Hochhaus in Leipzig
In Leipzig ist das Angebot an bezahlbaren Wohnungen in den vergangenen Jahren immer geringer geworden. Mieten stiegen bis zu 25 Prozent. Bildrechte: IMAGO/Rainer Unkel

Wohnungsmarkt Stadt erstellt Plan: Wie bleibt die Miete in Leipzig bezahlbar?

02. Mai 2024, 13:53 Uhr

Seit Jahren steigen die Mieten in Leipzig. Gleichzeitig nimmt das Angebot an freien Wohnungen ab. Die Stadt hat vergangenes Jahr mehrere Tausend Wohnungslose gezählt. Nun reagiert die Stadt und will ihre Ziele in der Wohnungspolitik nachjustieren. Mit mehreren Vorhaben will sie bezahlbares Wohnen ermöglichen. Gleichzeitig könnte der aktuelle Mietspiegel für Probleme sorgen.

Die Stadt Leipzig will künftig mehr für bezahlbares Wohnen tun. Dazu hat die Stadt eine Maßnahmenliste vorgestellt, mit der sie ihre wohnungspolitischen Ziele neu justieren will. Dass das notwendig ist, zeigt ein Blick auf die Entwicklung des Leipziger Wohnungsmarktes der letzten Jahre.

Nach Angaben der Stadt ist der Wohnungsleerstand deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig seien die Mieten in den letzten fünf Jahren um bis zu 25 Prozent gestiegen. Ende 2023 zählte die Stadt eigenen Angaben zufolge 4.600 Haushalte, die keine Wohnung fanden. Einige dieser Menschen seien wohnungslos, der andere Teil sei in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht.

Wohnen soll in Leipzig bezahlbar bleiben: Was ist geplant?

Die Stadt will dem Problem nun mit insgesamt 31 Maßnahmen begegnen. Dazu sollen etwa Flächen für Neubauten erworben und vorgehalten werden. Zudem solle es neue Beratungsangebote für barrierefreies Wohnen geben. Mit einer Zweckentfremdungssatzung, die verhindern soll, dass Wohnraum etwa für gewerbliche Nutzung zweckentfremdent wird, will die Stadt mehr Wohnungen schaffen. Auch soziale Erhaltungssatzungen sollen für günstigen Wohnraum sorgen.

Einen weiteren Baustein sollen die kommunalen Wohnungsgesellschaften beitragen. So soll die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) künftig jährlich 450 Wohnungen an Haushalte vermieten, die über das Sozialamt vermittelt werden. Der kommunale Bestand an Wohnungen soll wachsen und saniert werden. Diese Ziele übernehme die LWB auch in ihren Eigentümerzielen.

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Mehr Wohnungen für niedrige und mittlere Einkommen schaffen

Das abgeänderte wohnungspolitische Konzept der Stadt Leipzig werde auch Forderungen an Bund und Land enthalten. Diese sollen Förderprogramme auflegen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu erhalten. Die Stadt verfolge damit das Ziel, mehr Wohnungen für Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen anzubieten. Dabei sollen Leipzigerinnen und Leipziger, die Schwierigkeiten haben, auf dem freien Markt eine Wohnung zu finden, besser unterstützt und beraten werden.

Amtsrichter erklären Mietspiegel für unwirksam

Die steigenden Mieten in Leipzig könnten noch einen weiteren Grund haben. Das ist der in einigen Gerichtsverfahren de facto ausgehebelte Mietspiegel. Viele Klagen gegen Mieterhöhungen wurden abgeschmettert oder endeten mit einem Vergleich. Denn aus Sicht der Leipziger Amtsrichter wurden die Daten für den Mietspiegel zu einer Zeit erhoben, als noch der Freistaat und nicht die Stadt dafür zuständig war. Damit könnten Vermieter jetzt theoretisch leichter Mieterhöhungen durchsetzen, in dem sie drei Vergleichswohnungen anführen.

Ganz so einfach sei das aber nicht, erklärt der Vorsitzender des Eigentümer-Vereins Haus und Grund, Ronald Linke: "Es kommt im Verfahren immer auf die individuell betroffene Wohnung an." Die Miete von drei Vergleichswohnungen werde also nicht automatisch auf die Wohnung übertragen, bei der die Miete erhöht werden soll. "Die drei Vergleichswohnungen eröffnen nur das Verfahren, so wie das der qualifizierte Mietspiegel sonst getan hätte."

Was unterscheidet einen qualifizierten von einem einfachen Mietspiegel? Ein Mietspiegel ist eine Übersicht über die ortsübliche Vergleichsmiete, soweit die Übersicht von der Gemeinde oder von Interessenvertretern der Vermieter und der Mieter gemeinsam erstellt oder anerkannt worden ist. "Qualifiziert" ist ein Mietspiegel dann, wenn er nach anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen erstellt und von der nach Landesrecht zuständigen Behörde oder von Interessenvertretern der Vermieter und der Mieter anerkannt worden ist. Der qualifizierte Mietspiegel ist im Abstand von zwei Jahren der Marktentwicklung anzupassen und nach vier Jahren neu zu erstellen.

Aktuell gibt es noch kein endgültiges Urteil, dass den Leipziger Mietspiegel definitiv aushebelt. Ein neuer qualifizierter Mietspiegel wird wohl nicht vor Sommer nächsten Jahres vorliegen.

MDR (phb/sys)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 30. April 2024 | 16:00 Uhr

5 Kommentare

Micha R vor 2 Wochen

@ Maria A.
"...Interessant zu erfahren, dass es sogar qualifizierte Mietspiegel gibt...-"

Wieso?
Über das Thema qualifizierter Mietspiegel berichtete der mdr beispielsweise Anfang Februar:
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/mietspiegel-wohnung-104.html

der Vielfaltige vor 2 Wochen

Einfach Linke wählen! Böse Vermieter werden enteignet und dürfen keine Gewinne mehr mit Vermietung machen. Steht so ähnlich auf deren Wahlplakaten. Schon ist das Problem gelöst🤣

Maria A. vor 2 Wochen

Tja, man ist nicht immer online, MDR...

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