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Auf dem Weltwirtschaftsforum wird Desinformation mithilfe Künstlicher Intelligenz als großes Risiko gesehen. Bildrechte: IMAGO / Xinhua

DavosWeltwirtschaftsforum: Desinformation durch KI größtes globales Risiko

16. Januar 2024, 13:12 Uhr

Am Montag beginnt das jährliche Treffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Im Vorfeld hat das WEF einen globalen Risikobericht veröffentlicht. Und der stuft die Verbreitung von Falschinformationen durch künstliche Intelligenz als die größte Gefahr für eine globale Krise in den nächsten zwei Jahren ein – gefährlicher sogar als Extremwetterereignisse. Ist KI eine Gefahr wie nie?

Seit geraumer Zeit kursieren gefälschte, KI-generierte Audiodateien, die vermeintlich aus der Tagesschau stammen, online. Die Audios sollen den Eindruck erwecken, die Redaktion entschuldige sich für angebliche Lügen in der Berichterstattung. Darin heißt es: "Wir haben wissentlich die häufig gravierenden und teils tödlichen Nebenwirkungen der Corona-Impfung verschwiegen." Ein Deep Fake wurde im November auf einer Pegida Demo in Dresden abgespielt.

Solche gefälschten, aber seriös klingenden Fakes sind der Grund, warum fast 1.500 vom Weltwirtschaftsforum befragte Experten mehrheitlich sagen: Desinformation wird in den kommenden zwei Jahren das gefährlichste Problem global.

Expertin: "Deep Fakes werden immer mehr an Bedeutung gewinnen"

Jutta Jahnel, Expertin vom Institut für Technikfolgenabschätzung in Karlsruhe, kann die Bewertung nachvollziehen: "Deep Fakes machen bisher einen kleinen Teil der Desinformation aus. Aber sie sehen täuschend echt aus und werden immer mehr an Bedeutung gewinnen – dadurch, dass diese Technologien auch immer mehr benutzt werden." Es ist so einfach wie nie, falsche Behauptungen, Bilder, Audio und Videos in wenigen Minuten herzustellen und zu verbreiten.

Studie: Hälfte der Deutschen kann Wahrheitsgehalt von Informationen im Netz nicht einschätzen

Das hat auch Folgen dafür, wie glaubwürdig und verlässlich Nachrichten wahrgenommen werden: Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung konnten fast die Hälfte der Deutschen nach eigenem Bekunden nicht einschätzen, ob Infos im Netz richtig waren oder falsch.

Und: Wer verlässliche Infos sucht, macht dies meist auch im Netz – per Google und Co. Doch auch die Suchmaschinen nutzen zunehmend KI generierte Inhalte. Microsoft beispielsweise integriert derzeit ChatGPT in seine Suche und bald auch in das gesamte Betriebssystem Windows 11.

Das Problem dabei ist: Die Suchergebnisse zu politischen Informationen und Wahlen, die ChatGPT in einer Studie der NGO Algorithmwatch ausspuckte, waren teils desaströs falsch, sagt Carla Helming. Sie hat die Untersuchung in Deutschland koordiniert: "Wenn es zum Beispiel um Umfragen geht, die ja wichtig sind, wenn man sich als Wähler vor der Wahl informieren will, kann man sich überhaupt nicht darauf verlassen. Da haben wir teilweise erfundene Umfragewerte gesehen. Und das ist ein großes Problem."

Kampf gegen Desinformation gestaltet sich schwierig

In diesem Jahr finden weltweit mehr als 70 Wahlen statt, darunter die Präsidentenwahl in den USA und die Europawahl. Und auch in Brandenburg, Thüringen und Sachsen stehen Landtagswahlen an. Was also tun, um Falschinfos zu verhindern?

Dass die Politik mit Gesetzen bis dahin schon Fake News auf Social Media effektiv eingedämmt hat, ist unrealistisch, sagt Jutta Jahnel vom Institut für Technikfolgenabschätzung in Karlsruhe: "Regulatoren sind immer einen Schritt hinten dran und das wird immer so sein. Das ist ja das Problem von Regulierung und auch von Politik, dass meistens der Missbrauch immer schneller erfolgt, als wie man hinterher praktisch regulieren kann."

Die KI Verordnung der Europäischen Union, die im Dezember beschlossen wurde, sei deshalb eine vergleichsweise schnelle Reaktion der Politik, so Jahnel. Wenn die Mitgliedsstaaten sich bis zur Europawahl einig werden, könnte sie voraussichtlich 2026 in Kraft treten. Bis dahin allerdings bleibt nur Bildung und Medienkompetenz der Nutzer, damit sie falsche von echten Informationen besser unterscheiden können.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Januar 2024 | 06:52 Uhr

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