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"Touristenmagnet"Schutzhülle in Tschernobyl offiziell in Betrieb

10. Juli 2019, 22:03 Uhr

Die neue riesige Schutzhülle über dem 1986 explodierten Reaktor des Atomkraftwerks Tschernobyl ist am Mittwoch offiziell in Betrieb genommen worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte bei der Einweihung, man müsse der Sperrzone nun ein neues Leben geben. Sie solle zu einem Magnet für Wissenschaftler und Touristen werden.

Am zerstörten Atomreaktor in Tschernobyl ist eine neue Schutzhülle offiziell in Betrieb genommen worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte bei der Einweihung, Dutzende Länder hätten sich an der Finanzierung beteiligt, um "den ganzen Planeten und die Menschheit vor radioaktiver Verseuchung zu schützen."

45 Länder tragen die Kosten

Die 108 Meter hohe und 36.000 Tonnen schwere Metallkonstruktion soll hundert Jahre halten. An den Kosten, die mit bis zu zwei Milliarden Euro angegeben werden, hatten sich 45 Länder beteiligt. Die Schutzhülle war bereits 2016 über den alten Reaktor geschoben worden. In den kommenden Jahren soll der kurz nach dem Unglück zur Eindämmung der radioaktiven Strahlung errichtete alte Beton-Sarkophag abgebaut werden. Er hatte über die Jahre Risse bekommen.

Die Sperrzone um das explodierte Atomkraftwerk Tschernobyl sollen zukünftig mehr Wissenschaftler und Touristen besuchen, erklärte Selenskyj weiter. Das Gebiet solle zu einem "Touristenmagnet" werden. Tschernobyl solle der Welt gezeigt werden.

Wir müssen heute diesem Territorium neues Leben geben.

Wolodymyr Selenskyj | Präsident Ukraine

100.000 Besucher dieses Jahr

Im Gebiet um die Atomruine gibt es geführte Touren. Um es zu befahren, ist eine Anmeldung nötig. 2018 besuchten über 70.000 Menschen die Sperrzone, darunter fast 50.000 Ausländer. Für dieses Jahr werden erstmals über 100.000 Besucher erwartet. Zuletzt hatte die amerikanisch-britische Serie "Chernobyl" große Aufmerksamkeit auf die Katastrophe gerichtet.

Der vierte Block des sowjetischen Atomkraftwerks Tschernobyl war am 26. April 1986 bei einem missglückten Experiment explodiert. Die radioaktive Wolke verstrahlte große Gebiete im heutigen Weißrussland, in der Ukraine und Russland. Auch in anderen europäischen Ländern wurde über längere Zeit erhöhte radioaktive Strahlung gemessen.

EU gibt eine Milliarde

Das internationale Baukonsortium Novarka übertrug der Ukraine die Verantwortung für die neue Schutzhülle. Neben der Instandhaltung und Nutzung sei Kiew nun auch für die Demontage des ersten Sarkophags verantwortlich, der schnell nach der Havarie errichtet worden sei, teilte die EU-Vertretung in Kiew auf Facebook mit. Die EU habe der Ex-Sowjetrepublik seit 1991 mit knapp einer Milliarde Euro für die Atomsicherheit geholfen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 10. Juli 2019 | 20:30 Uhr

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