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BrasilienEx-Präsident Lula da Silva bei Präsidentschaftswahl vorn

03. Oktober 2022, 20:57 Uhr

In Brasilien hat der frühere linke Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva die erste Runde der Präsidentenwahl gewonnen. Amtsinhaber Bolsonaro liegt aber nur knapp hinter ihm.

In Brasilien hat der frühere Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva die erste Runde der Präsidentenwahl knapp gegen Amtsinhaber Jair Bolsonaro gewonnen. Wie das Wahlamt in der Nacht zum Montag nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte, kam der linke Ex-Staatschef auf knapp 48 Prozent, der rechte Amtsinhaber auf fast 44 Prozent.

Entscheidung nach Stichwahl Ende Oktober

Da keiner der beiden Politiker die absolute Mehrheit der Stimmen erhalten hat, entscheidet Ende Oktober eine Stichwahl zwischen den beiden, wer neuer Präsident wird. Ein Sieg des Herausforderers und eine Niederlage Bolsonaros wären von historischer Tragweite: Seit die Verfassung Ende der 1990er Jahre geändert und eine Wiederwahl zugelassen wurde, haben alle amtierenden Präsidenten eine zweite Amtszeit errungen.

Zudem wäre Lula der erste Präsident, der dreimal ins oberste Staatsamt gewählt wird. Der ehemalige Gewerkschaftsführer regierte Brasilien bereits von 2003 bis 2010. Nachdem er von April 2018 bis November 2019 wegen Korruption im Gefängnis saß, erhielt er im März 2021 seine politischen Rechte zurück. Die Prozesse und Urteile wurden wegen Verfahrensfehlern annulliert.

Bolsonaro schürte Gerüchte über Wahlfälschungen

Lula gab seine Stimme in der Stadt Sao Bernardo do Campo im Mitgliedsstaat Sao Paulo ab. Bolsonaro wählte in Rio de Janeiro. Die Wahlen starteten landesweit ohne besondere Zwischenfälle. Im Vorfeld hatte es Befürchtungen über mögliche Gewaltausbrüche gegeben. So wurden in den vergangenen Monaten mindestens drei Anhänger von Lulas Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores) von Bolsonaro-Anhängern getötet.

Bolsonaro hatte im Vorfeld der Wahl Gerüchte geschürt, dass die elektronischen Urnen manipuliert würden. Alles andere als sein Erdrutschsieg sei unter normalen Bedingungen unmöglich, so der Präsident. "Worauf es ankommt, sind saubere Wahlen ohne Probleme", sagte der Staatschef bei der Stimmabgabe. Als Journalisten ihn fragten, ob er das Ergebnis anerkennen werde, drehte er sich weg.

Die Wahl hat die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas extrem gespalten. Lula bezeichnete Bolsonaro wegen dessen zögerlicher Corona-Politik als Völkermörder. Bolsonaro wiederum nannte seinen Kontrahenten nach dessen zwischenzeitlicher Verurteilung wegen Korruption einen Dieb.

In Brasilien herrscht Wahlpflicht

Auch die 27 Gouverneure, die Kongressabgeordneten und die Landesparlamente wurden neu gewählt. In Brasilien herrscht Wahlpflicht. Die Geldbuße für diejenigen, die der Wahl fernbleiben, ist mit umgerechnet knapp sieben Euro allerdings gering und somit eher symbolisch. 16- und 17-Jährige sowie über 70-Jährige und Analphabeten dürfen wählen, müssen aber nicht.

KNA/dpa/AFP(jan)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. Oktober 2022 | 15:15 Uhr