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Historiker Uwe Schirmer leitet das Projekt zu alten Ortsnamen an der Uni Jena. Bildrechte: Jan-Peter Kasper/Universität Jena

Geplantes OrtsnamenbuchForschungsprojekt fragt: Wie sah das alte Thüringen aus?

21. Februar 2024, 13:50 Uhr

An der Uni Jena ist ein Projekt gestartet, das Namen von alten Siedlungen und Ortschaften in Thüringen sammelt. So wollen die Forschenden einerseits mehr über die deutsche Sprache lernen, aber auch die Geschichte Thüringens mehr erkunden. Dabei ist vor allem interessant, warum Siedlungen einstmals aufgegeben wurden. Für das Projekt sammelt das Team zahlreiche mittelalterliche Urkunden und andere Quellen. Die Erkenntnisse sollen später in einem sogenannten Ortsnamenbuch veröffentlicht werden.

Mit einem Symposium ist am Mittwoch an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ein großes Forschungsprojekt zu Ortsnamen in Thüringen gestartet. Ziel ist es, mittelalterliche Namensvarianten von Orten, Siedlungen und Wüstungen (aufgegebene Siedlungen) zu erfassen, erklärt der Forschungsleiter und Professor für Thüringische Landesgeschichte Uwe Schirmer im Gespräch mit MDR KULTUR: "Unser heutiges Siedlungsbild ist nicht identisch mit dem des Früh- oder Hoch- und Spätmittelalters", so der Wissenschaftler. "Im Allgemeinen geht man davon aus, dass die Siedlungsdichte und das Siedlungsbild sehr prägnant ausgebildet war um Anfang des 13. Jahrhunderts. Dieses Siedlungsbild muss rekonstruiert werden."

Geschichte Thüringens verstehen

Dabei geht es vor allem darum, wie sich die Besiedlung in Thüringen verändert hat, "um den Landesausbau insgesamt, warum Siedlungen untergegangen sind", erläutert Schirmer. Gründe für diese Veränderungen können laut dem Forscher dabei ganz unterschiedlich sein. Es habe beispielsweise Konzentration von Siedlungen gegeben.

Aber auch klimatische Veränderungen zu Beginn des 14. Jahrhunderts seien Ursache gewesen, warum Siedlungen aufgegeben wurden. "Das ist dann eine Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Es sind ja vor allem Dörfer und kaum Städte untergangen - das führt in die Agrargeschichte", so Schirmer weiter.

Arbeit mit historischen Dokumenten

Anstoß und Basis für das Projekt war die Arbeit des Leipziger Forschers Hans Walther. In dessen Nachlass gibt es eine Sammlung von ungefähr 3.000 Blättern – je eines für eine Siedlung, berichtet Schirmer. Einzelne Siedlungen seien in dieser Sammlung exzellent mit mehreren Dokumenten belegt, andere nur sehr schlecht. Auch deswegen ist für Schirmer die Quellenarbeit der wichtigste Teil dieses Projekt: "Wir bekommen durch diese Arbeiten die ältesten urkundlichen und aktenkundigen Belege für die Siedlungen, Dörfer und Städte Thüringens."

Urkunden wie diese über einen Streit zwischen Nordhausen und Halle sind für die Arbeit am Ortsnamenlexikon wichtig. Bildrechte: imago/Steffen Schellhorn

Wenn man alle diese Belege habe, werde dieses Projekt auch für die historische Sprachforschung interessant, meint der Historiker Schirmer. Denn so könne die Entwicklung von Bezeichnungen nachvollzogen werden. Vielleicht könne man so auch die Herkunft heutiger Ortsnamen weiter ergründen.

Ein Beispiel aus dem Eichsfeld

Im Gespräch mit MDR KULTUR erläutert Uwe Schirmer seine Arbeit auch an einem Beispiel aus der Nähe von Ershausen: Misserode. "Wenn man sich die Belege anschaut, ist eben von Missenrode, von Meissenrode die Rede", berichtet Schirmer. Abgeleitet sei der Ortsname daher vermutlich vom Moos. Das "-rode" im Namen sei hingegen ein Verweis, dass für die Siedlung ein Wald gerodet wurde.

Namen wie "Misserode" wurden häufig ganz einfach von der Umgebung abgeleitet. Bildrechte: Marie-Theres Engemann/MDR THÜRINGEN

Das Projekt ist vorerst auf sechs Jahre angelegt. Schon während dieser Laufzeit will Schirmer erste Ergebnisse vorlegen - in Form eines Ortsnamenlexikons in jeweils einzelnen Buchstaben gewidmeten Ausgaben.

Quelle: MDR KULTUR (Ellen Schweda)
Redaktionelle Bearbeitung: ts

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 20. Februar 2024 | 18:10 Uhr

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