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Staat und Politik | Unterthema WahlenLehrerinformation zum Thema

05. Januar 2016, 09:30 Uhr

Wahlen in der DDR – das war nicht einfach ein weiteres "scheindemokratisches Feigenblatt", um die Obszönitäten einer totalitären Diktatur zu verdecken. Wahlen, also die Legitimation durch das Volk, hatten gerade in der "Volksdemokratie" DDR höchste politische Priorität. Die Beschäftigung mit diesem Thema ermöglicht deshalb vertiefte Einsichten in das Selbstverständnis des deutschen Real-Sozialismus …

Wie das Themenfeld Politik insgesamt berührt auch das Subthema Wahlen die Alltagswelt von Schülern, insbesondere in der Sek. I, wohl eher am Rande. Vor Erreichen des Wahlalters bleibt diese Möglichkeit demokratischen Engagements theoretisch. Erste Einblicke in die Ausübung von Mitbestimmung, freier Wahl und Wahlgeheimnis und damit thematischer Anknüpfungspunkt dürften immerhin die wohl bekannten Klassensprecherwahlen sein. Tatsächlich verspricht die Kontrastierung dieser Wahlen mit der Wahlpraxis der DDR einiges Motivationspotenzial auch für ein aus Schülersicht eher abstraktes Themengebiet. Unter diesem Gesichtspunkt kann eine Auswahl aus dem Zusatzmaterial (z.B. Material 1, Material 3, Material 4) als Einstieg ins Thema gewählt werden. Einen eher "indirekten", dafür emotional-affektiv ansprechenden Zugang zum Thema bietet die Beschäftigung mit Günter Polauke, der als SED-Bürgermeister Wahlfälschungen mitgetragen hatte. Sein Umgang mit dem eigenen Tun, sein Bekenntnis zu Schuld und Verantwortung (Video 5) berührt allgemein-ethische Dimensionen. Anknüpfungspunkt kann hier auch die Frage nach (Möglichkeiten zu) Widerstand sein.

Falls bereits Vorwissen zum politischen System der DDR und insbesondere zur Rolle der SED vorhanden ist, kann auch die offizielle Erklärung zum Ausgang der Kommunalwahlen 1989 (Video 1) am Beginn des Kurses stehen.

Die unterschiedlichen Materialgattungen – Dokumentationen (z.T. mit nachgestellten Szenen), Zeitzeugenberichte aus unterschiedlichen Perspektiven, originale DDR-Berichterstattung – haben für den Unterrichtseinsatz unterschiedliches Potenzial und erfordern jeweils gesonderte Vorbereitung. "Theorielastiges" Material, wie etwa die stark ideologisch gefärbte DDR-offizielle Erklärung zum Parteiensystem (Material 3), ist eher für die Sek. II geeignet.

Die Materialauswahl enthält ein Fallbeispiel, für das sich eine eingehendere Bearbeitung (z.B. Gruppenarbeit oder im Rahmen von Stationenlernen) anbietet: Exemplarisch für die Durchführung der Wahlfälschungen steht der genannte "Fall Polauke", dessen Rekonstruktion auf Grundlage des Materials (Video 3, Video 4, Video 5) durch weitergehende selbständige Recherche (z.B. weiterer Werdegang Polaukes) ergänzt werden kann.