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Die Ausbildung zur Bühnenmalerin eignet sich vor allem für kreative Menschen. Bildrechte: IMAGO / ecomedia/robert fishman

Ausbildungsberufe im PorträtWie werde ich Bühnenmalerin am Theater?

13. Februar 2024, 13:52 Uhr

Für die Gestaltung der Kulissen und Requisiten am Theater sind Bühnenmaler und Bühnenmalerinnen verantwortlich – sie lassen Visionen wie ein riesiges Flugzeug oder ein mehrstöckiges Mietshaus auf der Bühne Realität werden. Doch wie sieht der Arbeitsalltag im Job als Bühnenmaler oder Bühnenmalerin aus, und wie kann man den Beruf erlernen? Hier gibt es alle wichtigen Infos zur Ausbildung, zum Gehalt und den Berufschancen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

von Thilo Sauer, MDR KULTUR

Was macht ein Bühnenmaler?

Schon lange bevor die Proben am Theater beginnen, überlegen sich Regisseurinnen und Ausstatter, wie die Bühne aussehen soll. Dafür werden mit Stift oder Computer Zeichnungen angefertigt, später auch Modelle gebaut. Die werden dann in den Werkstätten von den Bühnenmalern im Großformat für die echte Bühne umgesetzt. Im Malsaal bekommt dann alles die richtige Farbe – seien es Stadtansichten, goldene Throne oder auch mal abstrakte Muster.

Welche Fähigkeiten und Qualifikationen brauche ich als Bühnenmaler?

"Man muss auf jeden Fall vorher gezeichnet haben", sagt Niklas Maranca, erster Theatermaler an den Bühnen Halle. "Freies Zeichnen, aber auch geometrisches und technisches Zeichen", ergänzt sein Chef Christian Wagner, der Leiter des Malsaals. Dabei geht es allerdings nicht darum, das schon perfekt zu beherrschen, sondern erstmal die Lust am Zeichnen zu haben. "Man kann auch mit relativ wenig Vorkenntnissen anfangen. Aber man wird dann, glaube ich, noch länger vor Herausforderungen gestellt", meint Maranca.

Für ihn ist der Beruf des Bühnenmalers weniger Handwerk, sondern schon eher Kunsthandwerk. Denn es gehe nicht nur darum, Wände zu streichen, sondern Holzplatten optisch in Marmorplatten zu verwandeln. Dafür muss man laut Maranca lernen, wie sich Material verhält, wie Farben wirken, wie Perspektiven auf einer Fläche erzeugt werden können.

Wichtig bei der Arbeit eines Bühnenmalers: Vor und nach der Arbeit müssen Pinsel und Farben ordentlich vorbereitet werden. Bildrechte: MDR/Thilo Sauer

Welche Ausbildung braucht man als Bühnenmaler?

Es gibt grundsätzlich zwei Arten, den Beruf als Bühnenmaler im Malsaal zu erlernen. Zum einen gibt es eine mehrjährige Ausbildung an den Theatern: Zum Beispiel das Staatstheater Meiningen bildet Bühnenmaler und -plastiker in Kombination aus, ebenso das Anhaltische Theater Dessau. Die Staatstheater in Dresden (u.a. Semperoper) bilden ausschließlich Bühnenplastiker aus – die dann beispielsweise Säulenelemente gestalten. An Häusern wie dem Theater Altenburg-Gera oder dem Gerhart-Hauptmann-Theater wird die Ausbildung nicht immer angeboten – Interessierte müssen sich hier auf den Seiten der Theaterhäuser informieren.

Die Hochschule für bildende Künste Dresden bietet auch einen Studiengang Theaterdesign an. Dort können vor allem die höheren Anforderungen erlernt werden, die beispielsweise für größere Kulissenmalereien nötig sind. Auch Niklas Maranca hat dort studiert, um heute als Bühnenmaler in Halle arbeiten zu können.

Wie läuft die Ausbildung zum Bühnenmaler ab?

Während vor einigen Jahren nur ein Volontariat mit praktischen Anteilen angeboten wurde, gibt es nun ein reguläres Ausbildungssystem für angehende Bühnenmaler, erläutert Werkstattleiter Christian Wagner. Zum einen arbeiten Auszubildende im Regelbetrieb mit und bemalen Bühnenteile. Dabei betont Wagner, dass hier keine Gesellenarbeiten angefertigt werden – was bemalt wird, soll später auch auf der Bühne zum Einsatz kommen. Im Wechsel gibt es immer wieder theoretische Abschnitte, wo die Azubis zu überregionalen Berufsschulen fahren, wo sie auch Theorieprüfungen ablegen.

Wie viel verdiene ich in der Ausbildung als Bühnenmaler?

Die Ausbildung als Bühnenmaler ist zwischen 1.000 und 1.400 Euro brutto vergütet. Die Theaterbetriebe übernehmen zusätzlich Fahrt und Unterbringung für die schulischen Ausbildungsabschnitte.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Bühnenmaler aus?

Je nach Werkstatt fängt der Arbeitstag für Bühnenmaler zwischen 7 und 9 Uhr an. In Halle beispielsweise wird immer etwas früher angefangen, weil gelegentlich vor den Proben noch auf der Bühne gearbeitet werden muss. In der Regel werden dann – mit Pause – acht Stunden durchgearbeitet. Bühnenmaler Niklas Maranca arbeitet oft über Wochen an einem großen Prospekt, das an der Bühnenrückseite hängt. Seine Kolleginnen und Kollegen sind in der Zeit mit kleineren Projekten beschäftigt, doch auch kleinere Elemente brauchen oft einen ganzen Tag, um fertig zu werden.

"Es ist schon entspannter", sind sich Niklas Maranca und sein Chef Christian Wagner mit Blick auf andere Werkstätten einig. Da einige Arbeiten auch mal mehrere Tage brauchen und zwischendurch erstmal trocknen müssen, entsteht – wenn die Vorplanung stimmt – kaum Stress. Auch die Atmosphäre ist im Vergleich zur Tischlerei sehr ruhig, weil der Pinsel nur wenig Lärm verursacht.

Im Malsaal arbeiten Bühnenmaler nach Modellen und Skizzen. Bildrechte: MDR/Thilo Sauer

Dabei wird man auch immer wieder aus seinem Trott geholt, so klingt es bei Bühnenmaler Maranca: "Es gibt immer wieder neue Technologien, neue Sachen, mit denen man sich beschäftigen kann." Denn an den Hochschulen werden neue Methoden entwickelt, um zum Beispiel mit 3D-Druck zu arbeiten, oder es sind neue Maltechniken erforderlich.

Bühnenmaler können auch an Filmsets arbeiten, erzählt Niklas Maranca, um dort Szenenbilder zu gestalten. Die Arbeitsweise unterscheidet sich dabei geringfügig: "Wenn wir für die Oper arbeiten, haben wir einen großen Abstand zum Publikum und müssen sehr effektvoll malen. Beim Film muss man wegen der Close-Ups sehr naturalistisch malen können." Außerdem sei die Arbeit für Bühnenmaler beim Film stressiger, weil die Sets für die einzelnen Szenen schneller verbraucht werden.

Wie viel verdiene ich als Bühnenmaler?

Bühnenmaler wird als künstlerischer Beruf gewertet. Daher wird kein Lohn, sondern eine Gage gezahlt. Das monatliche Mindestgehalt liegt bei 2.900 Euro brutto. Das kann aber je nach Erfahrung und Ausbildung nachverhandelt werden. Beim Film oder in Leitungspositionen beispielsweise ist die Gage höher, meint Bühnenmaler Maranca. Der Malsaal-Chef Christian Wagner schätzt, dass man durchaus bis zu 4.000 Euro verdienen kann.

Gibt es viele Stellenangebote für Bühnenmaler auf dem Arbeitsmarkt?

Wie bei so vielen Theaterberufen ist die Leidenschaft entscheidend. Das meint auch Bühnenmaler Niklas Maranca: "Wenn man richtig Lust darauf hat, hat man richtig gute Chancen – vor allem am Theater, aber auch freiberuflich." Auch aus den Theatern der Region ist immer wieder zu hören, dass Bühnenmalerinnen gesucht werden.

Körperliches Geschick ist nötig: Bühnenmaler Niklas Maranca muss vorsichtig auf der überdimensionalen Leinwand balancieren. Bildrechte: MDR/Thilo Sauer

Bühnenmaler: Für wen eignet sich der Job? Für wen eher nicht?

"Höhenangst darf man gar nicht haben", meint Niklas Maranca. Denn die Bühnenmaler haben gerne einige Meter Höhe und man muss dann vor der Premiere nochmal mit der Leiter hochklettern, um etwas auszubessern. Generell sollte man nicht unsportlich sein, meinen die beiden Bühnenmaler aus Halle: Für die nächste Produktion muss Niklas Maranca eine Leinwand bemalen, die auf ein grobes Gerüst gespannt ist. So muss er vorsichtig auf den Leisten balancieren, um an alle Stellen zu gelangen.

Außerdem ist Durchhaltevermögen gefragt, erzählt Christian Wagner. Denn teilweise fallen für Bühnenmaler auch stumpfsinnige Aufgaben an, bei denen man den ganzen Tag nur Bühnenteile in einer Farbe anmalt. "Das ist eine monotone Aufgabe", gibt der Werkstattleiter zu, aber zwischen den Produktionen gäbe es viel Abwechslung.

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