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Die Kielstein-Gruppe betreibt in Thüringen und anderen Bundesländern Medizinische Versorgungszentren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Medizinische VersorgungszentrenArzt und Unternehmer verlässt Kielstein-Geschäftsführung - Ermittlungen laufen

21. Juli 2023, 05:00 Uhr

Die Thüringer Kielstein-Gruppe betreibt in Deutschland mehrere Medizinische Versorgungszentren. Deren Gründer hat nun seine Leitungsfunktionen abgegeben. Seit Anfang 2023 ermittelt die Staatsanwaltschaft Meiningen wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug in Kielstein-Praxen.

von Karsten Heuke, MDR THÜRINGEN

Der Thüringer Arzt und Unternehmer Volker Kielstein hat sich aus der Geschäftsführung seiner im Fokus von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen stehenden Unternehmensgruppe komplett zurückgezogen. Recherchen von MDR THÜRINGEN zufolge hat der 52-Jährige seine Leitungsfunktionen im Juni abgegeben. Die Kielstein-Gruppe betreibt zahlreiche Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in Thüringen, aber auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin.

Anfang 2023 waren Ermittlungen wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug in Kielstein-Praxen bekannt geworden. Der Verdacht richte sich gegen zwei Beschuldigte, hieß es damals. Leistungen seien möglicherweise seit dem Jahr 2018 falsch abgerechnet worden. Die Polizei hatte in Erfurt, Jena, Suhl, Rudolstadt und Kahla Einrichtungen und Wohnungen durchsucht und rund sechs Terrabyte Daten sichergestellt.

Jochen Grundler von der Staatsanwaltschaft Meiningen sagte nun MDR THÜRINGEN, die zeitaufwendige Auswertung laufe noch und es könnten noch keine Details genannt werden. Es werde weiter schrittweise versucht, relevante und nicht-relevante Daten voneinander zu trennen.

Kielstein-Gruppe will sich nicht äußern

Die Kielstein-Gruppe erklärte auf Anfrage von MDR THÜRINGEN, sich zu dem laufenden Verfahren nicht inhaltlich äußern zu wollen. Die Gruppe kooperiere jedoch mit den Behörden und unterstütze vollumfänglich eine möglichst schnelle Aufklärung. Der Rückzug von Volker Kielstein aus der Geschäftsleitung sei langfristig geplant gewesen, teilte eine Sprecherin mit. Volker Kielstein hat Ende Juni nach fast zwölf Jahren die Leitung der "Dr. med. Kielstein Ambulante Medizinische Versorgung GmbH" mit Sitz in Erfurt abgegeben.

Laut Handelsregister ist der 52-Jährige ebenfalls nicht mehr Geschäftsführer der Kielstein Management GmbH in Erfurt, der Klinik Schöneberg GmbH in Berlin und des MVZ an der Klinik Schöneberg GmbH. Die Geschäftsführung in den Berliner Unternehmen hatte Kielstein erst im Zuge des Einstiegs des Investors Triton übernommen.

Das deutsch-schwedische Beteiligungsunternehmen hatte sich Anfang 2022 in die Kielstein-Gruppe eingekauft und sie organisatorisch neu aufgestellt. Die Berliner Klinik fungiert dabei als Träger für die MVZ. Unternehmensgründer Volker Kielstein selbst hatte das damit begründet, so die Zukunft rechtlich absichern und die Unternehmensnachfolge regeln zu wollen.

Weitere Standorte in Deutschland geplant

Die Kielstein-Gruppe betreibt derzeit fast 50 medizinische Standorte, unter anderem in Erfurt, Jena, Eisenach, Gotha und Suhl, aber auch in Berlin und Leipzig. Eigenen Angaben zufolge beschäftigt sie rund 600 Mitarbeiter, darunter etwa 120 angestellte Ärzte. Dazu gehören Allgemeinärzte, Internisten, Neurologen und Kardiologen.

Weitere Standorte sind geplant, so ist aktuell ein weiteres Ärztehaus im Erfurter Norden im Bau. Die Kielstein-Gruppe bildet auch Fachärzte selbst aus. Außerdem will das wachsende Thüringer Unternehmen bundesweit expandieren und hat dafür bereits zahlreiche Kielstein-Regionalgesellschaften gegründet.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 21. Juli 2023 | 08:00 Uhr