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HandelStreit um Bierpreis: Rosenbrauerei beliefert Rewe nicht mehr

08. Februar 2023, 16:30 Uhr

Die Rosenbrauerei Pößneck verlangt wegen gestiegener Preise 14 Euro mehr pro Hektoliter Bier. Der Handelspartner Rewe will aber weniger zahlen. Nun werden die Märkte nicht mehr mit Bier aus der Rosenbrauerei beliefert.

von Katja Bomeier, MDR THÜRINGEN

Weil vor allem die Kosten für Strom und Malz stark gestiegen sind, verlangt die Rosenbrauerei Pößneck im Saale-Orla-Kreis mehr Geld für ihr Flaschenbier. Der Handelspartner Rewe allerdings wollte nach Aussage des Brauereichefs Nico Wagner nicht die geforderten 14 Euro mehr pro Hektoliter zahlen, sondern nur deutlich weniger. Bis auf Weiteres würden die Rewe-Märkte in der Region deshalb nicht mehr mit Bier aus der Rosenbrauerei beliefert. Zuerst hatte die "Ostthüringer Zeitung" von dem Lieferstopp berichtet.

Es geht um 1,50 Euro pro Kasten

So lange der Vorrat reicht, gibt es noch Bier aus der Rosenbrauerei Pößneck in den Rewe-Märkten der Region. Nachschub allerdings werde vorerst nicht geliefert, sagte Brauereichef Wagner. Eine Preiserhöhung um 14 Euro pro Hektoliter würde im Supermarkt laut Wagner 1,50 Euro oder etwa 15 Prozent mehr pro Kasten ausmachen. Rewe wolle maximal acht Euro mehr pro Hektoliter hinnehmen. Das reicht der Rosenbrauerei nach eigenen Angaben nicht.

Verhandlungen mit Rewe noch nicht abgeschlossen

Die Brauerei muss steigende Kosten verkraften. So seien vor allem Strom und Malz teuer geworden. Für Strom zahlt die Brauerei laut Wagner sechs, für Malz fünf Euro pro Hektoliter mehr. Bei einem Jahresabsatz von mehr als 42.000 Hektolitern im vergangenen Jahr summieren sich die Kosten auf fast eine halbe Million Euro.

Dazu kommt: Die Mitarbeiter bekommen seit diesem Jahr mehr Geld. Die Gehaltserhöhung von 13 Prozent sei überfällig gewesen, so der Brauereichef. Außer Rewe hätten für die Preiserhöhung aller anderen Handelsketten Verständnis gehabt und die Preise angepasst.

Zwar sei Rewe der siebtgrößte Kunde der Brauerei, beziehe jährlich 2.000 Hektoliter Bier. Dadurch, dass die Brauerei breit aufgestellt sei, könne man den Verlust abfedern. Rewe selbst wollte sich auf MDR THÜRINGEN Nachfrage nicht äußern, weil die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen seien.

Thüringer Brauereien verlangen mehr Geld

Aber nicht nur die Rosenbrauerei Pößneck hat ihre Preise angehoben. Auch andere Thüringer Brauereien verlangen mehr Geld für ihre Biere - unter anderem die Brauereien in Neunspringe, Watzdorf, Dingsleben oder Altenburg. Im Schnitt müssen Kunden im Geschäft rund zehn Prozent mehr für den Kasten Bier zahlen.

Anders als bei der Rosenbrauerei haben die Brauereien eigenen Angaben nach zwar durchaus zähe Verhandlungen geführt. Man sei sich am Ende aber mit den Handelspartnern über die Preiserhöhung einig geworden.

Von dem, was der Kunde im Laden mehr zahlt, bekommen die Brauereien übrigens etwa 40 Prozent. Die anderen 60 Prozent setzen sich aus Mehrwertsteuer, Kosten etwa für die Logistik und Erträge für den Handel zusammen.

Rohstoffe sind teurer geworden

Auch wenn Verbraucher mehr für Thüringer Bier zahlen müssten, würde das nur einen Teil der entstandenen Kosten auffangen, heißt es etwa aus den Brauerei in Neunspringe und Watzdorf. So seien Rohstoffe wie Malz oder Gerste, aber auch Strom und Gas sowie Flaschen, Kästen und der Transport deutlich teurer geworden. Deshalb versuchen die Brauerei auch zu sparen. Dafür wurde etwa in der Altenburger Brauerei in neue Technik investiert. Laut Chef Bastian Leikeim wurde die Kühlanlage erneuert, eine Solaranlage gebaut und alte Rohre isoliert.

Für dieses Jahr hoffen die Brauereien, dass wieder viel Bier verkauft wird. Mit dem Absatz im vergangenen Jahr waren die meisten Brauereien zufrieden. So sei die Nachfrage aus der Gastronomie nach Bier wieder deutlich gestiegen. Teilweise sei sie so groß wie vor Corona gewesen.

Das sagen unsere User:

Aus Sicht von Gucker handelt der Brauereichef konsquent. Wenn er dem Druck von REWE nachgäbe, würde er die Arbeitsplätze seiner Beschäftigten gefährden. parusmajor2 bezeichnete Appelle an moralische Verantwortung des örtlichen REWE-Franchisenehmers als aussichtslos und naiv, da er die Preise nicht bestimme. Ignatz Wrobel sah kein Problem, denn der Markt reguliere die Preise. Ähnlich Peter Pan: "Wer Rosenbräu gern trinkt, wird mit 1,50€ je Kasten mehr problemlos leben können. Wer Bier trinkt wegen des Trinkens und nicht wegen des Geschmacks, wird eh immer die billigste Plörre kaufen." Dagegen spottete Tamico161, dass die Handelsketten mit ihren "wirklich sehr geringen Gewinnen" Lieferanten knebeln müssten. Seine Anteilnehme gelte den Großaktionären dieser "Megakonzerne".

Zum Preisniveau steuerte Guter Schwabe bei, dass beim ihm der Kasten großer Münchner Marken nicht unter 18 Euro verkauft werde und von regionalen Anbietern ab 14 Euro. Für wer auch immer wäre damit nichts dabei: "Als Biertrinker schaue ich, dass der Kasten max. 10 € kostet. Wenn dann Sorten, die meiner Frau und mir schmecken im Angebot sind, werden halt mal 4 bis 5 Kästen gekauft." Guter Mensch setzte seine Grenze ähnlich: "Ich habe so meine Lieblings Marken und meine Obergrenze sind 11€." Mitleidslos nüchtern meldete sich djehuti: "Biertrinken schadet erwiesenermaßen. Je weniger Bier die Menschen trinken, desto besser. Das ist einer der wenigen positiven Aspekte der derzeitigen Preiserhöhungen."

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 08. Februar 2023 | 07:00 Uhr

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