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Das Robert Koch-Institut hat in der aktuellen Erkältungswelle in Thüringen mehr als 700 Scharlach-Patienten registriert. Bildrechte: Colourbox.de

KrankheitenRückkehr der Himbeerzunge: Scharlach breitet sich in Thüringen aus

24. März 2023, 16:28 Uhr

Die Erkältungswelle hat Thüringen immer noch fest im Griff, das merken wir zu Hause, bei der Arbeit und in den Kindergärten und Schulen. Kommt auch noch eine Scharlach-Welle auf uns zu? Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Fallzahlen massiv erhöht. Doch die Behörden sehen das gelassen.

von Olaf Nenninger, MDR THÜRINGEN

Die Kinder klagen über Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, wenig später ist die Zunge grellrot. Auf dieser sogenannten Himbeerzunge sind kleine weiße, oft gepunktete Beläge zu sehen. Dazu kommen entzündete Mandeln und rasch ansteigendes Fieber.

Schon am zweiten Tag kann ein Hautausschlag auftreten, der sich von den Achselhöhlen, Leitenbeugen und den Oberschenkelinnenseiten ausbreitet. Unbehandelt verläuft Scharlach meist milde. Durch die Gabe von Antibiotika lässt sich die Heilung beschleunigen - zumal entzündete Mandeln oder Mittelohren alles andere als angenehm sind, insbesondere für Kinder.

Mehr als 700 Scharlach-Patienten hat das Robert Koch-Institut in Thüringen bisher in der aktuellen Erkältungssaison registriert und damit einen gravierenden Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Denn in der vergangenen Saison waren es nur 78 Fälle. Die Zahl hat sich demnach verneunfacht. 2020/21 waren es sogar nur 33.

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Krankenkassen und Gesundheitsämter geben Entwarnung

Krankenkassen und Gesundheitsämter beobachten die Situation aufmerksam - geben aber auch Entwarnung. Die niedrigen Fallzahlen der vergangenen Jahre seien Auswirkungen der strengen Anti-Corona-Regeln gewesen. "Scharlach konnte sich damals wegen der Lockdowns, geschlossener Schulen und Kindergärten unter den Kleinen nicht so stark ausbreiten. Diesen Effekt haben wir ja auch bei anderen Infektionskrankheiten bemerkt", vermutet Kristian Philler vom Jenaer Gesundheitsamt.

Derzeit gingen die Zahlen bei allen möglichen Infektionen in die Höhe. Abwasseruntersuchungen haben ergeben, dass auch Keuchhusten grassiere, aber auch Magen-Darm-Infekte, die echte Grippe und natürlich nach wie vor Covid-19.

Kinder infizieren sich besonders in Schulen und Kindergärten mit Scharlach. Bildrechte: Panthermedia

Viele Erkrankungen in Jena, Weimar und Erfurt

Die aktuellen Fallzahlen weisen eine Diskrepanz zwischen den Ballungsgebieten und dem ländlichen Raum auf. Demnach gibt es in Jena, Weimar und Erfurt besonders viele Scharlach-Erkrankungen, in den Landkreisen sind die Zahlen dagegen niedrig. Guido Dressel, Chef der Techniker Krankenkasse in Thüringen, erklärt das mit der höheren Bevölkerungsdichte in den größeren Städten. Das ist ein möglicher Ansatz.

Kinder infizieren sich aber besonders häufig in Schulen und Kindergärten. Und die gibt es genauso auf dem Land. Kristian Philler vom Gesundheitsamt Jena glaubt daher, dass aus dem ländlichen Raum deutlich weniger gemeldet wird, also viele Infektionen unbemerkt bleiben.

Thüringen ist zurück in der Normalität

Die Causa Scharlach in Thüringen zeigt vor allem eines: Wir sind zurück in der Normalität. Denn in der vergangenen Saison vor dem Auftritt von Corona wurden in Thüringen mehr als 800 Scharlach-Erkrankungen gemeldet, vor gut zehn Jahren waren es sogar über 1.200 Fälle.

Zum Aufklappen: Mindestens 71 Grippe-Tote in Thüringen

In Thüringen sind in dieser Grippe-Saison nach Angaben des Gesundheitsministeriums bislang 83 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Virusgrippe (Influenza) erfasst worden. In 71 Fällen war die Virusgrippe alleinige Todesursache.

Insgesamt knapp 22.000 Krankheitsfälle wurden in Thüringen seit Herbst gemeldet. Wegen Influenza in ein Krankenhaus eingewiesen wurden knapp 1.300 Erkrankte. Der Höhepunkt der Grippewelle ist bereits seit dem Jahreswechsel überschritten.

Das Gesundheitsministerium geht von einer gewissen Dunkelziffer bei den Grippe-Fällen aus, da viele Ärzte wegen der meist eindeutigen Symptome auf eine Labordiagnostik verzichten. Erfasst werden in der Regel nur die mittels Labordiagnostik bestätigten Erkrankungen.

Nichtsdestotrotz sollte die Erkrankung ernst genommen werden. Sie ist hochansteckend und meldepflichtig. Bei Verdacht sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Infizierte Kinder müssen zu Hause bleiben, bis sie die Bakterien - einen bestimmten Streptokokken-Stamm - nicht mehr weitergeben können.

Verteilt werden die Erreger über die Atemwege, genau wie das Coronavirus. Auch Erwachsene können sich anstecken, selbst wenn sie bereits eine Scharlach-Erkrankung durchgemacht haben.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 24. März 2023 | 19:00 Uhr

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