseinanderzusetzen, betont Rak.
Auch der Begriff postmigrantische Jugend hat seine Bedeutung, die Nane Khachatryan so erläutert: "Postmigrantisch meint sowohl die zweite Generation als auch Personen, die sich als postmigrantisch definieren, weil sie meinen, dass wir nicht mehr in der Migrationsgesellschaft, sondern in einer Postmigrationsgesellschaft leben." Xenia Rak ergänzt: "Der Begriff Migrationsgesellschaft wird gern genutzt, als sei das etwas Neues. Wir sagen postmigrantisch und meinen damit: Wir leben in einer Gesellschaft, die schon immer migrantisch war und migrantisch sein wird."
Station in Erfurt während der Internationalen Wochen gegen Rassismus
Nicht ohne Grund macht die Wanderausstellung Halt in Erfurt im leicht zugänglichen Kontor – sie ist Teil der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Die neun Porträts bieten eine Möglichkeit, sich mit den Erfahrungen und Perspektiven migrantischer junger Leute aus dem Osten zu beschäftigen. Sie seien Vorbilder, finden die Organisatorinnen.
Die Ausstellung soll ihr Engagement anerkennen und auch einen "Mut-Moment" schaffen, wünscht sich Xenia Rak.
Quelle: MDR KULTUR, Redaktionelle Bearbeitung: ks
Weitere Informationen zur Ausstellung
"Trotz allem! Postmigrantische Jugend bewegt den Osten" – Wanderausstellung
16. März bis 12. April 2024
Kontor Erfurt
Hugo-John-Straße 8
99086 Erfurt
Eintritt: frei
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 16. März 2024 | 08:10 Uhr