Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Sanierungszwang durch EU-Gebäuderichtlinie ist weggefallen. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Kai Remmers

KlimaschutzEU-Länder einigen sich auf Gebäuderichtlinie ohne Sanierungspflicht

08. Dezember 2023, 16:52 Uhr

Das EU-Parlament und der Rat der Mitgliedstaaten haben sich auf neue Energievorgaben in der sogenannten Gebäuderichtlinie geeinigt. Eine Sanierungspflicht für Hausbesitzer, wie sie ursprünglich im Vorschlag der EU-Kommission vorgesehen war, soll es demnach nicht geben. Die Wirtschaft hat den EU-Sanierungskompromiss gelobt, Kritik kommt von Umweltschützern.

Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten haben sich auf strengere Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden geeinigt. Die Einigung sieht nach Angaben des EU-Parlaments vor, dass ab dem Jahr 2030 alle neuen Gebäude klimaneutral sein sollen, für Gebäude in öffentlicher Hand gilt dies bereits ab dem Jahr 2028. Der gesamte Gebäudebestand soll außerdem bis 2050 klimaneutral sein.

EU legt konkrete Einsparziele fest

Konkret soll der Energieverbrauch von Wohngebäuden im Schnitt bis 2030 um 16 Prozent und bis 2035 um 20 bis 22 Prozent sinken. Für Gebäude, die nicht zum Wohnen gedacht sind, sehen die Vorschriften vor, dass 16 Prozent der am wenigsten energieeffizienten Gebäude bis 2030 und 26 Prozent bis 2033 renoviert werden müssen.

Wichtigster Punkt: Die befürchtete Zwangssanierung von älteren Wohngebäuden ist vom Tisch. Im Gesetz wird es keine Sanierungsverpflichtung für Besitzer geben. Stattdessen können die Mitgliedstaaten selbst festlegen, wie konkret sie die festgelegten Energieziele erreichen wollen.

Aus für Gas- und Ölheizung rückt näher

Auch sollen Heizungsanlagen, die mit fossilen Brennstoffen funktionieren, bis 2040 ersetzt werden. Ab 2025 darf der Einbau etwa einer Gas- oder Ölheizung nicht mehr finanziell gefördert werden. Möglich sind aber finanzielle Anreize zum Einbau einer Hybridlösung, wenn der Gaskessel etwa zusammen mit einer Solarthermieanlage oder einer Wärmepumpe betrieben wird.

Bundesregierung und Wirtschaft loben EU-Sanierungskompromiss

Bundesbauministerin Klara Geywitz hat die Einigung gelobt. Sie schrieb auf X, es gebe keine Sanierungspflichten für Einzelgebäude. Der Kompromiss orientiere sich an der Realität und überfordere weder die Familie im Einfamilienhaus noch den Bäckermeister mit kleinem Verkaufsraum.

Verbände von Eigentümern, der Wohnungswirtschaft und des Handwerks äußerten sich zu der nun gefundenen EU-Einigung ebenfalls weitgehend positiv. Auch weil nach ihrem Verständnis eine umfassende Sanierungspflicht für besonders schlecht gedämmte Wohngebäude vom Tisch ist.

Der Eigentümerverband Haus & Grund teilte mit, die Gefahr eines massiven Wertverfalls von Gebäuden durch konkrete Sanierungspflichten sei weg. "Nichtsdestotrotz stehen die Hauseigentümer in Deutschland und ganz Europa vor enormen Herausforderungen", sagte Verbandspräsident Kai Warnecke mit Blick auf die beschlossenen Einsparziele.

Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen sprach von einem guten Weg. Es sei unstrittig, dass die CO2-Emissionen von Gebäuden weniger werden müssten. Noch strengere Vorgaben hätten nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Eigentümer hart treffen können.

Kritik von Umweltschützern

Bei Umweltschützern stößt die EU-Einigung hingegen auf Kritik. Irmela Colaço, Gebäudeexpertin beim BUND sagte, eine zentrale Maßnahme für Klimaschutz bei Gebäuden sei zum Bettvorleger degradiert worden. Sie hätte sich strengere Vorgaben für sehr schlecht ausgebaute und damit ineffiziente Gebäude gewünscht. Diese befeuerten die Klimakrise und Energiearmut.

Ähnliche Kritik kam vom Nabu. Gerade in schlecht sanierten Gebäuden würden oft Menschen mit niedrigem Einkommen leben, die so auch noch mit hohen Energiekosten zu kämpfen hätten, betonte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Wer in schlecht sanierten Gebäuden lebe, die mehr Energie verbrauchen, werde auch von hohen Energiepreisen härter getroffen.

Reuters/dpa/AFP(das,amu)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 08. Dezember 2023 | 09:41 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen