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Seit mehreren Monaten wird gegen Mitglieder der Neonazibruderschaft "Turonen" verhandelt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

DrogenhandelMehrjährige Haftstrafen im Turonen-Prozess

21. Februar 2023, 18:59 Uhr

Das Landgericht Erfurt hat mehrere Angeklagte im Turonen-Prozess zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der mutmaßliche Kopf der Neonazi-Bruderschaft muss für elfeinhalb Jahre hinter Gitter. Die Gruppe soll im Jahr 2020 mit Drogen gehandelt haben.

von MDR THÜRINGEN

In einem der größten Drogenprozesse in Thüringen hat das Erfurter Landgericht am Montag mehrjährige Haftstrafen verhängt. Das bestätigte ein Sprecher des Landgerichts. So muss der mutmaßliche Kopf der Bande elfeinhalb Jahre ins Gefängnis. Er soll mit Drogen in nicht geringer Menge gehandelt haben. Zudem soll er unerlaubt im Besitz einer Schusswaffe gewesen sein.

Nach Informationen von MDR THÜRINGEN gehörte er der rechtsextremen Bruderschaft Thüringen, den sogenannten Turonen an. Gegen führende Mitglieder dieser Gruppe, die offenbar zu einem Drogenkartell umgewandelt worden war, läuft aktuell am Landgericht Erfurt ebenfalls ein Prozess. Ein Mitangeklagter wurde zu acht Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Auch zwei Frauen erhielten Haftstrafen von sechs Jahren sowie von vier Jahren und drei Monaten.

Mehr als 2.000 Verfahren in Deutschland

Die Bande soll zwischen Januar und Mai 2020 rund 30 Kilogramm Drogen bestellt und verkauft haben. Der Wert der Geschäfte betrug laut Gericht über 600.000 Euro. Ihre Geschäfte wickelten die Dealer über sogenannte Kryptohandys ab. Fahndern war es gelungen, in die geheimen Server einzudringen und damit die Daten der Handys auszulesen.

Allein in Deutschland kamen dadurch 2.250 Verfahren ins Rollen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Es gilt als wahrscheinlich, dass Rechtsmittel eingelegt werden. Zuerst hatte die "Thüringer Allgemeine" berichtet.

Neonazi-Anwalt freigelassen

Zuvor war einer der Hauptangeklagten, Neonazi-Anwalt Dirk W., aus gesundheitlichen Gründen freigekommen. Das Oberlandesgericht Jena gab einer Beschwerde statt, wonach seine Untersuchungshaft gesundheitlich unzumutbar sei. Sein Verfahren war wegen eines Bandscheibenvorfalls ausgeklammert worden.

Anmerkung der Redaktion:
In der ursprünglichen Version dieser Meldung hatten wir von 240 Kilogramm Drogen im Wert von 1,1 Millionen Euro berichtet. Diese Informationen beruhten auf einer Verwechslung mit einem anderen Prozess. Wir haben diesen Fehler korrigiert.

Mehr zum Turonen-Prozess

MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 21. Februar 2023 | 19:00 Uhr