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WettkampfBooster fürs Selbstvertrauen: Das Sportfest der Förderschulen in Weida

27. September 2022, 18:48 Uhr

Rund 120 Kinder mit geistigem Förderbedarf aus sieben Ostthüringer Förderschulen haben am Dienstag das Sportfest in Weida gefeiert. Trotz Schauerregens kämpften sie im Sprint, Medizinballwerfen oder Springen um Medaillen.

von Franziska Heymann, MDR THÜRINGEN

"Ziiiiiieh!" André Franke feuert seine Schützlinge beim Weitsprung an - und Lukas schafft sogar die Vier-Meter-Marke. Franke ist Schulleiter der Förderschule "An der Weida" in der gleichnamigen Stadt und damit Gastgeber des Sportfestes für neun Förderschulen aus Ostthüringen. Wobei nur noch sieben übriggeblieben sind: Zwei haben am Morgen abgesagt, Lehrer sind erkrankt. Und wie an so vielen Schulen im Land kann so ein Ausfall nicht kompensiert werden.

Franke ist dennoch stolz, dass seit dem vergangenen Jahr staatliche und freie Schulen gemeinsam um Medaillen kämpfen.

Von Medizinballwerfen bis Sprints

Trotz Absagen und Regenwetters tummeln sich rund 120 Kinder im Alter von zehn bis 19 Jahren auf dem Sportplatz "Roter Hügel" in Weida. Medizinballwerfen, Sprinten, Springen und der abschließende Ausdauerlauf - die Kinder mit geistigem Förderbedarf sind mit Feuereifer dabei. Trotz zeitweise heftiger Schauer ist kaum ein Murren zu vernehmen, bei der finalen Stadionrunde machen die Kinder ordentlich Lärm.

"Da sind 100 Kinder auf der Tribüne, aber die machen Lärm für 2.000", schmunzelt Sportkoordinator Mirko Schnelle vom Schulamt Ostthüringen, der heute den Starter vom Dienst beim 50-Meter-Sprint macht. Viele Angebote dieser Art gebe es nicht für Kinder mit besonderem Förderbedarf. Und so ist die Veranstaltung in Weida gut besucht.

Das Sportfest ist immer ein Highlight zum Schuljahresbeginn.

Jana Böhm | Förderzentrum in Hermsdorf

Aus Altenburg und Schleiz, Hermsdorf und Greiz, Pößneck und Gera sind Kinder, Lehrerinnen und Betreuer nach Weida gekommen. "Das ist immer ein Highlight zum Schuljahresbeginn", erzählt Jana Böhm vom Förderzentrum Christophorus in Hermsdorf. Ihre Kollegin Sabine Schlutter vom Förderzentrum Pößneck freut sich über die Unterstützung vom Schulamt: Durch den bereit gestellten Bus konnte die Schule mit 22 Kindern anreisen. "Es gibt nicht viele solcher Sportveranstaltungen, das wollen wir möglichst vielen ermöglichen", sagt sie. Während ihre Schützlinge beherzt durch den Nieselregen sprinten, nehmen die beiden Lehrerinnen die Zeit und freuen sich über das schützende Tribünendach.

Medaillen sind nicht alles

Schulleiter und Sportlehrer Peter Peikert von der Carolinenschule Greiz hat derweil seine liebe Not, die quirlige Meute beim nächsten kräftigen Schauer unterm schützenden Baum zu halten. "Für die Kinder hat das Sportfest einen hohen Stellenwert, die gehen mit Feuereifer ran", sagt Peikert, dessen Schule beim Special-Olympic-Schulwettkampf zuletzt die schnellste Schwimmstaffel Thüringens stellte.

Auch heute gibt es Medaillen: Die drei besten aus der Mittel-, Ober- und Werkstufe bekommen Gold, Silber und Bronze. Für die Kinder ist es eine Auszeichnung und Belohnung für gutes Benehmen in der Schule, am Sportfest teilzunehmen. Mit Engelsgeduld erklärt Peikert jedem Schüler beim Probesprung, wo genau sie am besten abspringen. Denn am Ende zählt natürlich jeder Zentimeter im Kampf um die Plätze.

Die Rasselbande von Carsten Klöppel, Sportlehrer an der Regenbogenschule Altenburg, flitzt derweil unermüdlich die 50-Meter-Bahn entlang. "Ihr seid ganz schön schnell mit euren kurzen Beinen", sagt er stolz. Aber: "Einmal ist keinmal, rennt doch nochmal und verbessert euch", schlägt Mitorganisatorin Heike Jäger von der Weidaer Förderschule vor, bevor sie wieder auf ihren Platz unterm Tribünendach verschwindet und Ergebnisse in die Teilnehmerurkunden einträgt.

In der Schule haben die Kinder häufig Misserfolge, aber durch den Sport bekommen sie auch eine Bestätigung ihrer Leistung.

Carsten Klöppel | Sportlehrer aus Altenburg

Bei 120 Kindern ist einiges zu tun. Zu ihren Füßen sprinten die Altenburger Kinder und berichten Sportlehrer Klöppel mit leuchtenden Augen, ob sie die Acht- oder Zehn-Sekunden-Marke geknackt haben. "Das steigert ungemein das Selbstwertgefühl", erzählt der. "In der Schule haben die Kinder häufig Misserfolge, aber durch den Sport bekommen sie auch eine Bestätigung ihrer Leistung. Teilweise hängen sie sogar Regelschüler ab. Das freut sie dann natürlich noch mehr", erzählt Klöppel, Typ Kumpellehrer.

Immer wieder hängt ein Kind an ihm dran, es wird abgeklatscht und mitgefiebert. Der Teamgeist stimmt auf dem Roten Hügel in Weida.

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MDR (dst)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 27. September 2022 | 16:30 Uhr

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