SlowakeiSondergericht spricht Geschäftsmann im Mordfall Kuciak frei
Die slowakische Investigativjournalist Jan Kuciak und seine Verlobte sind vor fünf Jahren getötet worden. Der slowakische Geschäftsmann Marian Kocner wurde beschuldigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Nun hat ihn ein Sondergericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Eine Mitangeklagte wurde zu einer langen Haftstrafe verurteilt.
Mehr als fünf Jahre nach dem Doppelmord an einem slowakischen Enthüllungsjournalisten und dessen Verlobter ist der Millionär Marian Kocner freigesprochen worden. Ein Sondergericht in der Nähe von Bratislava kam am Freitag zu dem Schluss, dass dem Unternehmer nicht nachgewiesen werden könne, dass er die Ermordung in Auftrag gegeben habe. Richterin Ruzena Sabova sagte, es habe Zweifel gegeben.
Verbindungen zur italienischen Mafia
Das Gericht befand jedoch die ebenfalls angeklagte Alena Zsuzsova, eine Vertraute Kocners, für schuldig. Sie soll den Doppelmord organisiert und weitere Morde geplant haben. Sie wurde zu 25 Jahren Haft und einer Geldstrafe in Höhe von 160.000 Euro an die Familien der Opfer verurteilt. Sowohl Kocner als auch Zsuzsova sitzen derzeit Haftstrafen für andere Verbrechen ab. Die Staatsanwaltschaft hatte Kocner als eigentlichen Drahtzieher und Zsuzsova nur als Komplizin angeklagt.
Der 27-jährige Jan Kuciak und seine gleichaltrige Verlobte Martina Kusnirova waren 2018 zu Hause erschossen worden. Kuciak hatte zu Verbindungen zwischen der italienischen Mafia und slowakischen Politikern recherchiert und sich auch mit Kocners Geschäften befasst. Kocner stand mit hochrangigen Politikern in Verbindung.
Es wird erwartet, dass die Staatsanwaltschaft gegen Kocners Urteil Berufung einlegen wird. Die Familien der beiden Opfer kritisierten die Entscheidung des Sondergerichts. Die Mutter der ermordeten Martina Kusnirova sprach von einer "Schande". Der Vater von Jan Kuciak erklärte, man werde es nicht dabei belassen.
Kocner und Zsuzsova waren in dem Mordfall zunächst freigesprochen worden. Das Oberste Gericht der Slowakei hob die Freisprüche aber im Jahr 2021 auf, nachdem es "mehrere Fehler" im vorherigen Verfahren festgestellt hatte.
Ex-Soldat führte Mord aus
Ausgeführt hatte den Mord der Ex-Soldat Miroslav Marcek, der zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Der Doppelmord hatte europaweit für Erschütterung gesorgt. In der Slowakei löste er eine Krise und die größten Demonstrationen seit dem Ende des Kommunismus aus und führte zum Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Robert Fico.
dpa, AFP (kar)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 19. Mai 2023 | 18:00 Uhr