Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Segen und Fluch zugleich: die Rückkehr des Europäischen Wolfs. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

ArtenschutzEU-Kommission will Schutzstatus des Wolfs senken

21. Dezember 2023, 14:47 Uhr

Ob Wölfe in der EU gejagt werden dürfen oder nicht, darüber wird in Deutschland und in etlichen EU-Staaten seit Jahren gestritten. Jetzt hat sich die EU-Kommission dazu geäußert. Die Behörde will den Status des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" herabsenken.

von MDR

Die Europäische Kommission will die strengen Schutzregeln für Wölfe lockern. Man schlage vor, den Status des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" herabzusenken, teilte die Brüsseler Behörde bereits am Mittwoch mit.

Dies würde es erlauben, die Jagd auf Wölfe zu genehmigen, wenn dadurch nicht der Erhalt von Populationen gefährdet wird.

Gute Nachricht für die Artenvielfalt, Gefahr für die Nutztierhaltung

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte zu dem Vorstoß, die Rückkehr des Wolfs sei eine gute Nachricht für die Artenvielfalt in Europa. Die Dichte der Wolfsrudel in einigen europäischen Regionen sei inzwischen jedoch zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung.

Von der Leyen berief sich dabei auf eine gleichzeitig veröffentlichte Analyse, die zeigt, dass die Wolfspopulationen in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich zugenommen haben und immer größere Gebiete besiedeln. Demnach gibt es mittlerweile mehr als 20.000 Wölfe mit meist wachsenden Populationen und expandierenden Streifgebieten sowie Rudel mit Welpen in 23 Mitgliedstaaten.

Mehr als 1.000 Wolfsübergriffe in Deutschland

Mit dem Vorschlag für ein Herabsetzen des Schutzstatus für Wölfe kommt die EU-Kommission insbesondere den Forderungen von Nutztierhaltern und Landwirten nach. Diese verweisen seit Langem auf zunehmende Probleme.

Allein in Deutschland ist die Zahl der Wolfsübergriffe auf Nutztiere nach einem Bericht im vergangenen Jahr deutlich auf mehr als 1.000 Fälle gestiegen. Dabei wurden mehr als 4.000 Nutztiere getötet oder verletzt. Ob die Bundesregierung den Vorstoß unterstützt, blieb zunächst unklar.

Umweltministerin Steffi Lemke hatte sich Anfang des Jahres noch klar gegen die Absenkung des Schutzstatus für Wölfe ausgesprochen und unter anderem darauf verwiesen, dass der Abschuss von einzelnen auffälligen Wölfen auch heute schon unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist.

Vorschlag braucht Unterstützung von mindestens 15 Staaten

Um den Vorschlag der EU-Kommission umzusetzen, müssten ihm in einem ersten Schritt mindestens 15 der 27 EU-Staaten zustimmen. Gleichzeitig müssen diese allerdings auch zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU repräsentieren.

Im nächsten Schritt müsste der Vorschlag dann auch noch den anderen Vertragsparteien des sogenannten Berner Übereinkommens vorgelegt werden. Dieses soll in ganz Europa und darüber hinaus die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sichern.

Umwelt- und Naturschutzorganisationen wie BUND, Nabu und WWF kritisierten am Mittwoch das Vorgehen der EU-Kommission und forderten, den Herdenschutz zu verbessern.

Mehr zum Thema Wolf:

dpa (nvm)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 21. Dezember 2023 | 11:39 Uhr